Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

So fing es an - Hermine Jakobartl 
unter die Augen kommen, überreden, nach Hause zu 
gehen. Die Kinder kamen zu den Großeltern und - 
wenigstens nach außen hin funktionierte das Famili- 
enleben. 
[m Allgemeinen machten die Holzhauer gegenüber 
den Kleinbauern einen gehobenen Eindruck. Die 
Kinder waren besser gepflegt, alles war reinlicher, 
die Haushalte ordentlicher und die Kost besser. Die 
Frauen waren weniger überarbeitet als die Bäuerin- 
nen und es war auch eher Geld im Haus. 
‚„„.. die Burschen meinten, mit mir als Frau 
würden sie schon fertig werden 
Am Anfang meiner Tätigkeit waren die Bestreitun- 
gen der Vaterschaft besonders häufig, weil die Bur- 
schen meinten, mit mir als Frau würden sie schon 
fertig werden. Sie wurden eines Besseren belehrt. 
Erschreckend, wie verbissen dabei auf beiden Seiten 
gelogen wurde. Manchmal verrannte sich der oder 
die Lügner(in) derart, dass sie ihr Lügengespinst 
selber glaubten. 
Traurig stimmte es mich immer, wenn die Mütter 
logen, für deren Kind ich einen Vater erkämpfen 
zollte. Das kam nicht selten vor. So bezeichnete eine 
Bauerstochter einen jungen Schmiedegesellen als 
Vater ihres Kindes. Dieser räumte die Möglichkeit 
zwar ein, zweifelte sie jedoch an. Die Kindesmutter 
blieb bei ihrer Behauptung und leistete einen Zeu- 
geneid, worauf der Schmied den Prozess verlor, in 
eine weit entfernte Gegend auswanderte und durch 
Lohnpfändungen zur Unterhaltsleistung gezwungen 
wurde. Nach Jahren gestand der todkranke Stiefvater 
der Kindesmutter die Vaterschaft ein. Nach der 
Schadensgutmachung wurde dieser wieder gesund. 
Manchmal nannten die Mütter überhaupt. keinen 
Vater. Die einen wollten nicht, und die anderen 
xonnten ihn nicht angeben. Oft erzählten sie gera- 
dezu Märchenhaftes von rätselhaft Unbekannten. 
Dann kam es vor, dass sie nach geraumer Zeıt 
plötzlich den Namen des Kindesvaters nannten: 
„Er hät g'sägt, er wird ma schon genug zahln für 
mei Kloans, wann in net verrat. Hiatzt zahl er owa 
nix mehr und darum sag is, dass er's is." 
Ein Bauer, der mit seiner Dirn ein Kind hatte, über- 
redete seinen Bruder, die Vaterschaft zu überneh- 
men, damit seine Frau nichts erführe. Die Dirn war 
damit einverstanden. Der Bauer starb nach einigen 
Jahren durch einen Blitz. Der unverheiratete Bruder 
hätte nun das Kind erhalten müssen, zog es jedoch 
vor, die Kindesmutter zu heiraten. 
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So lustige Faschingstage 
wie in Unterweißenbach 
hatte ich noch niemals erlebt 
Nun darf ich auch von mir etwas erzählen: 
Einmal war es die junge Lehrerschaft, die zu mir zu 
Tee- oder Leseabenden kam, ein andermal der 
Tanzkurs, den köstlicher Weise der Tischlermeister 
abhielt, oder auch die ländlichen Ballveranstaltun- 
gen. Es fehlte mir in Unterweißenbach nicht an Ge- 
selligkeit. In kleinen Orten schließt man sich eben 
mehr zusammen als sonst wo. 
So lustige Faschingstage wie in Unterweißenbach 
aatte ich noch niemals erlebt. In den letzten drei Ta- 
zen wurde ununterbrochen getanzt. Auch alte Bau- 
ersleute erwiesen sich als sehr flotte und unermüdli- 
che Tänzer, die besonders beim Ländler viele 
schöne Figuren zeigten, die den Jungen ganz unbe- 
kannt waren. Die Leute scheuten weite Wege, Sturm 
und Schnee nicht, um die Tanzereien zu besuchen. 
Alle im Winter aufgesparten Kräfte schienen sich 
hier austoben zu wollen. 
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[ch selber hatte am Faschingsmontag folgendes Er- 
lebnis: 
Am frühen Morgen fuhr ich mit dem Autobus bis 
Zell und ging nach Pierbach, um in der Umgebung 
von Ruttenstein Mündel zu besuchen. In der Abend- 
dämmerung fiel Nebel ein. Ich verlor in der Dunkel- 
heit die Orientierung und irrte lang im tiefen Schnee 
herum, ehe ich schließlich Mötlas erreichte. Von 
dort gab es einen ausgetretenen Pfad nach Unterwei- 
Benbach, wo ich gegen 22 Uhr ankam. In allen Gast-
	        
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