11. März. Heute fand sich auf binem Seitenteile eines der drei übrig bleibenden Schränke, die in den Keller wandern, folgende Bleistift-Notiz:" Diese orweit ist gemacht worden von Wentzel Helfer und Antony Lunimack, einer aus Pöhm und der andere aus Mähren, im Jahre 1760 beim Meister Johann Georg Bauinger (?) in Linz und aufgesetzt worden den 3. Nov. " 13. März. Heute wurde die Arbeit an den 9 Kästen des Festsaals beendet und der Lesesaal, wo die Tischler daran seit 27. Oktober gearbeitet hatten, geräumt. Da keine Kohlen für heuer mehr bewilligt werden, so muß die ge samte Heizung bis auf den Ofen der Direktionskanzlei eingestellt werden. Natürlich stockt die Arbeit im Speicher jetzt ganz. 13* März. Hofrat Meiß eröffnet mir mündlich, daß von den bewillig ten 20.000S noch Abzug der Übersiedlungskosten und der Kosten für die Restaurierung der Schränke etwa 8000 S übrigbleiben. Ich solle angeben, was davon gemacht werden soll. Natürlich läßt sich mit diesem lächerlichen Betrag nicht viel anfangen. Das Dringendst ist die Einrichtung der Sammlungs-Räume und der Kanzleien. Bezüg lich des Personals riet er, die Neuordnung und Katalogisierung mit freiwilligen Hilfskräften durchzuführen, was ich ablehnte. Wer soll sich zu diesen ungeschulten Leuten hinstellen? Sie wollen um keinen Preis ausgebildete Kräfte einstellen. Wenn man puch nur eine der im kleinen Österreich entbehrlich gewordenen Mittelschu len auflassen würde, könnten von dem dadurch ersparten Betrag alle drei Studienbibliotheken auf die Höhe gebracht werden. Ich machte ihm eine fürchterliche Szene, worauf er aufstand und ging. Der Mamvertritt als Referent nicht die Interessen der Bibliothek, sondern des Ministeriums. Alles hat er so verschleppt, daß wir in die ungünstige Zeit gekommen sind. Wie hat er doch den Neubau durch seine Yersatz-Amt-Idee jahrelang sabotiert. 4. April. Hundskälte und keine Kohlen! Dazu ohne Amtspauschale, sodaß ich fortwährend aus eigenem vorstrecken muß. Habe heute aus einer krainischen Schloßbibliothek eine Handschrift gekauft, die eine Abschrift von Preuenhubers Catalogus und eine kurze Ge schichte der Städte Wels und Linz enthält, die wohl den ältesten Versuch auf diesem Gebiete darstellen wird. Die Katalogisierung des Legates Schmiedbauer habe ich beendet. Das Ergebnis ist: rund 1400 Bände.