Skandals gedenkt. Die ausführenden Baumeister erklären vertraulich, sie hätten noch nie einen so schlecht vorbereiteten Neubau wie die Bibliothek über nommen. Die Pläne sind von Wien zu wenig durchgearbeitet gekommen. Am 5» Juni versprach mir Hofrat Peters auf meine Bitte einen Personen- Aufzug, die Begleichung der Bau-Inschrift und die Anbringung des von mir gewählten Spruchs auf der Haupt-Fassade. 9. Juni. Nach der Heferatseinteilung der neuen Landesregierung über nimmt an Stelle Pfenebergers der neugewählte Landesrat E. Hirsch das Referat der Studienbibliothek, der unsympathischeste Mann der Landesregierung. Diese Zuteilung hat die Bedeutung einer Demonstratioc nach allem, was vorgefallen. Am 15. Juni verlangte der Landeshauptmann, daß für ihn aus dem Barak- ken-Depot der Jahrg. 1923 der "Volksstimme" herausgesucht werde. Er schickte 6 Landhausarbeiter und nun wurden aus dem Chaos Kiste um Kiste unter den größten Schwierigkeiten hervorgeholt, bis die richtige gefunden wurde, die die gesuchte Zeitung «irthielt. Es mußten 60 Kisten geöffnet werden, was bei einer zusammen achtstündigen Ar beit, für die Stunde nur einen Schilling gerechnet, 48 S ausmachte. Als nun die Zeitung schließlich im Präsidialbüro des Landhauses über geben wurde, stellte es sich heraus, daß sie gar nicht für den Landes hauptmann, sondern für den Landesrat Pfenebergei bestimmt war, der sie offenbar für einen Artikel gegen die Nazisozi benötigte. Den Namen des Landeshauptmannes hatte man. nur mißbraucht,um einen Druck auf die Bibliothek auszuüben! 23. Juni. Da infolge verspäteter Ausschreibung Dachstuhl, Tür- -und Fensterstöcke nicht rechtzeitig eintrafen, trat am 20. Juni in den Arbeiten beim Neubau eine Stockung ein, die sofort su Gerüchten Anlaß gab, der Staat habe kein Geld mehr und den Bau eingestellt. "Tageszeitung" und "Tagespost" dementierten. Am 27. Juni traf ein Teil des Dachstuhls aus Wien ein. 30. Juni. Universitätsprofessor Dr E. Arnold in Wien spendete 17 Bde., meist Belletristik. 4. Juli. Das hiesige "Tagblatt" brachte 3 Aufsätze über das "neue Linz". Darin wird nur der von den Sozialdemokraten geschaffenen Gemeindebauten gedacht, mit keinem Worte aber des Neubaues der Bibliothek. 5. Juli. Das heutige "Tagblatt" bringt einen scharfen Angriff auf die Bauleitung wegen ihrer Verschleppungstatistik.