Volltext: Was ist Bewusstsein?

Considerations, in reference to other things: and therefore this makes no small part of Men's Thoughts and Words.“104 Der Ansatz der Erkenntnistheorie, Erkenntnis auf Gewissheit zu gründen, scheitert daran, dass das erkenntnistheoretische Streben nach Gewissheit der Erkenntnis letztlich allenthalben nur kontingente Relationen zutage fördert. Diese Relationalität zeigt sich in allen Bereichen der Wirklichkeit und der Wahrnehmung, und betrifft diese ganz generell. Derselbe Lichtstrahl, der, wenn er auf das Auge trifft, unter Beteiligung des Gehirns, das Bild eines Gegenstandes 'hervorruft', erzeugt, wenn er auf die Haut trifft Wärme, und kann auch andere Prozesse auslösen.105 In objektiver Sicht ist dem nicht endgültig beizukommen, es bleiben gleichsam immer lose Fäden, die nur im Subjekt verbunden werden können.106 Die Konzepte der Naturwissenschaft bieten demgegenüber eine Möglichkeit, damit konstruktiv umzugehen. Der Kern ihrer Vorgangsweise besteht eben darin, den relationalen Aspekt der Wirklichkeit selbst zum Ausgangspunkt zu nehmen, mit dem Ziel, die kontingenten Relationen in eine einheitliche, verständliche Ordnung zu bringen, und zwar in Verbindung mit der Annahme einer grundsätzlichen Gesetzmäßigkeit. Dafür bildet das Konzept der res extensa die Grundlage, die räumliche Ausgedehntheit als das, was die Dinge nicht nur verbindet, sondern ihre Dinglichkeit ausschöpft. Die Naturwissenschaft verlegt das Bezugssystem – in vollkommenem Gegensatz zum Nominalismus, der vom Subjekt als Ankerpunkt der Relationen ausgeht – 'in die Dinge'. Aber sie stützt sich dabei nicht unmittelbar, wie die Metaphysik, auf die Wahrnehmung von deren Eigenschaften, bzw. deren Abbildung in 'geläuterter', begrifflicher Form. Sie geht zwar auch aus von den Qualitäten (bzw. zunächst dem beobachtbaren Verhalten) der Dinge, aber sie unterlegt ihrer 'Interpretation', bzw. ihrem Zugang zum Verständnis dieses Verhaltens (ungeachtet der spezifischen Eigenheiten der Dinge) ein radikal allgemeines Konzept. Ihr Zugang ist im Unterschied zur Metaphysik kein spezifizierender (vom Einzelnen zum Allgemeinen aufsteigender), sondern ein generalisierender. Entscheidend ist dabei der Status dieses Konzepts bzw. dieser Konzepte, denn diese werden im Laufe der Entwicklung selbst angereichert und vermehrt. Ihre Funktion besteht darin, allgemeine, gesetzmäßige Korrelationen zwischen den Dingen und ihrem Verhalten zum Vorschein zu bringen, und zwar in exakter Weise, auf der Basis von Quantifizierung. Diese wird ermöglicht durch ihre Translation in geeignete Parameter, die die Grundlage für die Formulierung von 'Gesetzen', und damit für die theoretische, funktionale Erklärung bilden.107 Aus erkenntnistheoretischer Sicht ist der Status der Konzepte daher ein funktionaler, grundsätzlich vorläufiger, aus ontologischer Sicht ein transzendentaler.108 Diese Unterscheidung ist wichtig in Hinblick auf die Positionierung der Naturwissenschaft sowohl gegenüber der Erkenntnistheorie, als auch der Metaphysik. Die Konzepte übernehmen in erkenntnistheoretischer Perspektive die Position des Subjekts in Bezug auf die Objekte, sind aber nicht subjektgebunden. Zwar sind sie niemals subjektunabhängig, sondern als Erkenntniskonzepte selbstverständlich 'subjektiv', und damit grundsätzlich 'vorläufig', 104 Locke, J. (1979), S. 331 105 Die Erkenntnistheorie versucht der Wahrnehmung vom Konzept der Beziehung her beizukommen, aber es erscheint vielversprechender, diese prinzipiell als einen 'normalen' physikalischen Vorgang auf materieller Ebene zu betrachten, und davon ausgehend die Frage nach dem Grund (bzw. Vorgang) jener Abnabelung eines 'Teils' der involvierten physikalischen Entitäten zu stellen, die daraus eine 'Beziehung' werden lässt. 106 In dieser Hinsicht kann man sagen, dass die Bedeutung der Erkenntnistheorie gerade in ihrem Scheitern liegt. Im Rahmen der Erkenntnistheorie selbst wird dieses Scheitern aufgefangen durch die Einsicht bzw. die These von der Unerkennbarkeit der Dinge an sich. Ontologisch durch die Annahme bzw. These von den 'intrinsischen Eigenschaften'. 107 Der 'analoge' Ansatz bei den kontingenten Relationen und deren verwirrender Vielfalt, ohne festen Anhaltspunkt, erklärt auch, warum ihre Konzepte prinzipiell darauf gerichtet sind, Ordnung in dieses ungeordnete Kontinuum zu bringen, dieses quantifizierbar zu machen. 108 Carl Friedrich von Weizsäcker spricht von der Projektion der bunten Fülle der Erscheinungen, der „Phänomene gleichsam auf die Ebene kinematisch-geometrischer Begrifflichkeit“. (Weizsäcker, C. F. v. (2004), S. 263) 41
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