Volltext: Was ist Bewusstsein?

dass er selbst ein Verhältnis zweier genereller Eigenschaften von Körpern (Volumen und Gewicht) ausdrückt, und aufgrund seiner Quantifizierbarkeit in sich relational ist, d.h. geeignet, die Gegenstände ungeachtet ihrer sonstigen Besonderheiten zueinander in Beziehung zu setzen. Seine Relevanz wird aber erst demonstriert durch seine Eignung als Basis für die Herstellung weiterer Korrelationen in quantitativer Form. Er hebt den (scheinbar irreduziblen qualitativen) Unterschied zwischen Körpern, z.B. dem fallenden Stein, der ihn umgebenden Luft und dem aufsteigenden Luftballon in Hinblick auf die Erklärung ihres mechanischen Verhaltens in der Weise auf, dass er sie schlicht substituiert, an ihre Stelle tritt. Er ist selbst nichts Gegenständliches,100 existiert nur in Form der Relationen, die er selbst zum Vorschein bringt.101 Der Unterschied zwischen Abstraktion und Substitution mag auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen,102 und solange der Fokus auf der Theorie liegt, ist er auch vernachlässigbar (wenngleich der Gedanke der Abstraktion natürlich der Vorstellung von der Theorie als bloßem Kalkül zum Zweck der Naturbeherrschung Vorschub leistet). Die relative Anschaulichkeit der Konzepte der klassischen Physik mag die Unterscheidung zwischen Abstraktion und Substitution zusätzlich vernachlässigbar erscheinen lassen. Diese Konzepte stehen, insofern sie der (Möglichkeit der) Herstellung von Korrelationen dienen, auch nicht per se in Widerspruch zu dem klassischen ontologischen Konzept der Metaphysik, nämlich der Substanzvorstellung, die das Rückgrat des (metaphysischen) Erkenntnismodells bildet. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass die Rolle der transzendentalen Konzepte und ihrer fundamentalen ontologischen Dimension unauffällig bleibt, und in Bezug auf die Wahrnehmung der Naturwissenschaft gegenüber der überragenden Bedeutung der Theorien nur eine Nebenrolle spielt.103 Und dennoch sind es gerade die Konzepte, die in Hinsicht auf ein wirkliches Verständnis des naturwissenschaftlichen Erkenntniszugangs, nämlich seiner transzendentalen Dimension, von entscheidender Bedeutung sind, sowohl in ontologischer, als auch in erkenntnistheoretischer Hinsicht. 1.2.1.3 Metaphysik, Erkenntnistheorie und Naturwissenschaft Noch deutlicher wird das Bild, wenn man den naturwissenschaftlichen Erkenntniszugang vom Ausgangspunkt der Metaphysik und vom Standpunkt der Erkenntnistheorie betrachtet. Die Dinge stehen gewöhnlich in mannigfaltigen, meist unerklärlichen Beziehungen zueinander, die die Metaphysik in eine Ordnung zu bringen versucht, indem sie von der spezifischen Allgemeinheit der Begriffe auf einen Zusammenhang der so bezeichneten Dinge in der Realität oder auf Prinzipien schließt. Der Nominalismus mit seiner Betonung der Rolle des Subjekts bringt nur noch mehr Relationen zum Vorschein. Wie John Locke schreibt: „Concerning Relation in general, these things may be considered: First, That there is no one thing, whether simple Idea, Substance, Mode, or Relation, or Name of either of them, which is not capable of almost an infinite number of 100 Gewicht ist ja prinzipiell kein unabhängiger Parameter. 101 Der durch die Konzepte Volumen und Gewicht definierte Parameter 'spezifisches Gewicht' weist noch einen starken Bezug zur Gegenständlichkeit der Wahrnehmung auf. Newton setzt an die Stelle dieser Konzepte neue Konzepte, nämlich Masse und (Gravitations-)Kraft, und es gelingt ihm mittels des Trägheitsgesetzes auch die Bewegung und die Beschleunigung zu integrieren. 102 Er besteht unter dem allgemeineren Gesichtspunkt der Abstraktion vor allem darin, dass diese gedanklich an den Gegenständen, dem Konkreten, haften bleibt, während die Substitution die Abstraktion gewissermaßen unmittelbar ins Werk setzt. Doch das ist nicht der Gesichtspunkt, auf den es ankommt. 103 Aus dem Blickwinkel der Theorien erscheinen fundamentale Veränderungen auf der Ebene transzendentaler Konzepte als Paradigmenwechsel, die rein methodisch/theoretisch nicht begründbar sind, und daher auch nicht ins Bild von der Methode als Markenzeichen der Naturwissenschaft passen. Die Theorien stehen im Fokus, weil sie konkrete Erklärungen (einen 'Aha-Effekt', und darüber hinaus oft auch konkreten Nutzen) mit sich bringen, während die Konzepte unauffällig mit der Zeit einfach irgendwie ins Allgemeinbewusstsein vordringen, zum unbeachteten Inventar des Denkens werden. 40
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