Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

Das Leben ohne Strom und sonstigem Komfort 
Das Leben ohne Strom und sonstigem Komfort 
Wenn hier von einem „Strom“ die Rede ist, so ist 
nicht etwa ein großer Fluss gemeint, sondern der 
slektrische Strom. Die junge Generation kann sich 
wahrscheinlich „ein Leben ohne Strom“ nicht vor- 
stellen. Nur die älteren Leute unter uns wissen noch, 
wie das wirklich war. 
In Zusammenhang mit dem folgenden Bericht über 
die Elektrifizierung des Gemeindegebietes Unter- 
weißenbach soll eine kurze Schilderung über das 
tägliche Leben ohne diese Errungenschaft wiederge- 
geben werden. 
Anfangs ist hier das Problem der Beleuchtung von 
Haus und Hof zu nennen. Es muss grundsätzlich 
zwischen Sommer und Winter unterschieden wer- 
den. Während im Sommer schon sehr bald das Ta- 
geslicht für die nötige Beleuchtung sorgte, waren im 
Winter die langen, dunklen Nächte ein Problem. In 
den Wohnräumen behalf man sich mit Petroleum- 
ampen, wobei anzumerken ist, dass diese Lampen 
schon Luxus bedeuteten, obwohl die Lichtausbeute 
sehr bescheiden war. Wer als Schulkind seine 
Hausaufgaben bei diesem Licht zu machen hatte, 
weiß, wovon er spricht. Das Petroleum wurde in 
kleinen Mengen beim Krämer gekauft. Zu rechter 
Zeit hieß es: „Lampendocht tiefer drehen!“, um Pet- 
coleum zu sparen. 
Für Schlafräume, Keller und Stall gab es nur Later- 
nen mit einer Kerze. Die Scheunen und Heuböden 
wurden wegen der hohen Brandgefahr nicht be- 
leuchtet. Deshalb hat der Bauer sein Heu und das 
übrige Futter für das Vieh schon bei Tag vorbereitet. 
So konnten viele Arbeiten nur bei Tageslicht ver- 
richtet werden. 
Die Leute trafen sich 
in Häusern mit Fernseher, 
um die „Löwingerbühne“ zu sehen 
Bald nach Beendigung der Arbeiten und dem 
Abendessen begaben sich die Bewohner zur 
Nachtruhe, um „Licht“ (Petroleum) zu sparen. Fern- 
sehen gab es nicht, ebenso wenig Radio und keine 
sonstigen elektronischen Unterhaltungsgeräte von 
zweifelhaftem Wert, wie wir sie heute in jedem Kin- 
derzimmer vorfinden. 
Das Radio setzte sich erst während des Zweiten 
Weltkrieges durch, weil die Nationalsozialisten die- 
ses Medium für ihre Propaganda einsetzten (Volks- 
empfänger). Dieses „Akkuradio“ war ein Gerät, das 
mit Akkumulatoren, zumeist in einem Glasgehäuse, 
vetrieben wurde. Der Akku kam zum Aufladen zu 
einer Firma im Ort (Weiß Ernst). Nach einigen Ta- 
gen Betriebsdauer ertönte aber aus dem Lautspre- 
cher nur mehr ein leises Rauschen. 
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Foto: Karl Kiesenhofer 
Dieses Radio der Familie Weiß funktioniert bereits mit 
Strom aus der Steckdose 
Um 1965 hielt das Schwarz — Weiß Fernsehen Ein- 
zug. Ein solches Gerät kostete damals etwa 25.000 
Schilling. Ein enormer Preis, wenn man bedenkt, 
dass ein Arbeiter kaum mehr als 1.000 Schilling 
verdiente. Nicht jeder konnte sich ein solches Gerät 
kaufen und so trafen sich die Leute in jenen Häusern 
mit Fernseher, um in den Genuss etwa der „Löwin- 
gerbühne‘“ zu kommen. Die Menschen hatten wenig 
Verbindung zur Außenwelt und sämtliche Neuig- 
keiten gelangten erst mit gewisser Verspätung zu 
ihnen. Was damals als Nachteil empfunden wurde, 
wäre heutzutage vielleicht manchmal ein Segen. 
Werden wir heute doch mit allen wichtigen und un- 
wichtigen Informationen geradezu überschüttet. 
Irgendwo im Hof oder beim Misthaufen 
stand das „Herzerilhäuschen“ 
Aber zurück zum Thema. Es gab auch kein Licht auf 
dem „stillen Örtchen“. Der Tastsinn war einzige 
Abhilfe. Allgemein war im ländlichen Raum die 
segensreiche Einrichtung einer Toiletteanlage mit 
Wasserspülung sowieso nicht vorhanden. Irgendwo 
ım Hof, im Stall oder beim Misthaufen stand das 
‚Herzerlhäuschen“‘. Um bei Nacht oder bei winterli-
	        
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