Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

Seltsame Weisungen des Kapitelboten an die Unterweißenbacher 
kaum an eine Eheschließung denken. Das Sexualle- 
Jen spielte sich, kriminalisiert und als illegal be- 
trachtet, im Verborgenen ab. Schwangerschaften 
konnten Tragödien auslösen. Nicht wenige Dienst- 
mägde trugen ihr Kind im Geheimen aus und legten 
es schließlich an einer Stelle weg, wo sie hoffen 
konnten, dass es gefunden wurde. Tatsächlich nah- 
men hier in Unterweißenbach gutgesinnte Familien 
Findlinge auf. Sie waren entweder selbst kinderlos 
geblieben oder besaßen den Großmut, neben den 
eigenen Kindern noch ein weiteres hungriges Kin- 
dermäulchen zu versorgen. Noch um die Mitte des 
19. Jahrhunderts finden wir zahlreiche Eintragungen 
über Findlinge in der Pfarrmatrik. Leider vielfach 
auch in den Sterberegistern, weil eben auch diese 
Findel Opfer der extrem hohen Kindersterblichkeit 
wurden. Eltern in Unterweißenbach mussten damals 
nach wohlgemeinter Aufnahme eines Findels bald 
wieder den Verlust beklagen: so in den Häusern 
Markt Nr. 6, Markt 27 und 35, Windhing 9, Lands- 
hut 3 und 4, Greinerschlag 2. 
Kindesweglegung und Adoption erscheinen noch als 
glücklicher Ausgang in einer ausweglos scheinenden 
Situation. Starb ein weggelegtes Kind, ehe es aufge- 
funden wurde, lag das Delikt des Kindesmordes vor. 
„Kindesmörderinnen“‘ wurden im 17. und 18. Jahr- 
hundert mit dem Tode bestraft. / 
Den Frauen wurden zuerst die Hände, 
als den Werkzeugen ihrer Tat, 
und dann der Kopf abgehauen. 
So geschah es auf Grund eines Urteils des hiesigen 
Landgerichts Ruttenstein am 19. Mai 1643. Ent- 
aauptet wurde das „ledige Dienstmentsch“ Veronika 
Nussböckhin durch drei Streiche des Scharfrichters. 
Seltsame Weisungen des Kapitelboten 
an die Unterweißenbacher ; 
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Die Aufsicht über das Unterweißenbacher Pfarrge- 
schehen stand in geistlicher Hinsicht dem Dechant 
des Dekanats Wartberg zu. Diesem war der Bischof 
in Paussau und später dann der Bischof von Linz 
übergeordnet. Die Diözese Linz wurde erst unter 
dem Reformkaiser Joseph II. zwischen 1782 und 
1785 errichtet. Wie gelangten nun die Weisungen 
des Bischofs über die Dekanate zu den einzelnen 
Pfarren? Diese Aufgabe erfüllte der Kapitelbote des 
Dekanats. Er ging oder ritt die Pfarren seines Ray- 
ons ab und brachte den Ortspfarrern die bischöfli- 
chen Anweisungen zur Kenntnis. Bei seinem Kom- 
men nahm er zugleich die hl. Öle, das Chrysam, mit 
dem die Täuflinge gesalbt wurden, mit. Ebenso 
Ablassbriefe, fromme Bildchen für den Religions- 
ınterricht und den diözesanen Jahreskalender. 
Während er sich mit Speis und Trank gestärkt, im 
Winter beim Kachelofen der Pfarrhofstube gewärmt 
haben mag, schrieb sich der Pfarrer die Anordnun- 
gen seines Bischofs vom vorliegenden Original ab. 
Ein DBotenlohn wurde dem. Kapitelboten 
ausgehändigt. Die Kirchenrechnung der Weissenba- 
cher Nikolauskirche weist etwa im Jahre 1748 für 
den Kapitelboten insgesamt einen Botenlohn von 
einem Gulden aus. 
Bischofssitz Passau, Ansichtskarte, ca. 1950 
Unterweißenbach gehörte einst der Diözese Passau und 
dem Dekanat Wartberg an 
Aus der Fülle der Befehle 
seien nur zwei herausgegriffen' 
Zirkulare des Kapitelboten
	        
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