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Allmonatlich erscheint «in Heft
Ladenpreis jeden Heftes: 1 K beziehungsweise 80 Pfennige
Bisher sind erschienen:
1. Heft: Dr. Friedrich Freiherr von Wieser, k. k. Hofrat, Uni-
versitätsprofessor. „Die Lehren des Krieges."
2. Heft: Dr. Ottokar Weber, Unioerfitätsprofessor. „Österreich
und England."
3. und 4. Heft: Dr. Gustav Marchei, k. k. Unterrichtsminister a. D.,
Wirklicher Geheimer Rat. „Die Versorgung der Kriegs-
invaliden und ihrer Hinterbliebenen."
5. Heft: Peter Rosegger. «Heim zur Scbolle."!
6. und 7. Heft: Joses Szterängi, Wirklicher Geheimer Rat, kgl. ung.
Staatssekretär a. D., Reichstagsabgeordneter. „Wirtschaft-
liche Verbindung mit Deutschland."
S. und 9. Heft: Theodor von Sosnoskg, Schriftsteller in Wien.
„Der Traum vom Dreibund."
10. Heft: Hans Schrott-Fiechtl, Schriftsteller in Berlin. „Der
deutsche Bruder und Bsterreich."
11. Heft: Dr. Elemsr Hantos» Mitglied des ungarischen Reichs-
tages, Direktor des Rsichsverbandes ungarischer Finanzinstitute.
„Die finanzielle Kraftentfaltung der öster-
reichisch-ungarischen Monarchie. Die Kriegs-
anleihen der österreichisch-ungarischen Monarchie."
12. Heft: Hofrat'Professor Dr. Oswald Redlich. „Österreich-
Ungarns Bestimmung."
13. und 14. Heft: Reichsratsabgeordneter Franz Jefser: „Krieger-
heimstätten."
15. und 16. Heft: Von * * * „Einkreisung und Durchbruch
derJentralmächt e."
17. Heft: Marianne Tmna von Waldkamps: „Die Dienstpflicht
der Frau."
IS. und 19. Heft: Professor Dr. Roland von Hegediis, ungarischer
Reichstagsabgeordneter, Direktor der Pester Ungarischen
Kommerzialbank. „Ungarn nach dem Kriege."
20. Heft: Regierungsrat Professor Dr. Joses Gruntzel: „Unsere
künftige Wirtschaftspolitik".
/
Flugschriften
♦ ♦ für
Österreich-Ungarns
Erwachen
Herausgeber: Robert Ltrache
Literarische Leitung: Ferdinand Grüner
Zwanzigstes Heft
(Erstes bis zehntes Tausend)
Verlegt bei Ed. Strache, Kunst- und Verlagsanstalt
Warnsdorf i. V., im Kriegsjahr 1916
Unsere künftige
Wirtschaftspolitik
Von
Regierungsrat Prof. Dr. <Zosef Gruntzel
(Erstes bis zehntes Tausend)
Verlegt bei Ed. Eirache, Kunst- und Verlagsanstalt
Warnsdorf i. B., im Kriegsjahr 1916
OOLB LINZ
1111
+X022083401
Vorbemerkung.
Über die allgemeinen Voraussetzungen unserer künftigen
Wirtschaftspolitik in Gesetzgebung und Verwaltung mag heute,
da der Krieg noch tobt und erst der Friedensschluß den Grund-
stein zum Neubau abgeben wird, nur folgendes gesagt sein:
Eine tatkräftige Wirtschaftspolitik ist für Öster-
reich notwendiger, als für einen anderen Staat,
weil sie allein jene feste Interessengemeinschaft bilden kann,
welche die Völker Österreichs zu einer die nationale Verschieden-
heit überragenden Einheit verbinden kann. Der politische Aus-
gleich zwischen den Nationen, auf den bisher alle Hoffnungen
gerichtet waren, kann nicht von Dauer sein, weil er aus Mangel
an einer organischen Vertretung niemals rechtsverbindlich ge-
macht werden kann.
Die Wirtschaftspolitik muß ein einheitliches System
bilden, darf sich also nicht aus ein Teilgebiet beschränken und
auch nicht zulassen, daß auf mehreren Teilgebieten in verschie-
denem Sinne gearbeitet wird. In der Zeit des Absolutismus
war die Einheitlichkeit der Verwaltung dadurch sichergestellt,
daß der Wille des Herrschers^ letzter Linie überall entscheidend
war und bei dem geringen Umfange der Staatsgeschäste auch
in die äußersten Verzweigungen derselben durchdringen konnte.
In der Neuzeit ist an die Stelle des persönlichen Willens die
sachliche Notwendigkeit getreten, die eben nur dann einheitlich
beurteilt wird, wenn sie sich aus einer einzigen theoretischen
Anschauung ergibt. Dabei wird keinem Doktrinarismus, sondern
nur einem einheitlichen Vorgehen das Wort geredet; eine Jahr-
hunderte alte Erfahrung lehrt, daß die relative Richtigkeit der
Theorie genügt, denn wenn sie im Zuge der Zeit liegt, wird
sie gute Wirkungen äußern, weil gefährliche Einseitigkeiten in
der staatsmännischen Praxis immer umgebogen werden. Werden
Gesetzgebung und Verwaltung und in letzterer wieder die
einzelnen Zweige nicht durch gleiche Einsicht zusammengehalten
werden, so entsteht eine Verwahrlosung, nämlich eine zuweilen
auch noch durch nationale und politische Gegensätze angekränkelte
Reserentenwirtschaft. Jedes Referat wird ein Reich für sich, das
sich durch die Stacheldrähte der Kompetenzen nach außen ab-
schließt und mehr Kraft aus den Krieg mit dem Nachbar als auf
die Förderung des Gemeinwohls verwendet.
Das wichtigste Werkzeug der Wirtschaftspolitik
ist die Verwaltung. Ihre Reformbedürftigkeit ist heute
allgemein anerkannt. Es wäre jedoch eine gefährliche Täuschung,
wollte man sich dabei bloß an die Schlagworte der Sparsamkeit
und Vereinfachung halten. Unsere Verwaltung ist zu kost-
spielig, aber nicht weil der Aufwand zu groß ist, sondern weil
die Leistung zu gering ist. Der Aufwand im ganzen läßt sich
kaum vermindern, denn was an einer Stelle vergeudet wurde,
ist längst für eine vernachlässigte notwendig, weil die staatlichen
Ausgaben wachsen. Es ist auch zweckwidrig, über die technische
Seite des Verwaltungsapparates, wie über die Einteilung der
Behörden, die Geschäftsordnung der Kanzleien, den Ablauf
des amtlichen Verfahrens, Männer beraten zu lassen, die in
dem betreffenden Betrieb nicht aus eigener Tätigkeit eingeweiht
sind, denn jeder tüchtige Fachbeamte findet die passenden Neue-
rungen von selbst heraus. Zu ändern ist nur durch wirtschafts-
politische Schulung die Aufnahmssähigkeit für jenen einheit-
lichen Geist, der sich von oben her in alle Zweige durchsetzen
muß, damit sich iede Behörde und Anstalt nur als Mittel zum
Zweck und niemals als Selbstzweck fühlt.
I. Agrarpolitik
ie Agrarpolitik wird auf Seite der Produzenten
ausschließlich als Zollfrage und auf Seite
der Konsumenten ausschließlich als Preis-
frage behandelt. Diese Einseitigkeit in der
Stellungnahme ist zwar historisch begreiflich, denn der Ansturm
der überseeischen Konkurrenz machte die europäische Land-
wirtschaft zunächst schutzbedürftig, der Zollschutz übertrug sich
aber in empfindlicher Weise auf die Preise und zog daher die
Verbraucher in Mitleidenschaft. Von dieser Einseitigkeit müssen
sich aber heute beide Teile befreien. Die Landwirte müssen sich
darüber klar werden, daß die Schwierigkeiten in der Produktion,
mit denen sie die Notwendigkeit eines Schuhes gegen das Aus-
land begründen, überwiegend kultureller und nicht natürlicher
Beschaffenheit sind, sich also vom Staate ändern lassen, dann
aber am wenigsten geändert werden, wenn der Staat mit der
Festsetzung von Einfuhrzöllen seine Pflicht getan zu haben
glaubt. Auf diese Weise dient der Zoll geradezu als Konser-
vierungsmittel für die Nachteile. Die Verbraucher haben aber
während der Kriegszeit so deutlich gesehen, daß die Preise nur
eine Erscheinung des Marktes sind, sich daher nicht durch be-
hördliches Eingreifen, sondern nur dadurch niedrig halten
lassen, daß für ein wachsendes und regelmäßiges Angebot
Sorg» getragen wird. Dann treffen sich aber beide Teile
auf gleichem Wege, nämlich in dem Bestreben nach einer
höheren Leistungsfähigkeit der inländischen Landwirtschaft.
Der Agrarschutz wurde in Österreich in rascher Folge
ausgedehnt und verstärkt. Die Einfuhrzölle aus Brotfrüchte
stiegen in folgender Weise:
Weizen
Roggen
für 100 kß
1879 zollfrei
1882 0-S0 Goldgulden
1887 1-50 (für Serbien 0-50
zollfrei
0- 25 Goldgulden
1- 50 (für Serbien 0-25
und seit 1892
0-75) Goldgulden
und seit 1892
0-75) Goldgulden
1906 6-30 (autonom 7-50)
Kronen
5-80 (autonom 7-—-)
Kronen
Der Zollschutz ist auf diese Weise bis auf etwa 25% des
Wertes der Ware gesteigert worden. Dazu kommt, daß sich bei
der Binnenlage der großen österreichischen Konsumtionsgebiete
(Niederösterreich und Sudetenländer) ein natürlicher Fracht-
schutz geltend macht, denn die im Verhältnis zu ihrem Werte
gewichtigen Waren müssen aus kostspieligen Eisenbahnen
befördert werden und auch der Donauweg aus Rumänien
ist doppelt so teuer als der Seeweg aus dem Schwarzen Meer
um Europa nach Deutschland. Noch einschneidender war der
Schutz der Viehzucht, denn die Viehzölle waren nur nominell,
da seit dem Fahre 1882 unter dem Vorwände des Schutzes
gegen die Einschleppung von Viehseuchen durch veterinär-
polizeiliche Verbote die Einfuhr geradezu ausgeschlossen und
erst in den letzten Jahren durch kleine Einsuhrkontingente an
die Balkanländer in sehr bescheidenem Maße ermöglicht war.
Weiters wurde namentlich im letzten Zolltarif von 1906 der
Agrarschutz aus viele Erzeugnisse des Obst- und Gartenbaues-
aus Wild und Geflügel, ja sogar auf Forstprodukte (Eichen-
und Nadelholzrinden) ausgedehnt.
Die Wirkung des Agrarschutzes auf die Preise
war besonders nach dem Inslebentreten des neuen Zolltarifs
von 1906 eine sehr einschneidende, und zwar aus zwei Grün-
den. Vor allem traten die neuen Zollerhöhungen in einem
Augenblick ein, in welchem die Monarchie ihre Exportfähigst
für die wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte verlor. Der
Zoll kommt aber bekanntlich im Preise erst dann zum vollen
Ausdruck, wenn sich die Notwendigkeit einer Einfuhr geltend
8
macht, denn erst dann wird der inländische Erzeuger durch
keine Konkurrenz gezwungen, seine Ware billiger herzugeben,
als sie vom Auslande, also zum Weltmarktpreise unter Hinzu-
rechnung des Zolles, beschafft werden kann.
In Weizen war die Entwicklung folgende:
Ernte Mehrausfuhr Mehreinfuhr
in Millionen Meterzentnern
1891—1895 durchschnittlich 55*9 0*7
1896—1900 „ 49-9
1901—1905 „ 58*5
1906—1910 „ 59*8
1913 63*1
0*7
0*8
2*0
0*2
Ähnlich zeigen auch die Ziffern für Roggen den gewal-
tigen Umschwung:
Ernte Mehrausfuhr Mehreinsuhr
in Millionen Meterzentnern
1891—1895 durchschnittlich 32*0 0*05 —
1896—1900 29*7 — 0*1
1901—1905 34*4 — 0-3
1906—1910 „ 39*3 — 0*2
1913 41*4 — 0*1
Die seinerzeit bedeutende Ausfuhr von Schweinen nach
Deutschland hat fast vollständig aufgehört und das im letzten
Handelsverträge mit Opfern erreichte Einfuhrkontingent konnte
gar nicht ausgenützt werden. Die Ausfuhr in Rindvieh ist
zwar noch immer groß (1913 45*2 Millionen Kronen), hat aber
lokale Ursachen, weil nämlich den alpenländischen Viehzüchtern
die deutschen Märkte (Nürnberg) viel näher liegen, als die
österreichischen. Die zweite Ursache aber war, daß auch die
Weltmarktpreise selbst in die Höhe gingen und hatte zur Folge,
daß die Preise für Nahrungsmittel in die Höhe gingen, und
zwar in Österreich stärker, als anderswo. Wenn man aus dem
Jahresdurchschnitt der Notierungen an der Börse für land-
wirtschaftliche Produkte in Wien für die sieben Jahre und nach
dem entscheidenden Datum das Mittel zieht, so erhält man als
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Weizenpreis Roggenpreis
in Kronen für 50 kg
1900—1906 durchschnittlich 9*25 7*48
1907—1913 „__1274__________9*87
Steigerung 37% 32%
Die Fleischpreise haben nach den amtlichen Aufzeichnungen
des Wiener Magistrates im Jahresdurchschnitt folgende un-
aufhaltsame Aufwärtsbewegung gezeigt:
Vorderes Abgezogenes Vorderes
Rindfleisch Schweinefleisch Kalbfleisch
mit mit mit
Zuwage Zuwage Zuwage
in Hellern für 1 kg
1903 123*02 145 127
1904 127*45 151 136
1905 133*53 152 142
1906 141*77 178 150
1907 149*22 175 152
1908 145*61 170 148
1909 144*08 172 145
1910 150*83 195 153
1911 168*17 200 160
1912 180-46 200 160
1913 190*59 200 180
Steigerung 55% 27% 30%
Die höheren Preise haben aber nicht zu einer
wesentlichen Steigerung der landwirtschaftlichen
Erträge anzuregen vermocht. Der Kulturboden hat sich
nicht erweitert, ja scheint sogar nach den Ausweisen der Evidenz-
haltungsorgane des Grundsteuerkatasters in Niederösterreich
und in den Alpenländern in Abnahme begriffen zu sein, weil
Bauernwirtschaften zum Zwecke der Umwandlung in Jagd-
gründe aufgekauft werden, der Boden also für den städtischen
Luxus seinem produktiven Zweck entfremdet wird. Der Anteil
der Getreidefläche am Kulturboden hat sich etwas erhöht,
10
von 58%'im Jahre 1876 auf 61% im Jahre 1912, aber bei
weitem nicht in dem Maße wie in Ungarn. Der vermehrte
Anbau ist ausschließlich den: Weizen zugute gekommen, wäh-
rend die mit Roggen und Gerste bebauten Flächen gleich ge-
blieben und die mit Mais bebauten sogar zurückgegangen sind.
Der Weizenboden ist vom Durchschnitt der Jahre 1870—1875
bis zum Jahre 1912—1913 in Österreich von 093 auf 1*21
Millionen Hektar oder um 23%, in Ungarn dagegen von 2*1 auf
3*43 Millionen Hektar oder um 63% gestiegen! Geradezu be-
schämend fällt aber für uns der pro Hektar in Meterzentner be-
rechnete Ertrag aus, denn da ergibt die Veröffentlichung des
Internationalen Landwirtschaftsinstituts in Rom für Weizen
nachstehende Reihenfolge an: Dänemark 33*7, Belgien 25*2,
Niederlande 2*42, Deutschland 23*6, Schweiz 22*5, Groß-
britannien und Irland 21*3, Schweden 20*9, Norwegen 17*6,
Bulgarien 16*0, Rumänien 14*1, Österreich 13*4, Ungarn 13*3.
Wenn seitens der Landwirte darauf hingewiesen wird, daß
das ozeanische Klima in Westeuropa Erträge ermöglicht, die in
Österreich-Ungarn niemals erreicht werden können, so mag das
richrig sein, der Beweis aber, daß alle oben angeführten Länder
ein dem Getreidebau günstigeres Klima haben als Österreich-
Ungarn, kann doch nicht einmal versucht werden. Was die Vieh-
produktion anbelangt, so hat zwar nach den Viehzählungen von
1900 und 1910 die Zahl der Schweine in Österreich von 4*7
auf 6*4 Millionen Stück zugenommen, die Zahl der Rinder
dagegen von 9*5 auf 9*16 Will. Stück abgenommen. Die Ein-
wendung der Landwirte, daß sich unterdessen das Stückgewicht
des Viehs erhöht hat, mag noch so gerechtfertigt sein, sie ändert
doch nichts an der Tatsache, daß die landwirtschaftliche Pro-
duktion auch in diesem Zweige weit hinter der Zunahme der
Bevölkerung und namentlich ihres Konsums zurückgeblieben ist.
Unsere künftige Agrarpolitik muß von der Überzeugung
durchdrungen sein, daß die Hindernisse der Ertrags-
steigerung nicht natürlicher, sondern kultureller
Art und durch den Schutzzoll allein nicht zu über-
winden sind. Klimatisch bildet Österreich den Übergang
11
/
von dem ozeanischen Klima Westeuropas zu dem kontinentalen
Osteuropas, in das es eigentlich nur mit einem Teile Galiziens
hineinreicht, so daß im allgemeinen keine allzu schroffen Tem-
peraturunterschiede zwischen Sommer und Winter vorkommen
und das ganze Jahr bei den vorherrschenden Westwinden
ziemlich reichliche Niederschläge ausweist. Im Süden reicht es
in das Mittelmeergebiet und erhält damit günstige Vegetations-
bedingungen für eine Reihe von neuen Bvdenfrüchten. Der
gebirgige Charakter eines Teiles stellt zwar die Verkehrspolitik
vor besondere Aufgaben, beeinträchtigt aber nicht die Pro-
duktion, denn der Boden ist bis auf die jenseits der Vegetations-
grenze liegenden Hochregionen, einige versumpfte Tiefland-
gebiete und den Felsboden des Karstes, in dem aber der
in Dolmen und Poljen zusammengeschwemmte rote Lehm
doch einen Bodenbau ermöglicht, sehr fruchtbar. Österreich
hat denn auch weniger unproduktives Land, als die meisten
übrigen europäischen Staaten, nämlich nur 5%, während dieser
Prozentsatz in Deutschland 9'3, in Frankreich 14'3, in Groß-
britannien 19 und inRußland 19-1 % ausmacht. Auf eine starke
Zunahme des Kulturbodens ist deshalb auch nicht zu rechnen,
nur stellenweise vielleicht durch eine Zurückdrängung des
Waldgebietes, das in Österreich verhältnismäßig sehr groß
ist und fast ein Drittel der gesamten Fläche einnimmt. Möglich
und wünschenswert ist eine weitere Verminderung des Brach-
landes, das nur für die veraltete Dreifelderwirtschaft gebraucht
wird und nach der^amtlichen Statistik noch immer 3%, in Ga-
lizien sogar 5% beträgt, sowie der in den Alpenländern noch
stark verbreiteten Egartenwirtschaft, bei der das Land nur
einige Jahre mit Getreide bebaut und dann ebenso lange
dem natürlichen Graswuchs überlassen wird. Ungleich wichti-
ger ist die Steigerung des Ertrages durch eine intensivere
Bodenbearbeitung. Der Verbrauch von Kunstdünger ist gegen-
über Deutschland verschwindend gering, nicht einmal der Be-
handlung des natürlichen Düngers wird die entsprechende
Sorgfalt gewidmet, ja Markgraf Alexander Pallavicini be-
richtet in der „Zeit" vom 11. Juni 1916, daß die Bauern in
12
Galizien, das 30% aller Körnerfrüchte Österreichs produziert,
ein besseres Ackern oder gar Düngen ganz offen für geradezu
schädlich erklären. Wichtig ist ferner die Durchführung schon
längst als notwendig erkannter agrarpolitischer Maßnahmen»
wie der Kommassativnen, die bei dem Widerstreit zwischen
Staat und Ländern nicht vorwärts gekommen sind. Rner-
läßlich ist die Ausgestaltung der Verkehrsmittel, die den land-
wirtschaftlichen Produkten den Zugang zum Markt eröffnen,
auf dem sie überhaupt erst einen Tauschwert erhalten können.
So lange noch ein großer Teil der Bauern in der Eigenwirt-
schaft lebt, also nur so viel produziert, als er braucht, hat für
ihn die Steigerung des Ertrages gar kein Interesse; ein solches
setzt erst dann ein, wenn mit der größeren.Produktion auch
mehr Geld verdient werden kann. Es bedarf aber nicht bloß
einer Einwirkung auf die Dinge, sondern vor allem auch aus
die Menschen. Die bäuerliche Bevölkerung muß durch Er-
ziehung und Beispiel aus ihrer Selbstgenügsamkeit heraus-
gerissen und in die moderne Volkswirtschaft hineingeführt
werden; denn ihre Bedürfnislosigkeit ist der Erbfeind aller
Kultur. Die Erziehung soll durch fachliche Schulung, das
Beispiel womöglich durch Ansiedlung vorgeschrittener Elemente
geboten werden. In dichter besiedelten Gegenden muß das
Ziel der Landwirtschaft die Industrialisierung sein, welche
auf kleinem Raume und mit möglichst wenigen Arbeitskräften
verhältnismäßig hochwertige Produkte schafft, wie dies in der
Entwicklung des Molkereiwesens, der Geflügelzucht und des
Gartenbaues verschiedener Länder beobachtet werden kann.
Viel war in den Erörterungen im Zusammenhange mit
dem Kriege von der Autarkie die Rede, nämlich von jenem
Zustande, in welchem ein Land alles erzeugt, was es verbraucht,
aber nur so viel erzeugt, als es verbrauchen kann, also weder
auf Import noch aus Export angewiesen ist. Ein solcher Zu-
stand wäre kulturwidrig und unhaltbar. Das Land soll nur
befähigt sein, die wichtigsten Materialien selbst zu erzeugen,
um im Notfall aushalten zu können. Ebensowenig berechtigt
sind zu weitgehende Hoffnungen aus die Ertragssteigerung
I
im Rahmen des künftigen mitteleuropäischen Verbandes,
denn die Exportfähigkeit Österreichs und sogar Ungarns in
landwirtschaftlichen Erzeugnissen ist an ihrem Ende und wird
auch nicht wieder aufleben. Mit Industrie und Handel hebt
sich die Landwirtschaft, ihr höherer Ertrag wird aber dann
auch an Ort und Stelle aufgezehrt. Ist es doch ungemein
charakteristisch, daß von den österreichischen Kronländern gerade
die industriereichsten auch die größten Weizenerträge haben,
nämlich Böhmen mit 21% Mähren mit 17'9, und Nieder-
österreich mit 16'9 Meterzentnern für den Hektar, während
Galizien, das wie erwähnt, mehr als ein Drittel der gesamten
österreichischen Weizenproduktion liefert, nur einen Ertrag
von 9-4 Meterzentnern für den Hektar aufweist.
II. önduslriepolilik.
Für die Industrie wird vor allem eine gewisse Umlenkung
ihres Verhältnisses zum Außenhandel und Eigen-
bedarf notwendig werden. Von einer Autarkie kann auch
hier keine Rede sein, denn die Erfahrung lehrt, daß gerade die
am höchsten entwickelten Industrieländer sich gegenseitig die
besten Abnehmer sind. Für unseren industriellen Export war
aber bisher der Umstand charakteristisch, daß wir nicht in billiger
Massenware, sondern in hochwertiger Luxusware auf dem
Weltmärkte bestehen und aus diese Weise manchen spezifisch
österreichischen Spezialartikel herausgebildet haben. Wir expor-
tierten feine Leinengewebe, zu denen wir uns etwa zwei Drittel
des Flachsbedarfes aus dem Auslande holen mußten, Wäsche,
Hüte, Handschuhe, Fez, Stickereien (Vorarlberg), seine Damen-
schuhe, während wir früher billige Schuhe nach dem Orient
verkauften, Luxusgläser, wie sie besonders durch unsere Haus-
industrie in Gablonz und Haida-Steinschönau erzeugt werden,
Zigarettenpapier, Bugholzmöbel, Zündhölzchen u. dergl. Zu-
weilen lieferten wir auch einer fremden Konkurrenzindustrie
das unentbehrliche Material, wie der italienischen Papierin-
dustrie das Papierzeug, der spanisschen Bugholzmöbelindustrie
14
die Buchenlatten, wie ja überhaupt Holz unser größter Ausfuhr-
artikel ist, indem es rund ein Zehntel unseres gesamten Ausfuhr-
wertes und ein Fünftel unserer gesamten Ausfuhrmenge
einnimmt. Auf der anderen Seite sind wir in wichtigen Massen-
artikeln auf den Bezug aus dem Auslande angewiesen, so in
manchen Textilwaren, in einigen Sorten von Leder, in Werk-
zeugen und anderen Eisenwaren, in Maschinen, in chemischen
Produkten u. dergl. Diese Entwicklung wurde oft als eine für
Österreich glückliche hingestellt, weil sie es der österreichischen
Bevölkerung ermöglicht, ihren ererbten Geschmack zu betätigen
und weil auch der Einzelgewinn der Ware in der Regel höher
ist. Bei nüchterner Betrachtung wird man aber in der ganzen
Welt die Beobachtung machen können, daß die Luxusindustrien
tzungerindustrien sind, weil sie in ihrem Absatz zu gefahrvoll
sind, daher keine kostspieligen Anlagen lohnen und im wesent-
lichen aus einer starken Ausnützung menschlicher Arbeitskraft
beruhen. Sie werden auch bei der zu gewärtigenden handelspoli-
tischen Neuordnung am härtesten betroffen werden und schon
aus diesem Grunde den Anstoß zu einer besseren Orientierung
geben. Der höhere Einzelgewinn darf auch nicht über die Tat-
sache täuschen, daß der Gewinn für die Unternehmung und für
die Volkswirtschaft das Resultat zweier Faktoren ist, nämlich
von Umsatz und Einzelgewinn, und daß die Entwicklungsmög-
lichkeit lediglich in der Richtung der Vergrößerung des Umsatzes
und der Verringerung des Einzelgewinnes liegt. Schließlich
ist es für die Volkswirtschaft, namentlich vom Standpunkte
des Verkehrswesens vorteilhaft, wenn der Export in einigen
billigen Massenartikeln einen festen und dauernden Halt findet.
Einen Massenartikel hatten wir freilich auch im Export,
aber ein Schmerzenskind, nämlich den Zucker, für den große
Opfer gebracht werden mußten. Den Ausfuhrprämien hat die
Brüsseler Zuckerkonvention ein Ende gemacht, die aber selbst
wieder durch den Krieg hinfällig geworden ist und vielleicht
gar nicht mehr ausleben wird. Es ist aber anzunehmen, daß
die Frage der Ausfuhrprämien ihre Schärfe verlieren wird,
weil auch die Ausfuhr kaum jemals wieder so wachsen wird,
16
I
daß sie wie vor dem Kriege etwa zwei Drittel der gesamten
Produktion erreicht» Unser bisheriger Hauptmarkt England
wird nicht mehr so aufnahmefähig und ausnahmewillig sein,
der Rübenbau ist im Inlande während des Krieges stark ein-
geschränkt worden und die Wertschätzung des Inlandes für
Zucker ist wesentlich gestiegen. Überdies ist die Organisation
der Erzeugung und des Verkaufes so vollkommen und so sehr
in der Hand des Staates, daß es zu einem staatlichen Zwangs-
kartell, wie es beispielsweise im deutschen Kalimonopol besteht,
kaum noch ein Schritt ist.
Auch hinsichtlich der Industrie ist ferner eine Änderung
in der Beurteilung des Zollschutzes nötig, denn der Inlands-
markt ist das Rückgrat des gesamten Wirtschaftslebens. Hüten
muß man sich vor zwei traditionell gewordenen Fehlern, vor
der Unrichtigkeit in der Begründung und vor der Überschätzung
der Wirkungen. Üblicherweise wird nämlich darauf hingewiesen,
daß die inländische Industrie mit höheren Produktionskosten
arbeitet, als die konkurrierende ausländische; aus dem ünter-
fchiede wird dieBegründung und das Ausmaß für den schützenden
Einfuhrzoll abgeleitet. Rach dieser Auffassung hätte aber jeder
Produktionszweig Anspruch aus Schutz, also auch dann, wenn
er nicht entwicklungsfähig ist; ja sogar auch dann, wenn er durch
die übermäßige Verteuerung eines Halbfabrikates, z. B. von
Eisen oder Baumwollgarn, die Erzeugung einet anderen und
wichtigeren Ware unmöglich macht. Bei näherem Zusehen
findet man ebenso wie bei der Landwirtschaft, daß die Ursachen
der höheren Produktionskosten im Inlande zumeist nicht auf
natürliche Verhältnisse, sondern aus menschliche Einführungen
zurückzuführen sind, daß also der Zoll diese Nachteile nicht
behebt, sondern eben dadurch, daß er die Wirkungen für den
zunächst beteiligten Industriezweig ausschaltet, für die Allge-
meinheit sogar künstlich erhält. Will man den Zollschutz für eine
Industrie richtig begründen, so muß man vor allem feststellen,
ob der durch ihn gesicherte Markt hinreicht, um eine den gege-
benen Spezialisierungsverhältnissen entsprechende Entwicklung
zu ermöglichen und ob das Interesse der Allgemeinheit dafür
16
(j. B. das Interesse der Landesverteidigung bei Schiffswerften)
oder dagegen (z. B. das größere Interesse an einer weiter
verarbeitenden Industrie) spricht. Das alles läßt sich nicht ziffer-
mäßig berechnen, sondern nur gefühlsmäßig abschätzen, aber
auch die bisherigen Berechnungen des Unterschiedes zwischen
inländischen und ausländischen Produktionskosten waren Täu-
schung, weil es nicht zwei Betriebe mit gleichen Kosten gibt,
für Durchschnittsberechnungen aber die Unterlagen fehlen.
Daß die Wirkung 'des Zollschutzes überschätzt wurde, hat auch
der letzte Zolltarif von 1906 (z. B. bei Teersarben) deutlich er-
wiesen. Der Zoll sichert noch nicht das Gedeihen eines Pro-
duktionszweiges, sondern wehrt nur die fremde Konkurrenz
ab; ob die Schonzeit zu einer Erweiterung des Marktes oder
zur Fortsetzung veralteter Produktionsmethoden benützt wird,
hängt von anderen Umständen ab.
Zu rechnen ist ferner mit einem mächtigen Sprung in der
ohnedies überall wirksamen Betriebskonzentration. In-
dustrielle Unternehmungen können nur bestehen, wenn sie
wachsen, je mehr sie aber wachsen, desto schwieriger und gefahr-
voller wird es, sie aus der Kapitalskraft eines einzelnen Besitzers
aufzubauen. Die Kapitalsgesellschaft (Aktiengesellschaft) wird
damit die unvermeidliche Form. Je größer aber die Betriebs-
anlagen einer solchen Gesellschaft werden, desto mächtiger wird
das Streben, durch möglichste Spezialisierung auf bestimmte
Erzeugnisse aus einem großen Markte konkurrenzfähig zu bleiben
und gleichzeitig durch Verbindung mit anderen Unternehmun-
gen im Wege einer Interessengemeinschaft, eines Kartells,
eines Trusts u. dgl. die Gefahren der Absatzschwankungen
auszugleichen. Auf diese Weise rücken die größten Unterneh-
mungen der Industrie und auch die sie stützenden Banken
kaufmännisch und teilweise auch örtlich immer mehr zusammen.
Die eiserne Not des Krieges hat die Vereinigung durch den
Zusammenschluß für die Rohstoffversorgung und auch für
manche Kriegslieserung beschleunigt und erleichtert, indem die
sonst wirksamen persönlichen Rivalitäten und örtlichen oder
nationalen Reibungen beseitigt wurden. Die Bevölkerung'
2 17
I
wird staunen, welche Kapitalsmächte ihr dann gegenüberstehen
werden! Mit den üblichen Schlagworten ist nichts geholfen,
denn die angerufenen Gerichte können nichts helfen, weil es
sich um eine Erscheinung handelt, deren Form chamäleonartig
wechselt, strafrechtlich daher nicht ersaht werden kann, deren
Wesen im Grunde genommen auch berechtigt ist, weil auf diese
Weise die Produktionskosten stark herabgesetzt werden. Aller-
dings müssen die für die Allgemeinheit ungünstigen Reben-
wirkungen abgewehrt werden. Das kann aber nur durch eine
wirtschaftspolitisch geschulte und allen Zeitveränderungen sich
anpassende Verwaltung geschehen.
Der Unterbau der Bildung, welcher der Landwirtschaft
noch fehlt, ist für die Industrie vorhanden. Stadt, Schule und
Fabrik pflegen in einem innigen Zusammenhange zu stehen.
Aus den höheren Stufen wird aber noch zu wenig der Tatsache
Rechnung getragen, daß auch für die Großindustrie zu leitenden
Stellen weniger die technische als die kommerzielle Fach-
bildung nötig ist. Richt die Herstellung, sondern der Verkauf
ist im modernen Wirtschaftsleben die große Kunst. Die kom-
merziellen Schulen genießen aber besonders in Österreich
trotz ihrer Güte nicht die Stellung im gesamten Unterrichts-
wesen, die ihnen gebührt. Junge Leute, die begabt, aber wenig
begütert sind, werden aus die Gymnasien und Universitäten
gedrängt, die verhältnismäßig die billigsten Schulen sind. Die
sind aber in bedenklichem Maße Beamtenfabriken für den Staat
geworden. Kaufmännische Mittel- und Hochschulen wurden
dem privaten Unternehmungsgeiste überlassen und sind daher
viel zu teuer. Das Vorurteil der Praktiker gegen Schulen hat
da viel geschadet. Man berief sich auf die Engländer und Ham-
burger, die im jüngsten Alter in die Praxis eintreten und auf dem
Umwege über Markenkleben und Briefkopieren zu den höchsten
Ehren steigen. Wie sehr sich aber auch da, wo die Verhältnisse
für die jungen Praktiker ungewöhnlich günstig liegen, die An-
schauungen geändert haben, beweist die Rede, welche der
frühere englische Kriegsminister Haldane im Juli 1915 im Ober-
hause hielt. Eine bessere Erziehung sei künftig nötig, sagte er.
18
Die Kaufleute und die Industriellen müßten eine bessere Vor-
bildung erhalten, wenn sie sich gegen die neue Konkurrenz
behaupten sollen. Sparsamkeit müsse aufs Entschiedenste geübt
werden, aber im Schulwesen ebensowenig, wie bei den Armeen
an der Front.
HI. Handelspolitik.
Über die äußere Handelspolitik lassen sich vorläufig nur
ganz allgemeine Richtlinien feststellen, denn die Unterlagen
zu ihrer Beurteilung sind noch zu unsicher. Sie wird nämlich
mehr als jeder andere Zweig der Wirtschaftspolitik nicht bloß
durch die Bedürfnisse des eigenen Landes, sondern
auch durch die Bestrebungen fremder Staaten be-
stimmt. Heute läßt sich aber nicht berechnen, welche poli-
tischen Machtverschiebungen der Krieg mit sich bringen wird,
noch weniger aber läßt sich voraussehen, welche wirtschaftliche
Umwälzungen eintreten und wie groß deren Wellenkreise
sein werden. Wie aus einem scheinbar geringfügigen Anlaß
entscheidende Änderungen entstehen können, kann man beispiels-
weise aus dem seinerzeitigen Auftreten der Reblaus in den
französischen Weingärten ersehen. Durch die Verwüstungen
im eigenen Weinland war Frankreich im Interesse der Auf-
rechterhaltung seiner E.rportbeziehungen geneigt, den Bezug
von Wein und Korinthen aus südeuropäischen Ländern, beson-
ders aus Spanien und Griechenland, zu erleichtern; dadurch
waren aber diese Länder wieder gezwungen, sich dem durch
den Gegensatz 311 Deutschland beeinflußten handelspolitischen
System Frankreichs zu nähern.
Gegeben ist jedenfalls die Mächtegruppierung, die
durch den Krieg offenkundig wurde, handelspolitisch aber schon
längst vorbereitet war. Man konnte sie sogar in der Form der
Zolltarife verfolgen (aus der einen Seite General- und Kon-
ventionaltarif, aus der anderen Maximal- und Minimaltarif),
wobei freilich nicht übersehen werden darf, daß manches Land
politisch zu der einen, wirtschaftlich aber zu der anderen Gruppe
2» IS
-r
/
gezogen wurde. Mit der Fortdauer dieser Mächtegruppen
muß gerechnet werden, denn wenn auch kleinere Veränderungen
nicht ausgeschlossen sind, so bleiben doch die beiden Kristalli-
sationspunkte, nämlich Deutschland und England-Frankreich
bestehen; denn nach dem Kriege entfällt zwar die Notwendigkeit
der Führung, umso größer wird aber nach den ungeheueren
Verheerungen die Notwendigkeit einer Stühe sein. Damit
hört eine Fiktion auf, an der lange festgehalten wurde. Bis
ins neunzehnte Jahrhundert hinein glaubte jeder Staat abso-
luter Herr seines Wirtschaftslebens zu sein. Handelsverträge
mit fremden Staaten schloß er nur ausnahmsweise, und dann
nach dem Grundsätze der Gegenseitigkeit, indem von Fall zu
Fall Leistung und Gegenleistung genau abgewogen wurden.
Als die Allsgestaltung der Verkehrsmittel zu einem engeren
Warenaustausch führte, stellte man sich schließlich aus den
Standpunkt der Meistbegünstigung, der eine grundsätzlich
gleiche Behandlung der fremden Waren ohne Rücksicht auf ihr
Ursprungsland ermöglichte. Nun bietet die Meiftbegünstigungs-
klausel zu viel Vorteile, als 'daß ihre vollständige Beseitigung
wahrscheinlich ist, aber sie wird Raum gewähren müssen für
eine reichere Gliederung, sodaß enger verbündeten Staaten
eine Vorzugsbehandlung eingeräumt werden kann. Das han-
delspolitische Schema der Zukunft wird also in seinem allge-
meinsten Aufriß lauten: Vorzugsbehandlung für die
Verbündeten, Meistbegünstigung für die Neutralen
und Abwehr gegen die Feinde. Dabei ist aber zu be-
achten, daß sich die Mittel der äußeren Handelspolitik nicht auf
Zolltarif und Handelsverträge beschränken, sondern in den
Frachttarifen, öffentlichen Lieferungen, gewerbepolizeilichen
Bestimmungen usw. eine sehr wesentliche Verschärfung oder
Abschwüchung erfahren können. Selbstverständlich werden auch
die im Kriege üblichen Bezeichnungen „Verbündete, Neutrale,
Feinde" im Frieden nicht verwendet werden, aber der sachliche
Gesichtspunkt wird bleiben. Eine gewisse Schwierigkeit entsteht
dabei durch die englischen Kolonien, die mit dem Mutterlande
ohnedies schon in einem Vorzugsverhältnis stehen und nun eine
20
Begünstigung verlangen, deren die Verbündeten nicht teil-
hastig werden sollen, sodaß aus diese Weise sogar ein vier-
facher Zolltarif entstehen würde, der aber nicht nach dem Ge-
schmacke Frankreichs ist. Weiters wird jede Gruppe große
Vorsicht in der Behandlung der Neutralen walten lassen müssen,
die sonst leicht zur gegnerischen Gruppe gedrängt werden.
Die Gruppe der Mittelmächte ist jedenfalls dadurch im Vorteil,
daß sie schon durch ihre geographische Lage das Schwergewicht
auf den inneren Ausbau legen kann, während bei dem Vier-
verband das einigende Band nur durch die äußere Abwehr
gebildet wird.
Für Österreich-Ungarn ist die wichtigste Frage die der
handelspolitischen Annäherung an Deutschland.Heute
besteht wohl kaum mehr ein Zweifel, daß sie ein Gebot
der Notwendigkeit ist. Ein bloßer Handelsvertrag wie mit
irgend einem anderen Staate der Welt genügt nicht. Eine
völlige Zollunion mit Wegfall der Zwischenzölle ist nicht mehr
möglich und auch in Zukunft kaum durchführbar, solange die
Sonderung in der wirtschaftlichen Gesetzgebung fortbesteht.
Uber den Namen des nachbarlichen Vorzugsverhältnisses
brauchen wir uns den Kopf nicht zu zerbrechen, denn es hat
sich gezeigt, daß sich jeder unter den verschiedenen Namen etwas
anderes denkt; man kann also beliebig wählen zwischen Handels-
vertrag, Handelsbündnis, Zollbündnis, Wirtschaftsbund, Prä-
ferentialverhältnis und Zollunion, denn Hauptsache ist, daß
die beiden Extreme der völligen Entfremdung und der völligen
Verschmelzung vermieden werden. Durch das nachbarliche
Vorzugsverhältnis ließe sich der innere Markt für die Industrien
der beteiligten Länder künstlich erweitern, denn ihre Leistungs-
fähigkeit hängt wesentlich von der Möglichkeit der Spezialisie-
rung aus einzelne Artikel ab. Die chemische Industrie zum
Beispiel läßt sich in Deutschland, Österreich und Ungarn so
ergänzen, daß jede Gruppe für ihre Artikel den Markt aller
drei Staaten hat. Die betreffenden Industriezweige mühten
und könnten sich auch im Wege ihrer Kartelle darüber verstän-
digen. Der Zolltarif könnte eine Garantie für solche Kartell-
21
Verträge durch die Zollsuspension schassen, durchdie der fest-
gesetzte Zwischenzoll außer Kraft bleibt, bis die Regierung
auf Antrag der beteiligten Industrie eine bezügliche Verord-
nung erläßt. Ob sich ein gemeinsamer Auhentaris erstellen
lassen wird, wie dies vielfach vorgeschlagen wird, erscheint sehr
fraglich. Die Zollsätze dieses Außentarifes müßten so hoch sein,
daß sie auch der schwächsten Industriegruppe genügenden
Schutz gewähren, d. h. Deutschland müßte in den meisten Fällen
für den Verkehr nach außen Zölle übernehmen, die Ungarn für
seine eigene Entwicklung für nötig hält. Das kann Deutschland
mit Rücksicht auf seine übrigen Handelsbeziehungen nicht,
denn wir dürfen nicht vergessen, daß unser Verkehr mit Deutsch-
land fast 40% unseres Außenhandels, der Verkehr Deutschlands
mit uns aber nicht einmal 10% seines Außenhandels beträgt.
Auch bei dem Abschlüsse von Handelsverträgen mit dem Aus-
lande wird es sich mehr um eine moralisch wirkende Kooperation
als um ein völlig gleichartiges Vorgehen handeln, denn sonst
hätte der Teil mit dem geringsten Interesse den größten Einfluß
auf das Zustandekommen. Eine Handelspolitik mit so viel
selbständigen Regierungen und Gesetzgebungskörpern wäre zu
völliger Ohnmacht verurteilt.
In den sonstigen Handelsbeziehungen wird namentlich
unser Verhältnis zum nahen Orient besondere Aufmerk-
samkeit erfordern. Dabei muß man sich vor den Überschweng-
lichkeiten gewisser Modeenthusiasten, die plötzlich im Orient
einen Ersatz für die ganze übrige Welt zu finden glauben,
ebensowohl hüten, wie vor den zagen Zweifeln mancher
deutscher Wirtschastsgeographen, die in Klima und Boden
eines Landes eine unüberschreitbare Schranke seiner kulturellen
Entwicklung erblicken wollen. Die Balkanhalbinsel und ganz
Vorderasien versprechen sehr viel, aber nur bei organischer
Fortentwicklung der eigenen Kräfte dieser Länder, nicht durch
künstliche Aufpfropfung von fremden Einrichtungen, und dann
auch nicht über Nacht, weil das wirtschaftliche Gedeihen nicht
das Ergebnis einer Förderung auf beschränktem Gebiete, son-
dern nur des tatkräftigen Zusammenwirkens aller Zweige der
22
Verwaltung sein kann. Im Verhältnis zur Türkei braucht
Österreich-Angarn nur an eine Jahrhunderte alte Geschichte
anzuknüpfen. Bedauerlicherweise hat es in der letzten Zeit
alles der Initiative Deutschlands überlassen. Im Interesse
Deutschlands liegt es übrigens selbst, unsere Mitarbeit nicht zu
vernachlässigen, denn wir verfügen über große und angesehene
Siedlungen an den wichtigsten Handelsplätzen, sowie über viel
Erfahrung und Geschick im Verkehr mit den Völkern des nahen
Orients. Viel schwieriger wird die Herstellung der guten
handelspolitischen Beziehungen zu den meisten Balkanlän-
dern sein, denn da müssen zunächst große Fehler aus der Zeit
vor dem Kriege abgebaut werden. Erleichtert wird die Aufgabe
jedoch dadurch werden, daß nach den vielen schweren Kriegs-
jahren, von denen die Balkanhalbinsel heimgesucht wurde,
die Sehnsucht nach friedlicher Arbeit sehr groß sein wird.
IV. Verkehrspolitik.
Eine Reihe von sehr heiklen Fragen wird auf dem Gebiete
der Verkehrspolitik entstehen. Das Bestreben der Mittelmächte
wird es sein, ihre binnenländischen Verkehrsmittel zu vervoll-
kommnen und ihren Anziehungsbereich nach dem nahen Orient
zu vergrößern. Diese binnenländischen Verkehrsmittel zer-
fallen aber in zwei Gruppen, Eisenbahnen und Wasserstraßen,
bei denen sich wirtschaftliche und finanzielle Gesichtspunkte
kreuzen, die selbst wieder in einem gewissen Konkurrenzver-
hältnis zu einander stehen und bezüglich deren auch die Inter-
essen der einzelnen Länder und Gegenden in Widerstreit
geraten können.
Die Eisenbahnen genießen dabei insofern eine Vorzug-
stellung, als sie sich aus eine an Erfahrungen reiche Entwicklung
stützen und als ein von den natürlichen Verhältnissen fast un-
abhängiges künstliches Verkehrsmittel nach Bedarf überall
verteilt werden können. Bei ihnen wird sich das Interesse
hauptsächlich auf die Tarifpolitik vereinigen. Die Rücksicht
auf den Staatshaushalt wird verlangen, daß die Eisenbahn-
23
tarise erhöht werden, um die bisherige Unrentabilität der
österreichischen Staatsbahnen zu beseitigen, die Rücksicht auf
die Schaffung neuer wirtschaftlicher Werte in Landwirtschaft
und Industrie wird dagegen davon dringend abraten. Einen
grundsätzlichen Ausweg bietet hier die im Zoll- und Steuer-
wesen ohnedies schon geläufige Unterscheidung zwischen per-
sönlichem und technischem Verbrauch. Materialien, die der
Weiterverarbeitung dienen, an die sich also die Schaffung
irgend welcher neuer wirtschaftlicher Werte knüpft, genießen
eine Begünstigung vor denen, die unmittelbar in den Konsum
übergehen; wenn das Material beiden Verwendungszwecken
dienen kann, so wird durch die Denaturierung oder Ver-
gällung Sicherheit dagegen geschaffen, daß die für die Weiter-
verarbeitung bestimmte, daher durch Befreiung oder Ermäßi-
gung von Zoll oder Steuer begünstigte Menge nicht nachträg-
lich doch dem menschlichen Genusse zugeführt wird.
Die Transportleistungen der Eisenbahn können nun
ebenfalls Bestandteil des wirtschaftlichen Wertbildungsprozesses
sein, wie alle Verfrachtungen zwischen Produzenten und
Händlern, die persönlichen Geschäftsreisen, oder dem persön-
lichen Aufwand dienen, wie ein großer Teil des Postpaket-
verkehrs und die überaus stark vermehrten Vergnügungsreisen
aller Art. Die Feststellung der Grenze zwischen beiden Arten
von Transportleistungen ist eine technische Arbeit für die
Eisenbahnfachleute.
Schwieriger wird die Beurteilung des großen Wasser-
straßennetzes sein, das nach den weitestgehenden Plänen
die deutschen Ströme Oder, Elbe und Rhein mit der Donau
und weiter sogar mit der Adria (Fiume) und mit dem Ägäischen
Meer (Salonichi) verbinden soll. Die Rentabilität einer Wasser-
straße läßt sich niemals sicher berechnen, die Anlagekosten sind
aber ungeheuer groß und werden angesichts der sonstigen
finanziellen Anforderungen doppelt schwer fallen. Bei einem
nur teilweisen Ausbau erscheint aber ein Stromgebiet begün-
stigt, was den Widerspruch der Vertreter anderer Landesteile
hervorruft. Auch werden die staatlichen Zentralstellen nach der
24
Verstaatlichung der Eisenbahnen wenig geneigt sein, ihren
Unternehmungen gerade für Massengüter eine neue Konkur-
renz zu schaffen. Das allgemeine Interesse wirtschaftlicher
und vielleicht auch politischer Natur wird also nur gefühls-
mäßig abzuwägen sein, aber sehr stark sein müssen, wenn es
sich gegen die angeführten Widerstände durchsetzen soll.
V. Finanzpolitik.
Wie immer auch das Ergebnis des Krieges ausfallen mag,
sicher werden die finanziellen Anforderungen außerordent-
lich hoch sein, viel höher als man zu Beginn des Krieges ge-
ahnt hat. Durch Ersparungen in der Verwaltung wird sich
der Mehraufwand für die Verzinsung der Anleihen und für
die Einziehung eines Teiles des Papiergeldumlaufes jedenfalls
nicht decken lassen, wie einige Optimisten glaubten. Eine
halbwegs verläßliche Schätzung ist natürlich nicht möglich,
solange die Kanonen donnern. Deshalb kann auch von der
Aufstellung eines Finanzplanes im jetzigen Augenblicke noch
nicht die Rede sein. Wohl aber soll man die allgemeinen Richt-
linien dieses Finanzplanes rechtzeitig besprechen, weil man
eben wegen seiner Tragweite mit einer bloßen Flickarbeit das
Auslangen nicht mehr finden kann. Vor allem muß ein Steuer-
grundsatz gewählt werden, der drei Anforderungen entspricht.
Die erste Anforderung ist die, daß die produktive Arbeit mög-
lichst wenig behindert, sondern so weit als möglich angeregt
wird, damit der Wirtschaftskörper möglichst bald neue Kräfte
sammelt, denn auf seine Widerstandskraft kommt es nach den
Erfahrungen ganz wesentlich an. Ferner muß die Kapital-
bildung im Inlande eine Belebung erfahren, weil uns die
fremden Geldmärkte zumeist verschlossen sein werden, die
staatliche und private Investitionstätigkeit aber nicht am
Kapitalmangel eine Schranke finden darf. Schließlich muß für
den Fall eines innigeren handelspolitischen Verhältnisses
zum Deutschen Reiche eine gewisse Angleichung zum deutschen
Steuersystem stattfinden, weil die Steuerbelastung zu den
25
I
wesentlichsten Konkurrenzbedingungen auf den heutigen Fabri-
katmärkten gehört.
An dem österreichischen Steuersystem kann man die
Wandlungen des Steuergrundsatzes in ähnlicher Weise absehen
wie an einem Gebirgsbruche die geologischen Schichtungen,
denn es ist ein Flechtwerk aus theoretischen Ideen und prak-
tischen Anforderungen, in dem die alte Arbeit neben der neuen
bestehen blieb.
Die älteste Auffassung ergab sich aus der naturrechtlichen
Theorie, die den Staat aus einem Gesellschaftsvertrag der
frei geborenen Menschen entstehen läßt. Durch den Gesell-
schaftsvertrag gelinge es, mit gemeinsamer Kraft die Person
und das Vermögen jedes Gesellschaftsmitgliedes so zu ver-
teidigen und zu schützen, daß jeder einzelne, obgleich er sich mit
allen vereinigt, doch nur sich selbst gehorcht und so frei bleibt wie
vorher. Damit wird das Verhältnis zwischen Individuum und
Staat rein privatrechtlich als ein Kauf aufgefaßt. Die Steuer
erscheint dann als ein Preis für den Schutz des Lebens
und Eigentums. Da diese Dienste des Staates am stärksten
von der erwerbenden Bevölkerung beansprucht werden, so
legte die dargelegte Tausch- oder Assekuranztheorie das Schwer-
gewicht auf die Ertragsteuern, wie Grundsteuer, Gebäude-
steuer, Erwerbsteuer usw. Im österreichischen Steuersystem
finden wir sie noch stark betont durch die namentlich auch im
Verhältnis zu Deutschland außerordentlich hohen Gebäude-
steuern (Hauszinssteuer und Hausklassensteuer) und Erwerb-
steuern (allgemeine Erwerbsteuer und Steuer der Aktien-
gesellschaften). Wenigstens bei den letzteren ist noch immer die
Meinung volkstümlich, daß sie vom -Reingewinne bezahlt
werden und deshalb umso höher sein können, je kapitals-
kräftiger der Unternehmer ist. Das ist nur solange der Fall,
als sich bei der Abgeschlossenheit des lokalen Marktes und der
Geringfügigkeit der mitwirkenden Kapitalien stellenweise außer-
ordentlich hohe Gewinne erzielen lassen, denn dann wird es
der Unternehmer vorziehen, die Steuer selbst zu tragen und
sich den Gewinn schmälern zu lassen, statt durch Abwälzung der
26
Steuer aus die Verkaufspreise den Konsum einzuschränken und
damit die Entwicklungsfähigkeit seines Unternehmens zu
unterbinden. Sobald aber die Schranken des Marktes fallen
und das Kapital jedem Produktionszweig frei zufließen kann,
entsteht eine Ausgleichung im Ertrage, weil im großen Durch-
schnitt jedes Kapital bei gleichem Risiko gleichen Ertrag ab-
werfen muh. Das Minimum des Kapitalsertrages ergibt sich
aus der Verzinsung der öffentlichen Anlehen, denn niemand
wird sein Kapital einem Produktionszweig zuwenden, wenn
es nicht einen im Verhältnis zum Risiko höheren Ertrag er-
hoffen läßt. Kein Gesetz der Welt kann beispielsweise den
Hausbesitzer zwingen, sich mit einem niedrigeren Erträgnis
seines im Hause angelegten Kapitals zufrieden zu geben;
fällt es tatsächlich niedriger aus, so ist die Differenz der Peers
für eine persönliche Annehmlichkeit (Einfamilienhaus) oder für
einen geschäftlichen Vorteil (Sicherung eines eigener: Ge-
schäftslokales). Die Hauszinssteuer ist daher Mietsteuer, weil
sie vom Hausbesitzer nur abgeführt und tatsächlich vom Mieter
im Mietzinse bezahlt wird. Wenn man in den österreichischen
Städten den Wert des Zinshauses mit ungefähr dem zehnfachen
Betrage der Mietzinse berechnet, während man sonst durch die
Multiplikation mit zwanzig zu kapitalisieren pflegt, so zeigt
sich darin schon, daß man tatsächlich nur mit der Hälfte der
Mietzinse rechnet, weil nahezu die Hälfte aus staatliche und
kommunale Abgaben entfällt. Gelegentlich der letzten Milch-
preiserhöhung in Wien wurde von fachlicher Seite mit Recht
darauf verwiesen, daß der Bauer lieber die Kuh um 1000 bis
1400 Kronen dem Fleischhauer verkauft, für den Erlös Kriegs-
anleihe kauft und dafür 63 bis 88 Kronen jährlich bezieht,
wenn er für die Milch keinen höheren Ertrag erzielen kann.
Die hohe Aktiensteuer wird zwar vom Reinertrag berechnet,
erscheint aber bei den Unternehmungen unter den allgemeinen
Betriebskosten und wird mit diesen in die Verkaufspreise der
Waren hineinkalkuliert. Es trägt sie meistens nicht der Aktionär
der Gesellschaft, sondern der Käufer der Ware. Die Ertrag-
steuern verwandeln sich also im Laufe der Zeit in rohe Ver-
27
brauchssteuern, bei denen nicht aus die Art der Verbraucher-
schichten Rücksicht genommen werden kann, sodaß z. B. der
Villenbewohner verhältnismäßig nicht mehr, unter Amständen
sogar weniger Wohnungssteuer zahlt als der Fabriksarbeiter.
Dem modernen Staatsbegrisf entsprach der Grundsatz
der Besteuerung nach der Leistungsfähigkeit, nur ist dieser
Begriff zu verschwommen als daß er sich zur unmittelbaren
Grundlage der Berechnung eignen würde. Man mußte wieder
einen Maßstab der Leistungsfähigkeit suchen und fand einen
solchen in dem Einkommen. Die Einkommensteuer wurde zum
modernen Steuerideal, hat aber bald versagt, wenigstens
denkt niemand daran, ihr die gesteigerten Lasten der Zukunft
ausschließlich oder auch nur hauptsächlich aufzubürden. Wäre
das Einkommen wirklich ein untrüglicher Maßstab der Leistungs-
fähigkeit, so müßte die Steuer gleichmäßig mit seiner Höhe
steigen oder fallen, also proportional sein. Das Prinzip wurde
aber gleich zu Beginn dadurch durchbrochen, daß die Ein-
kommen, welche das Existenzminimum (in Österreich früher
1200 und jetzt 1600 Kronen) nicht erreichten, steuerfrei wurden.
Damit sind in Österreich rund 90 % der Bevölkerung von der
Steuer ausgenommen worden, was in den Ländern des all-
gemeinen Wahlrechts zu der politisch nicht unbedenklichen
Konsequenz führen könnte, daß die Mehrheit des Volkes be-
schließt, was die Minderheit aufzubringen hat. Eine völlige
Abkehr von der ursprünglichen Auffassung erfolgte durch den
Übergang von der Proportionalsteuer zur Progressivsteuer.
Die Abgabe einer gleichen Quote von jedem Einkommen,
so sagte man, bedeutet keine gleiche Belastung, denn der Reiche
könne leichter denselben Prozentsatz seines Einkommens ent-
behren als der Arme, daher müsse mit dem Einkommen auch
der Perzentsatz der Quote steigen. Auf diese Weise wurde die
Steuerleistung nicht bloß objektiv im Vergleiche mit den übrigen
Leistungen, sondern auch subjektiv mit Rücksicht aus die wirt-
schaftlichen Verhältnisse des Steuerzahlers gewertet. Richt
Gleichheit einer objektiven Leistung, sondern Gleichheit der
subjektiven Opfer wurde verlangt. Damit verließ man aber den
28
ursprünglichen sicheren Maßstab völlig, denn nunmehr hatte
man nicht mehr das Einkommen allein, sondern die ganze
wirtschaftliche Tätigkeit des Menschen zu beurteilen, die eine
planmäßige Fürsorge nach zwei Seiten ist, als Güterbeschaffung
und Güterverwendung. Das Ergebnis der Güterbeschaffung
ist das Einkommen, die Grundlage der Güterverwendung der
Bedarf. Beide sind nicht bloß in ihrer Größe, sondern auch in
ihrer Beschaffenheit zu betrachten. Die Einkommensteile
sind verschieden, je nachdem sie aus Vermögen oder Arbeits-
verwendung stammen, mehr oder weniger gesichert und dauernd
sind usw. Den Bedarf beeinflußt vor allem die Kopfzahl der
Familie, der konventionelle Zwang, der für jedes Individuum
ein gewisses soziales Existenzminimum schafft, das in den
Kulturländern viel schärfer zur Geltung kommt als das physische.
Die Armut ist heute ein relativer Begriff, sodaß mancher mit
6000 Kronen Einkommen viel schlechter daran sein kann als
ein solcher mit 3000 Kronen. Überdies stehen Einkommen und
Bedarf in einem innigen Wechselverhältnis, indem sie sich
gegenseitig steigern können. Ein Schlüssel zur Festlegung dieses
verwickelten Krüftespiels war nicht zu finden, man begnügte
sich nur mit einzelnen Korrekturen nach Einkommensquellen
und Bevölkerungsklassen. Es ist aber fraglich, ob das Prinzip
der Leistungsfähigkeit überhaupt richtig ist. Es fußt auf der
Anschauung der Hegelstchen Philosophie, daß der Staat
Selbstzweck ist. Wenn aber auch der Staat notwendig ist,
so steht doch nicht der Staatsbedarf untrüglich fest,, sondern
wird je nach der politischen Verfassung, direkt oder indirekt,
von den Beitragenden selbst bestimmt, die also letzten Endes
doch Aufwand und Erfolg gegenüberstellen und abwägen
müssen. Durch den Staat werden Gemeinbedürfnisse gedeckt,
sodaß sich der Einzelne doch die Frage vorlegen muß, ob irgend
ein Bedürfnis durch die Gemeinschaft rationeller als durch die
eigene Tätigkeit befriedigt werden kann. Es liegen also auch
hier Leistung und Gegenleistung vor, der Maßstab hiefür ist
aber nicht aus der Erwerbswirtschaft, sondern aus dem Haus-
halt heranzuziehen, nicht der Tauschwert, sondern der Ge-
29
brauchswert entscheidet. Die Verwirrung kam daher, daß die
Steuer in Geld entrichtet wird, das der Hauptträger des
Tauschwertes ist, aber auch als eine Verkörperung von Ge-
brauchswert erscheint, wenn man es in ein Verhältnis zum
Einkommen seht. Der Tauschwert richtet sich nach dem Markte
und ist daher für einen großen Kreis von Individuell gleich,
der Gebrauchswert dagegen individuell verschieden. Eine
Krone hat auf dem Markte dieselbe Kaufkraft, ob sie aus der
Hand des Reichen oder Armen kommt, wird aber vom Reichen
leichter ausgegeben, weil sie für ihn geringeren Gebrauchs-
wert hat. Daraus folgt, daß, wenn genau dasselbe Bedürfnis
aller Staatsangehörigen, z. B. das der persönlichen Sicherheit,
durch den Staat vergesellschaftet wird, die Gegenleistung eines
jeden nur dem Gebrauchswerte nach gleich, dem Tauschwerte
nach aber verschieden hoch ausfallen muß. Wenn die Steuer-
leistung Verbrauchsdeckung ist, dann wird sie auch zweckmäßiger-
weise an den Verbrauch angelehnt. Aus dem tatsächlichen
Verbrauch ergibt sich vor allem der Maßstab des Gebrauchs-
wertes, denn wenn auch eine bestimmte Ware mit demselben
Tauschwerte in die Hände des Armen und des Reichen über-
geht, so zeigt sich doch die Verschiedenheit des Gebrauchswertes
darin, daß der Reiche mit derselben Ware verschwenderischer
umgeht als der Arme; man denke an Brot, Zündhölzchen,
Papier u. dgl. Damit treten die Verbrauchssteuern aus ihrer
bisherigen theoretischen Vernachlässigung heraus. Sie trifft
auch nicht der gegen die Einkommensteuer mit Recht erhobene
Vorwurf, daß sie die volkswirtschaftlich nützliche Spartätigkeit
unter Strafe stellten. Die vollkommenste Art der Verbrauchs-
besteuerung ist aber die durch Finanzmonopole. Durch sie
läßt sich das Verhältnis zwischen Kosten und Ertrag am günstig-
sten beeinflußen, denn sie ermöglichen die höchste Stufe der
Betriebskonzentration, sodaß die Erhöhung des Warenpreises
durch die Herabdrückung der Produktionskosten ganz oder teil-
weise herabgedrückt werden kann. Den Abergang hiezu haben
vielfach die Kartelle vorbereitet, bei denen sogar eine bloße
Amwandlung in staatliche Zwangskartelle für diesen Zweck'
20
hie und da genügen dürfte. Man raucht in Österreich mit
Labaksmonopol nicht teurer und schlechter als in Deutschland,
wo tausende von Fabriken in freier Konkurrenz stehen; der
Ertrag des österreichischen Tabakmonopols ist aber fast doppelt
so groß als der der deutschen Verbrauchsabgaben. Die Preis-
politik kann den Interessen der Allgemeinheit dienstbar gemacht
werden, indem der Aufschlag mit der Qualität steigt, der
Reichere also stärker herangezogen wird, während der private
Unternehmer bei der großen Masse der billigen Sorten zu ver-
dienen sucht. Schließlich lassen sich nebenbei noch andere
wirtschaftspolitische Ziele verfolgen, wie beim Branntwein-
monopol die Bekämpfung der Branntweinpest, beim Zünd-
hölzchenmonopol die Beseitigung der Verwendung von weißem
Phosphor, beim Petroleum das Eingreifen in die internatio-
nalen Interessenkämpfe usw. Das allgemeine Empfinden
geht daher ganz richtig dahin, daß die neuen Mittel in erster
Linie aus Finanzmonopolen beschafft werden müssen. In
Betracht kommen vor allem Branntwein, dann Zündhölzchen,
Petroleum, vielleicht auch Lebens- und Feuerversicherung.
Sie sollen sogar die Möglichkeit bieten, um die volkswirtschaftlich
nachteiligen Ertragssteuern wenigstens soweit zu erleichtern,
daß ein annähernd gleiches Verhältnis mit Deutschland her-
gestellt wird.
In den letzten Jahren hat ferner eine wesentlich neue
Steuerquelle die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, nämlich der
Wertzuwachs von Kapitalsgütern. Die älteren Agrar-
sozialisten verlangten eine Verstaatlichung von Grund und
Boden, weil er wegen seiner Unvermehrbarkeit Monopolgut
ist. Dabei fand pine in der älteren Volkswirtschaftslehre häufige
Verwechslung von technischen und wirtschaftlichen Begriffen
statt. Der Grund und Boden ist als Naturtatsache ebenso
unvermehrbar wie Regen und Sonnenschein. Daraus folgt
aber noch keineswegs ein Monopol. Vor allem bildet den
Gegenstand des Verkehrs nicht diese Naturtatsache, sondern nur
das mit ihr verbundene und daher immobilisierte, durch frühere
persönliche und sachliche Aufwendungen entstandene Kapital.
I
Dieses Bodenkapital ist nicht unvermehrbar, wie dies
die fortgesetzte Steigerung des Bodenertrages beweist.
Überdies schafft die ünvermehrbarkeit eines Gutes noch kein
Monopol, sondern begünstigt es nur, weil es dann leichter
möglich ist, die gesamte Menge in die Hand eines einzigen
Verkäufers zu legen. Die Grundstücke sind aber in keinem Lande
in einer einzigen Hand, vielmehr findet ein lebhafter Verkehr
in solchen statt. Die modernen Bodenreformer, die namentlich
in Deutschland eine so lebhafte Tätigkeit entfalten, begnügen
sich denn auch mit einer Wegsteuerung des „unverdienten
Wertzuwachses". Durch die Einbeziehung von ländlichem
Ackerboden in städtischen Bauboden erfährt ein Grundstück
durch die Teilnahme an allen durch die Stadtgemeinde ge-
schaffenen Vorteilen, wie Verkehrsmitteln, Kanalisation, Wasser-
leitung, öffentliche Beleuchtung usw., eine Wertsteigerung, zu
welcher der Eigentümer selbst nichts beigetragen hat. Bei dem
Bau von Eisenbahnen und Kanälen erhalten die Anrainer eine
ähnliche Begünstigung. Diese Erscheinung ist aber nicht, wie
die Bodenreformer meinen, eine Besonderheit des Grund
und Bodens, sondern zeigt sich bei jedem Kapitalsgute. Eine
Fabrik steigt im Wert, wenn eine Eisenbahn vorübergeführt
wird, ein Kaffeehaus gewinnt, wenn ein Theater in der Nähe
gebaut wird, der Aktionär einer Waffenfabrik kann seine Aktien
zu höheren Kursen verkaufen, wenn der Staat Krieg führt.
Gerade der jetzige Krieg hat drastisch gezeigt, welche unge-
heuren Gewinne einzelnen Anternehmungen ohne ihr Verdienst
bloß durch die augenblickliche Gunst der Allgemeinheit zufallen
können. In vielen Staaten ist daher mit Recht eine Sonder-
steuer auf Kriegsgewinne eingeführt worden. Ihrem
Wesen nach ist sie nichts anderes als eine Erweiterung des
bodenreformerischen Grundgedankens, der in der Wertzuwachs-
steuer für städtischen Bauboden, wie sie in Deutschland als
Reichssteuer und bei uns vereinzelt als Landessteuer besteht,
bereits verwirklicht ist.
Eine indirekte Aufgabe wird der Finanzpolitik durch die
Notwendigkeit erwachsen, die Kapitalbildung im Inlande
32
zu fördern- da uns fremde Geldmärkte nur in sehr geringem
Maße offenstehen werden. Kapital ist aber im Interesse unserer
militärischen und wirtschaftlichen Machtstellung unbedingt
notwendig, wie dies )a auch der Krieg deutlich genug erwiesen
hat. „Antikapitalistisch" sind einzelne politische Parteien nur
insofern, als sie die gegenwärtige Art des Kapitalsbesitzes
bekämpfen. Die ohnedies genußfrohe und leichtlebige Bevölke-
rung Österreichs hat aber in mißverständlicher Auffassung
solcher Schlagworte noch mehr als früher den Genuß über die
Arbeit gestellt und das Sparen als Laster betrachtet. Nie-
mand wird leugnen wollen, daß die Kunst Erhebung und
Erholung bedeutet, ein geistiges Gesundbad für jeden Arbeiten-
den bildet, aber für das Volk als ganzes darf sie doch nur Luxus
sein und nicht als Erwerbszweck überwuchern. Ein Volk mit
allzuviel berufsmäßigen Musikern, Tänzern, Malern und
Dichtern wird innerlich kraftlos. Von den geschaffenen wirt-
schaftlichen Werten soll auch möglichst wenig durch den Ver-
brauch zerstört und möglichst viel erhalten, also kapitalisiert
werden. Diesem Bestreben wirkt die in Offiziers- und Beamten--
kreisen gepflegte und vom Staate mindestens nicht bekämpfte
Großmannssucht entgegen. Das alles zu ändern ist natürlich
Sache der nationalen und staatsbürgerlichen Erziehung. Dis
Finanzpolitik kann aber eine wichtige Helferin dabei sein,
wenn sie die Geldmittel strenge unter dem Gesichtspunkte
der Förderung wirtschaftlicher Arbeit verteilt und daher die
oft nur demoralisierenden Subventionen, die in unseren
Finanzgesehen in den verschiedensten Posten versteckt sind,
möglichst einschränkt. Sache der Finanzpolitik wird also nicht
bloß die richtige Beschaffung, sondern auch die richtige
Verwendung der Mittel sein! —
3
33
^ktien-Kapital Reserven
K 170,000.000. über K 115,000.000.
Filiale der k. k. priv. Österreichischen
Credit-Anstalt
für Handel und Gewerbe
PRAG« Graben 10.
Couponseinlösungen.
Versicherungren gegen Kursverlust
durch Verlosung.
Kreditbriefe.
Eskomptierung von Wechseln.
Eröffnung von Rembours-Krediten
gegen überseeische Warenbezüge.
Bere'fwillige Erteilung von Aus-
künften betreffs Kapitalsanlagen.
Die Rentensteuer auf Einlagsbücher und Kassenscheine trägt
die Hank.
Wechselstube, Panzertresors.
An- und Verkauf, Belehnung, Ver-
wahrung und Verwaltung in- und
ausländischer Wertpapiere.
Vermietung von Safes
(Panzerkassen-Unterabteilungen).
Günstige Verzinsung von Geldein-
lagen auf Einlagsbücher, gegen
Kassenscheine und im Konto -
Korrent.
jm Verlage <Ld. Strache, Warnsdorf l V.,
erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Belgien# Vergangenheit und Zukunft,
eine geographisch-geschichtliche Bewertung von Professor ^osef
Langhammer, preis gebunden 4 Kronen oder 3 Mark-
Von Sndown nach Sedan,
vom Grafen Stefan T L s z a, kgl. ungar. Ministerpräsidenten,
preis gebunden 4 Kronen oder Z Mark.
Der stählerne Schrei.
Neue Gedichte aus der Kriegszeit von fllfons petzoLd. Jn
Prachtband 6 Kronen oder 4'50 Mark.
ein Kriegsbuch von Ferdinand Grüner, Buchschmuck von
Professor flugust Brömse. preis gebunden 4'50 Kronen
oder 3'30 Mark.
Gegründet 1$25,
AhmWe spslkssse
Prag, I., ferdmandstraße Nr, 7
Lahlstellen L n -
flüssig, Goethestrabs; Komotau, Erzherzog Karl franz fofef-platzl
Saaz, Marktplatz; Trautenau, Gebirgsstraße.
SammelsteLlen Ln:
Mltrognitz, Mitrohlau, Birkigt, Bisch ofteinitz, Vöhmisch-Kahn, Srandan t, V., Vrun-
nersdorf. Vünauburg, Vttrgstein, Dittersbach, Ebersdsrf bei Graupen, Gidlitz bet
Komotau, Einsiedl bei Mariendad, falkenau a. E,, Graupen, Großdorf bei Braunau,
^albstadt, rsermanih a. E., Herrnskretschen, Kaaden, Klösterle, Kolleschowitz, Kulm
bei Karbitz, Kupserberg, Kuttenplan. Ladowih, Liedenau (Vez. wekelsdors), Lichto-
witz bei praskowitz, Ltndenau i. B., Luditz, Mariaschsin, Markausch, Marschendorf I,
Merkelsdorf, Merskles bei Trebnitz, Michelob bei Saaz, Mittellangenau, Neustadtl
a. d. V. N.-V., Niedergrund a. E.. Oberallstadt, Obergeorgenthal. Oberhotzenelbe,
Oderpraubnitz, Offegg, Darschnitz, petschau, pilnikau, Platten bei Karlsbad, Priesen
i. V., Oualisch, Kadonitz, Keichstadt, Keischdorl bei Preßnitz, Köhrsdorf bei Lwickau,
Kofawitz, Schatzlar, Schelefen bei Lidoch, Schlackenwerth. Schönhof bei poderfam,
Seestadtl, Sonnenberg, Spindelmühle. St, Georgenthal, ötankowitz, Tepl, Teplitz,
Trüdenwaffer, Tschischkowitz, wartenberg bei Niemes, welmschlosi de! Saaz,
willomitz, Witkowitz, Lwettnitz bet Teplitz.;
Linssatz für Einlagen 1-1S/16: 4'/*°/o, 4°/o,
Linssatz für neue Hypothekardarlehen 5%.
Mit Ende Dezember 1^15;
Einlagen.......................................K 256,50$.2?0'?T
Bei den Latz!- und Sammelstellen werden auch Lulagen und Anmeldungen von
Kückzahlungen auf Einlagsbücher der kfauptanflalt enigegengenommen.
Reserven-
fltlgem, Reservefonds und pensionsfonds Aus. K 45,47$^?2'03
Mus den Erträgnissen des Reservefonds wurden bisher wohltätigen oder gemein-
nützigen Lwecken insgesamt gewidmet rund K 30,670.000--,
Mltersfparkasse für Mrdeiter.Dienstdoten,
Handlung«-und Gewsrdegehilsen und
Prämiierung von Einlagen iür Kinder
unter gewissen Voraussetzungen.
Sperrung von Einlagen auf Leit oder
bis zum Eintritte bestimmter Ereignisse.
Musweiskarten zu Einlagsbüchern.
Rückzahlungen nur gegen Einlags-
duch und Musweiskarle.
Musfolgung von Sparbüchsen zu Ein-
lagsbüchern.
dgl. im Prager polizsiragon und in
den Dezirksgerichtssprengeln jener
Orte, in welchen sich Lahlstellen der
Böhmischen Sparkasse befinden,
vorschußkasse für Gewerbetreibende ln
Prag und dessen Vorstädten.
Mltersrentenfparkasse (Errichtung im Luge), Versicherung von Leibrenten gegen
verzicht auf die Einlagszinfsn.
Pfanddriefanstalt der Böhmischen Sparkasse
Prag, 8., -ferdmandstraße 7, errichtet
Darlehen gegen 4 V4 °/° Vorausverzinsung. ohne Kegiedeitrag, Tilgung durch
Mnnuitäten.
4 °/o Pfandbriefe in Stücken ä K 20.000, ] 0,000, ]000 und 200, notiert an der
wiener und Prager Börse, geeignet zu Kautionen aller Mrt und Mnlage von
Mündelgeldern. Kupontermine-: ]. Mai und ]. November. Kuponeinlösung ohne
Mdzug der Kentensteuer.
4°/o Pfandbriefe mit Ende Dezember f?fS im Umlauf: nom. K S0.ZS0.600.
Österr. Postsparkassen-
Konto Dr. 70810.
TRAUTENAU
ZENTRALE: WIEN
Telephon Dr. 56 und 133.
Raiserl. Postscheckamt;
Berlin Nr. 5250.
Eingezahltes Aktienkapital K 130000000
Reservefonds K 60000000.
FILIALEN: Aussig,Belgrad,Bodetrbach,Brünn,Brüx, Budapest,Czernowitz, Eger, Falkenau,
Franzensbad, Graz, Innsbruck, Johannisbad, Kaaden, Karbitz, Karlsbad, KaroUnental,
Korneuburg, Linz, Lobositz, London, Marburg, Marienbad, Pardubitz, Pilsen, Pirano,,
Prag, Proßnitz, Saaz, St. Pölten, Teplitz, letschen, Trautenau, Triest, Turn, Wels, Znaim.
Vermittlung aller in das Bankfach einschlägigen Geschäfte, wie:
Einkassierung von Kupons und verlosten;
Wertpapieren.
Erteilung v. Vorschüssen auf Wertpapiere.
Vermietung von teuer- und einbruch-
.. sicheren Stahlpanzerfächern.
Übernahme von Geldeinlagen.
Ausgabe von Einlagebüchern und Kassa-
.. scheinen.
Übernahme von Wertpapieren zur Ver-
wahrung und Verwaltung.
Eskomptierung v. Wechseln, Schecks usw.
Ausstellung von Schecks und Kreditbriefen auf alle Hauptplätze des In- und Auslandes.
Ausführung von Aufträgen für sämtliche'
in- und ausländische Börsen.
An- und Verkauf von Wertpapieren und
fremden Valuten.
|£,T&7^
Von Teplitz wird künden man nach dem Krieg:
Daß es beitrug zu des Vierbunds Sieg;
Denn tausende Krieger, aller Völker und Namen,
Täglich zu seinen Quellen kamen
Mit schlaffem Arm, entmutigtem Blick,
Gesund und stark sind sie zurück
Zur Front gekehrt, um weiter zu ringen,
Und schließlich den Siegeskranz heim zu bringen.
Von diesem Kranze gebührt ein Reis
Den Quellen von Teplitz zu Ruhm und Preis.
Auskünfte durch die städt. Kurdirektion Teplitz-Schönau.
(Den ganzen Winter geöffnet.)
m'
Mitarbeiter der
„Flugschriften für Österreich-Ungarns Erwachen":
Dr. Zoses Maria Baernreither» Minister a. D., Wirklicher Geheim«
Rat, Mitglied des Herrenhauses etc. in Wien;
K. k. Hofrat Dr. Alexander Barwinskij in Lemberg;
Albert von Berzeviczg, Minister a. V., Wirklicher Geheimer Rat.
Präsident der Akademie der Wissenschaften etc. in Budapests
K. k. Sektionschef a. D. Dr. 5. .Brosche, Präsident des Zentral-
verbandes der österreichischen industriellen in Wien;
K. k. Negierungsrat Dr. Fritz Garns, erster Sekretär der Handels- und
Gewerbekammer in Reichenberg;
K. k. Linienfchiffsleutnant Emil Descovich;
Professor Dr. Friedrich Fellner in Budapest;
Gras Leopold von Goetz, k. k. Statthalter i.R., Geheimer Rat in Graz;
Dr. Gustav Groß, Universitätsprofessor, Reichsratsabgeordueter,
Obmann des deutschen Nationalverbandes in Wien;
Professor Dr. Joses Sruntzel, k. k. Negierungsrat in Wien;
Dr. Elemsr Hantos, Mitglied des ungarischen Reichstages, Direktor
des Neichsverbandes ungarischer Finanstnstitute in Budapest;
Dr. Roland von Hegediis, Reichstagsabgeordneter etc. in Budapest;
Dr. Karl Zeutsch in Reitze;
Reichsratsabgeordneter Frau; Sester in Zwittau;
Universitätsprofessor Dr. Raimund Kaindl in Graz-Waltendors;
Dr. Franz Klein, k. k. Zustizminister, Wirklicher Geh. Rat, Wie»;
Reichsratsabgeordneter sUDr. Philipp von Langenhan in Wien;
Reichsratsabgeordueter Dr. Stefan von Licht in Wien;
W. G. Menghius, Geograph und National-Ökonom in München;
Reichsritter Ferdinand von Pantz, Reichsratsabgeordneter in Wien;
Dr. Gustav Pazanrek, Professor in Stuttgart;
Dr. S. Aadü, königlich ungarischer Hofrat in Budapest;
Hofrat Dr. Heinrich Aauchberg, Universitätsprofessor in Prag;
Hofrat Dr. Oswald Redlich, Professor der Universität in Wien;
Peter Rosegger in Graz;
Profestor Dr. Paul Samasta in Klosterneuburg;
Hofrat Dr. August Sauer, Universitätsprofessor in Prag;
Dr. R. von Scala, Universitätsprofessor in Snnsbruck;
Arthur Singer, Schriftsteller und Hofredakteur in Budapest;
Fortsetzung umseffisr.
Theodor von Sosnoskg, Lchriststeller in Wien;
Dr. L. Spiegel» Universitätsprofessor in Prag;
Dr. Moritz Ritter von Stras;ewski, ö. o. Professor der fagellonischsn
Universität in Krakau;
Dr. Julius Sglvester, Präsident des österreichischen Abgeordnetenhauses:
2ofef Srier<Lngi» Wirklicher Geheimer Rat, kgl. ung. Staatssekretär a. D.,
Reichstagsabgeordneter in Budapest;
Haus Schrott-Fiechtl, Schriftsteller in Berlin;
K. k. Regierungsrat Dr. von Tagenthal, erster Sekretär der Handels-
und Gewerbekammer in Wien;
Dr. Karl Urban, Oberstlandmarschall-Stellvertreter von Böhmen, Mit-
glied des Herrenhauses, Reichsratsabgeordneter etc. in Prag;
Marianne Tuma von Waidkampf in Prag;
Dr. Ottokar Weber, Professor der deutschen Universität in Prag;
Dr. Richard Weiskirchner, erster Bürgermeister der Reichshaupt- und
Residenzstadt Wien, Minister a. D., Wirklicher Geheimer Rat;
Hofrat Dr. Friedrich Freiherr von Wiefer, Universitätsprofessor in
Wien;
Dr. A. Winkler, Universitätsprofessor in Freiburg i. d. ö;
Freiherr von Woinovich, General der Infanterie, Wirklicher Geheimer
Rat in Wien.
bedruckt bei kd. Strache
Warnsdorf und gaida