Volltext: Was ist Bewusstsein?

Allgemeinbegriffe, führte zum Nominalismus. Dieser stellt den Wissenscharakter, den realen Status der Universalien in Frage und rückt damit die Rolle des Erkennenden in den Mittelpunkt, die aktive Rolle des Subjekts in der Erkenntnis. Er greift damit den naiven Holismus der Metaphysik an, aber nur in Bezug auf die Erkenntnisvorstellung, nicht den vorausgesetzten naiven ontologischen Holismus. Der Nominalismus löst damit formal das Problem des Quells der Erkenntnis, auf das die Metaphysik keine rechte Antwort geben konnte. Das Subjekt nimmt die Unterscheidungen und Begriffsbildungen vor, deren Entsprechung in der Realität durchaus fragwürdig ist. Der Nominalismus löst das Problem der Erkenntnis also um den Preis, dass die Bestimmtheit der Begriffe nun nicht mehr mit der Bestimmtheit der Dinge an sich gleichgesetzt werden kann. Und im Gegenzug nimmt das erkennende Subjekt nun eine transzendente Position gegenüber den Gegenständen der Erkenntnis ein, steht nicht mehr auf 'einer' Ebene mit den Gegenständen. Der Nominalismus zerstört also den naiven Holismus der Metaphysik in Bezug auf die Erkenntnisvorstellung, die Gleichsetzung von Erkenntnis und Wissen, und an eben diesem Punkt setzt Descartes auch an, um das ganze Gedankengebäude der Metaphysik beiseite zu schieben. Und zwar zu dem Zweck, an ihrer Stelle den Erkenntniszugang der Naturwissenschaft philosophisch (erkenntnistheoretisch und metaphysisch) zu legitimieren. Diesem Zweck dient der methodische Zweifel, der (in Verbindung mit seinem Ansatz bei der Gewissheit)79 eine ontologische Trennung in res cogitans und res extensa herbeiführt, und damit aus dem formalen Rückzug des Subjekts aus dem Kreis des Wissens einen ontologischen Gegensatz macht. Der Subjekt-Objekt-Gegensatz bildet in der Folge das Fundament für die Auffassung von Erkenntnis, und die Vorstellung bzw. das Ideal der Gewissheit wird zum zentralen Motiv der Entwicklung der Erkenntnistheorie. Diesem Motiv verdankt die Erkenntnistheorie auch ihre Selbstauffassung und ihre Stellung als 'prima philosophia', als Königsdisziplin der Philosophie. Es bedingt aber auch die These von der Unhintergehbarkeit des Subjekts, und führt so in Summe zu jener Situation vor der Quine als Erkenntnistheoretiker letztlich kapituliert. Doch werfen wir noch einmal einen genaueren Blick auf die Situation, und zwar mit Bezug auf den Quell der Erkenntnis. 1.2 Die Erkenntnisbeziehung Die Metaphysik war, wie gesagt, von einer holistischen Erkenntnissituation ausgegangen, denn auch das erkennende Wesen, der Mensch mit seinen Eigenschaften und 'Vermögen', war im Rahmen des Gesamtzusammenhangs bestimmt. Das entsprechende Bild von Erkenntnis war das der Wesenserkenntnis. Aus dieser holistischen Erkenntnissituation wird in der Erkenntnistheorie eine lineare Erkenntnisbeziehung. Das entsprechende Bild von Erkenntnis ist das von Repräsentation, in einem allgemeinen, unspezifischen Sinn (der aber logisch einschließt, dass der Erkenntnis, bzw. der Weise der Wahrnehmung der Dinge etwas in ihrem unabhängigen Sosein entspricht). Denn der Nominalismus gibt zwar Antwort auf die Frage nach dem Quell der Erkenntnis, allerdings eben nur formal. Die Frage nach dem Quell des Inhalts der Erkenntnis wird dadurch noch nicht beantwortet, und damit auch nicht die Frage nach der Herkunft und dem Ursprung all der Qualitäten und Begriffe, die in die Erkenntnis einfließen. Diese Frage spielt natürlich eine entscheidende Rolle in Bezug auf die Beurteilung des 'Realitätsgehalts' dieser Qualitäten und Begriffe (die 'metaphysische Frage'), und damit auch für die Frage nach dem spezifischen Sinn von 'Repräsentation'. Geht man von der Annahme der linearen Erkenntnisbeziehung aus, also einer Situation, in der das Subjekt den Gegenständen gegenübersteht, dann ist dieses (in Hinsicht auf die Problemstellung) offensichtlich angewiesen auf seine Sinneseindrücke. Es sind also diese, die primär als Quelle des 79 Anders hätte Descartes wohl seinen Kopf riskiert, hätte er die Metaphysik einfach beiseite geschoben. 33
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.