Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

____ Zeitzeuge — Herr Anton Seiser 
Herr Ökonomierat Anton Seiser 
Hinterberg 6 
Das Gespräch führten: 
Bearbeitet durch: 
Foto: 
Ernst Lasinger 
Franz Mühlehner 
Kons. Johann Kiesenhofer 
Anton Seiser 
Ein Kind, ein Volksschüler erlebt die Kriegszeil 
Da du 1937 geboren bist, hast du die Kriegsjahre 
als Kind erlebt. An welche Ereignisse kannst du 
dich erinnern? 
Ich kann mich noch gut erinnern, wie an einem 
Sonntagvormittag, es war das Erntedankfest der 
Partei im Jahr 1943, der „Hauk“, der damals staat- 
licher Revieroberförster war, meinem Bruder eine 
„Fotze“ herunterhaute, weil er ihn nicht mit dem 
Hitlergruß grüßte. Mein Bruder war auf Heimatur- 
laub vom Afrikacorps und sehr wütend. Er und 
einige andere Fronturlauber sagten: „Uns kann 
nichts mehr passieren, wir müssen sowieso wieder 
an die Front.“ Sie uniformierten sich und wollten 
den Hauk entsprechend zur Verantwortung ziehen, 
obwohl mein Vater dagegen war. Sie fanden aber 
den Hauk nicht mehr. 
Mein Elternhaus war ein mittelgroßes Haus und da 
bat manchmal der alte Fürst, der damals Bürger- 
meister war, meinen Vater: „„Bitt euch, helfen wir 
zusammen, dass wir einige Tiere liefern können, 
sonst wird es nur noch schlimmer.“ Mein Vater er- 
zählte oft, dass er nur auf das Drängen des Bürger- 
meisters hin ein paar Tiere hergab. 
Hast du als Kind in der Kriegszeit in der Land- 
wirtschaft mitarbeiten müssen? 
Natürlich. haben ich und auch meine zwei Schwes- 
fern, soweit das möglich war, mitgeholfen. Mein 
Bruder, der Franzl, ist im 44er Jahr gefallen und 
der Hans war in Kriegsgefangenschaft. Der Vater 
war als männliche Arbeitskraft alleine. Mit fünf Jah- 
ren bin ich schon mit den Ochsen gefahren. Mein 
Vater hat sie mir angespannt und ich habe mit ihnen 
Mist geführt. 
Wie ist es euch während der Kriegszeit sonst er- 
gangen? Gab es genug zu essen? 
Da wir eigene Produkte hatten, mussten wir keinen 
Hunger leiden. Das Korn führten wir in die Mühle. 
Wir hatten Brot, ja sogar etwas Butter, Topfen und 
Fleisch. 
Hattest du eine Jause mit in der Schule? 
Ja, so viel war immer da. 
Was weißt du von Bombardierungen, von durch- 
ziehenden Soldaten, ... hattest du Angst? 
Wenn Fliegeralarm war, mussten wir von der Schule 
nach Hause laufen. Die Flieger zogen herüber wie 
die Schwalben. Wir liefen weinend von einem Bühel 
zum anderen und hatten Angst. Beim Stampfwagner 
und beim Mülleregger ging je eine Bombe nieder. 
... ein Russe nahm die Pistole 
und setzte sie meinem Vater an. 
Was ist dir noch vom Kriegsende, vom Ein- 
marsch der Russen in Erinnerung? 
Am 8. Mai ackerte mein Vater mit dem vier Jahre 
alten Pferd bei der Königswiesenerstraße. Als die 
russischen Soldaten von Königswiesen kamen, 
wurde das Pferd nervös. Mein Vater spannte aus 
und trieb das Pferd heim. Nachdem er das Pferdege- 
schirr heruntergenommen hatte, nahmen ihm die 
Russen das Pferd. Da er es nicht hergeben wollte, 
zog ein Russe seine Pistole und setzte sie meinem 
Vater an seinen Kopf. 
Zwei Wochen später‘ sahen wir unser Pferd zufällig. 
Es war an einem Wagen angespannt und wollte zu 
unserem Haus gehen. 
Zu dieser Zeit fuhr eine ganze Kompanie Ungarn bei 
unserem Haus vor. Im Hof bauten sie die Küche auf. 
Aus dem Stall holten sie einen einjährigen Stier, den 
sie sofort schlugen. Ein hinteres Viertel kochten sie.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.