Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

Wilde Tiere wurden dem Menschen gefährlich 
stellte Wildschützen wurden in der Regel zu dreitä- 
gigem verschärftem Arrest und Schadenersatz ver- 
urteilt.! Ein Stück „starkes Reh“ wurde mit 7 Gulden 
berechnet. Um den Wilddiebstahl einigermaßen 
einzudämmen, zahlte die Forstverwaltung ihren 
Jägern, wenn sie einen Wilderer stellten und auch 
zum Gericht nach Weissenbach brachten, eine 
Belohnung in der Höhe von bis zu 25 Gulden.* 
Die abgenommenen Gewehre wurden in der Ge- 
rtichtskanzlei zu Weissenbach an Personen verstei- 
gert, die zum Tragen berechtigt waren. Der Erlös 
kam größtenteils dem Armeninstitut zugute. 
Manche Gerichtsprotokolle hinterlassen einen tra- 
gisch-komischen Eindruck. So lauerte 1831 der 
herrschaftliche Jäger Schmidl dem Gattermüller, der 
schon einige Tage vorher einen Rehbock geschossen 
haben soll, beim Aglasberg auf. Er kam, immer sich 
hinter einem Baum verbergend, auf zehn Schritte an 
den Wildschützen heran. Als dieser ihn bemerkte, 
sprang der Jäger auf, nahm den Gattermüller in 
Gewahrsam, nahm ihm das Gewehr ab und wollte 
ihn zu Gericht bringen, um in den Genuss der 
' Schlossarchiv Greinburg, Ruttenstein-Kreuzen, Sch. 452 
* Schlossarchiv Greinburg, Ruttenstein-Kreuzen, Sch. 452 
Ergreiferprämie zu kommen. Doch der Wilderer 
weigerte sich mitzugehen. „Lieber wolle er sich um 
sein Leben bringen lassen.“ Dem Jäger, ohnehin von 
einer Krankheit geschwächt und durch das Tragen 
von zwei Gewehren behindert, gelang es auch durch 
Schlagen nicht, den armen Frevler recht von der 
Stelle zu bringen, da sich dieser an jedem Baum- 
stamm „und wo er sich nur halten konnte‘. anklam- 
merte. Schließlich war Schmidl, total erschöpft, ge- 
nötigt, den Gattermüller laufen zu lassen. Erst der 
Gerichtsdiener vermochte in der Folge den Wild- 
schütz zu verhaften. Der Jäger aber bangte, obwohl 
er, wie er zu Protokoll gab, sein Leben eingesetzt 
2atte, um seine Prämie.? 
Mit der Aufhebung der Grundherrschaften (1848) 
verlor das Waidwerk etwas von seinem elitären Cha- 
rakter, wenngleich die Jägerschaft heute noch ein 
wenig durch ihre Tracht, ihre speziellen Fachaus- 
drücke, den eigenen Ehrenkodex der Waidgerech- 
tigkeit und durch ihre enge Gemeinschaftspflege 
sınen besonderen Nimbus zu eigen hat, diesen auch 
Jewusst pflegt und hochhält. 
Schlossarchiv Greinburg, Ruttenstein-Kreuzen; Sch. 452 
Wilde Tiere wurden dem Menschen gefährlich 
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Ohnehin vom Jagdrecht ausgeschlossen, mussten 
sich in früheren Jahrhunderten die einfachen Land- 
leute gegen die Tierwelt schützen. Sie erlebten sie 
als Bedrohung, wie es in vielen Sagen und Märchen 
zum Ausdruck kommt. 
Die Felder mussten durch Zäune und Umhegungen 
gegen das Rot- und Schwarzwild gesichert werden. 
Bären und Wolfsrudel gefährdeten die Menschen 
selbst. In Flur- und Ortsnamen hat sich die Erinne- 
rung an sie erhalten. So erhebt sich westlich des 
Marktes der 853 m hohe Wolfsberg. 
Im Jahre 1614 wurde der Wildbann der Herrschaft 
Ruttenstein nur mehr auf 2000 Gulden geschätzt, da 
Wölfe und Bären den reichen Bestand an Rot- und 
Schwarzwild stark gemindert hatten.“ 
Am 20. Juni 1643 wurde Magdalena, des Simon 
Plaimers Weib, 36 Jahre alt, bei Pierbach von einem 
Bären zerrissen.” 
* A. Mittmannsgruber, Heimatbuch d. Gemeinde Liebenau, 1952 
’ Chronik der Pfarre Pierbach 
Gefährlicher als die eher scheuen Bären waren die 
Wölfe. Sie richteten unter den weidenden Haustieren 
großen Schaden an. Im Winter hatten selbst die 
Menschen vor ihnen auf der Hut zu sein. Um sich 
der Plage zu erwehren, legten die Leute zur Selbst- 
hilfe Fallgruben an. Sie hoben tiefe Gruben aus, 
arnten sie mit Ästen und legten auf ein wippendes 
Brett das begehrte Fleisch als Köder. Wollte der 
Wolf zum Fleisch gelangen, musste er auf das Brett 
steigen. Dieses kippte, und der Wolf fiel in die Gru- 
be, aus der es kein Entkommen gab.‘ 
Besonders im 16. und 17. Jahrhundert litt unsere 
Landbevölkerung unter den Wölfen. In Weissenbach 
wurde am 27. Mai 1655 „Jakob, des Mölzers Sohn“ 
degraben. Ihn hatte der „winig Wolf zerrissen“ 
(siehe: „Die Pfarre Unterweißenbach — Zeittafel der 
Pfarre Unterweißenbach‘‘).” 
‘A. Sonnleitner, D. Böhmerwald, Pulsschlag einer Landsch., 1983 
Matrik der Pfarre Unterweißenbach, Sterbebuch
	        
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