Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Heft 5 1938 (Heft 5 / 1938)

Haussprüchen, das schöne, eindrucksvolle, spätgotische 
Rathaus aus der zweiten Hälfte des 14. Jahr— 
hunderts, in dessen Schatten 1632 Bürgermeister 
Kastenholz von schwedischen Horden öffentlich ent— 
hauptet wurde, die Gedenkplaketten auf dem Kasten⸗ 
holzplatz vor dem Rathaus, die tausendjährige Ge— 
richtslinde am Kirchplatz; der alte Bergfriedhof mit 
oielhundertjährigen Grabsteinen, die im Jahre 1206 
erbaute spitztürmige Martinuskirche — Schloß und 
Martinskirche sind Donau-Linz und RheinLinz ge— 
meinsam! — eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit 
künstvollem Netzgewölbe und wertvollem, dreiteiligem 
Altarbild aus der Kölner Schule, das Neutor und 
andere Reste der alten Stadtbefestiguͤng, das Heimat— 
museum, der Burgplatz mit dem alten Rheintor, der 
Kastenholzplatz mit seinen bunten Fachwerkhäusern, 
der Buttermarkt, die Neustraße, die vielen alten und 
krummen Gassen wie: Mühlengasse, Hundelsgasse, 
Strohgasse, Seilergasse, Grabentor, Kommenderie und 
oiele andere, in denen prachtvolle Fachwerkbauten, 
fast vor den neugierigen Blicken der Welt verborgen, 
aus längst entschwundenen Zeiten erzählen. 
Linz ist auch der Hauptsitz der deutschen Basalt— 
industrie, in den gewaltigen Steinbrüchen werden die 
mposanten Basaltsäulen gewonnen, die als Senk— 
steine oder zerkleinert als Schotter und Split auf dem 
Rhein verfrachtet werden. Linz schmiegt sich an den 
Kaisersberg und auf den Bergen und in den Tälern 
rings um Linz liegen die sieben Gemeinden des Amtes 
Linz-Land: Dattenberg mit seinem feurigen Rot— 
wein, der Weinort Leubsdorf, Kasbach mit seinen 
schönen alten Häusern, das burggekrönte Ockenfels, 
Ohlenberg mit seiner weiten Aussicht auf den Rhein. 
Der Weg über Hargarten und Notscheid erschließt 
prächtige Blicke von der Linzer Höhe über die Land⸗ 
schaft des Rheintals. Die Stadt vor den Unbilden 
rauher und kalter Luftströmungen schützend, erhebt 
sich im Osten-als Ausläufer des Westerwaldes der 
441 Meter hohe Hummelsberg, ein Basaltsäulen— 
gebilde von besonderer Schönheit. Vor den Toren der 
Stadt, wo sich das Tal des Alvisbaches mit dem 
comantischen Nachtigallental vereinigt, liegt der 
deutsche Tiergarten, der erste naturhafte zoologische 
Garten rein deutschen Charakters. Hier findet inmitten 
eines herrlichen Landschaftsgebietes der Naturfreund, 
in vorbildlicher Weise gehegt und gepflegt, Deutsch— 
lands Tierwelt. 
Ist so Linz am Rhein mit seinen 5600 Einwohnern 
— mit den Landgemeinden zusammen zählt es rund 
10. 000 — das zweitgrößte „Linz“, so begegnet uns 
am Rhein der Name Linz noch einige Male: Lin z— 
hausen ist ein Dorf in der Nähe von Linz, eine 
Gemeinde bei Zülpich heißt Lin zeLöwenich. 
Wenn man von Meersburg oder Überlingen am 
Bodensee im Tal der Aach nordwärts wandert, kommt 
man in die südbadische Landschaft des „Linmz— 
gaues“ mit den Linzgauer Bergen, die im 
Sennberg bei Heiligenberg (816 Meter) ihre höchste 
Erhebung erreichen. Im nördlichen Teil dieser Land— 
schaft, die im Süden bis an den Bodensee reicht, 
iiegt an der Aach das alte Linzgaudorf Linz bei 
Pfullendorf, mit dem Nachbarort Aach die 
Bemeinde Aach-Linz bildend. Das Pfarrdorf Linz 
zehört zum Amt Pfullendorf, zum Kreis Konstanz. 
Es liegt etwa halben Weges zwischen den badischen 
Irten Stockach und Ostrach, bei denen Erzherzog Karl 
nit der österreichischen Armee am 25. März 1799 die 
Franzosen, Moreau am 3. Mai 1800 die ssterreicher 
esiegte. Nicht zu verwechseln ist die Linzer Aach 
nit der Radolfzeller Aach, die bei Radolfzell in den 
Bodensee mündet und bekanntlich auf unterirdischem 
Wege einen Großteil des Donauwassers dem Rhein 
zuführt. Als Symbol früherer Zusammengehörigkeit 
rägt das uralte Linzer Rathaus den Doppeladler mit 
der Jahreszahl 1773 1800. 
Ein Pfarrdorf Linz gibt es auch in Sachsen. 
Linz i. Sa. ein Dörfchen mit etwa 250 Einwohnern, 
iegt in der Amtshauptmannschaft Großenhain, an 
der Bahnlinie Dresden —Großenhain —Cottbus. Die 
wangelische Gemeinde setzt sich vorwiegend aus 
Bauern zusammen; das Dorf ist sehr alt und wird 
dereits 1100 als Kirchdorf erwähnt. Es besitzt auch 
»in Schloß, ein von riesigen Parkbäumen umschattetes 
Wasserschloß, das dem Grafen Ernst zu Münster, ehe⸗ 
maligem Landstallmeister und Kammerherrn des 
oerstorbenen Königs Friedrich August von Sachsen 
gehört. 
Das nördlichste Linz istewohl das 100 Seelen 
zählende Rittergut Linz bei —8* Polzin, Kreis 
Neustettin in Pommern, mördlich der sogenannten 
„Pommerschen Schweiz“. Ein zweites Gut Linz liegt 
bei Guhrau in Preußisch-Schlesien an der preu— 
ßisch⸗polnischen Grenze bei Glogau. 
In der Ostmark kommt der Ortsname Linz 
außer der Donaustadt noch einmal vor: die Ortschaft 
Linz ist eine der 36 Ortschaften der Gemeinde Him— 
melberg in Kärnten, und wohl das kleinste Linz, 
es zählt 19 Einwohner, die durchwegs die Landwirt— 
schaft betreiben. Es ist aber auch das höchste Linz, 
denn es liegt 667 Meter hoch an der Straße, die von 
Zeldkirchen an der Bahnlinie St. Veit an der Glan— 
Ossiach —¶Villach über St. Leonhard zur Turracher 
Höhe und zur steirischen Grenze führt. 
Im Zeichen der sich anbahnenden engen wirt— 
schaftlichen Verbindungen zwischen Linz und Eisenerz 
dürfte es interessieren, daß alte steirische Karten einen 
„Berg Lintzegg“ bei Eisenerz nennen. 
Im deutschen Sprachgebiet außerhalb der Reichs⸗ 
grenzen liegen übrigens auch noch drei Linz, eine 
Gemeinde Linz im Gerichtsbezirk Ronsperg GBi— 
schofteinitz am Fuß des Böhmerwaldes und je eine 
Ortschaft Linz in den Bezirken Luditz im Tepler 
Hochland und Podersam bei Saaz.— 
Einige dem Aufsatz beigegebenen Aufnahmen ver— 
mitteln unferen Donaulinzern Bilder von den Schwe⸗ 
sterorten gleichen Namens im Großdeutschen Reich. 
Dr. F. Pfeffer.“
	        
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