Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

Der hohen Blüte folgt im 16. Jahrhundert ein Niedergang des geistig-religiösen Lebens, das „grobianische Zeitalter“ 
tragen, eine tief empfundene Religiosität. Sie spie- 
gelte sich aufs Schönste in den Kunstwerken der da- 
maligen Zeit, so auch auf der spätgotischen Dar- 
stellung der Hl. Anna und Maria im Altarraum der 
Weissenbacher Kirche. 
auchenden Auffassungen an die Sinnhaftigkeit der 
zuten Werke. Auch daran, dass diese später im Jen- 
seits vergolten würden. Zudem wollte man sich 
durch Stiftungsmessen, dem „Seelgerät‘, den Weg 
ins Jenseits ebnen. Die Dokumente über gestiftete 
Messen wurden in Unterweißenbach in einem eige- 
nen Schrein aufbewahrt. 
Wallfahrten kam eine besondere Bedeutung zu. Be- 
gyüterte machten sich zu Fernwallfahrten nach Rom 
oder zum Jakobusgrab nach Santiago de Compostela 
auf. Ein Pilgerweg führte vom Norden kommend 
über unsere Orte zu den traditionellen Hauptwall- 
fahrtsrouten. 
Daran erinnert 
Die Hedwigslegende 
Foto: Karl Kiesenhofer 
HI. Anna und Maria; Pfarrkirche Unterweißenbach 
Das Gebetläuten gliederte damals den Tag. Das 
abendliche Angelusläuten hatte sich bei uns etwa um 
1300 eingebürgert. Es rief zu einem den Tag ab- 
schließenden Gebet auf. Zugleich war es ein Erinne- 
rungszeichen, beim häuslichen Herd nicht auf das 
Abdecken des Feuers zu vergessen. In der Zeit der 
nun erwachenden besonderen Marienfrömmigkeit 
luden die Glocken nun auch ein, den anbrechenden 
Tag mit einem Gebet zur Muttergottes zu beginnen. 
An der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert war 
bereits das dreimalige Tagesgeläute üblich. So wa- 
ren Leben und Tagesablauf vom Gebet begleitet und 
umrahmt. Am Samstagabend aber riefen die 
Glocken bis in die neueste Zeit dazu auf, Feierabend 
zu machen, sich auf den bevorstehenden Sonntag in 
Ruhe vorzubereiten und einzustimmen. Es galt als 
Unrecht, ohne dringende Not samstags bis in die 
Nacht hinein zu arbeiten. 
Noch glaubten die Menschen, entgegen später auf- 
Einst hatte sich nach der Überlieferung die Hl. 
Hedwig, die Nationalheilige Polens, zur Wallfahrt 
nach Rom aufgemacht. Da Hedwig trotz ihrer Kö- 
nigswürde den Weg barfuß zurücklegen wollte, hatte 
'hr der Beichtvater aufgetragen, sie müsse zu ihrer 
Schonung Schuhe tragen. Sie blieb ihrem Entschluss 
treu und gehorchte dennoch dem Priester, indem sie 
barfuß ging und dabei ihre Schuhe in Händen trug. 
Als sie in unser Gebiet gelangte, soll sie beim 
Bründl, nahe Zell, Rast gemacht haben. Sie erquick- 
je an der frischen Quelle ihre müden, staubigen 
Füße. Seitdem besitzt dieses Quellwasser eine hei- 
‚ende Kraft. 
Der am Rande des‘ Existenzminimums lebenden 
s>inheimischen Bevölkerung waren lange Fernwall- 
“ahrten kaum möglich. Doch machte man sich bis in 
Üngste Zeit herauf zu Fußwallfahrten zu den Gna- 
denorten des eigenen Landes auf: nach Maria Taferl, 
St. Florian, Mariazell, Maria Schnee oder auf den 
Sonntagsberg. 
Es ist aus heutiger Sicht nur schwer zu begreifen, 
wie es dem Protestantismus in kurzer Zeit gelungen 
st, den althergebrachten katholischen Glauben ins 
Wanken zu bringen. Gewiss fühlten sich nach und 
ıach die einfachen Leute betrogen, als die Verwelt- 
lichung des höheren Klerus immer mehr zu Tage trat 
ınd auch in den Klöstern ein liederliches Leben 
einzog. Ein Prozess, der bald zumindest einen Teil 
der Priesterschaft ansteckte. Manche Pfarrhöfe san- 
ken zu üblen Weinschenken herab, in denen Streit 
und Raufhandel an der Tagesordnung standen. Da es 
keine streng geregelte Priesterausbildung gab, ent- 
stand neben den selbstlosen und glaubenstreuen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.