Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

Zeitzeugin - Frau Elisabeth Foschetti 
Frau Elisabeth Foschetti 
Markt Unterweißenbach 7 
Das Gespräch führten: Franz Mühlehner 
Ernst Lasinger 
Bearbeitet von: Kons. Johann Kiesenhofer 
Foto: ' Elisabeth Foschetti 
Gumpoldskirchen, Wimsbach, Unterweißenbach — drei Stationen eines Lebens. 
Durch das geregelte Einkommen des Gatten die Kriegszeit nicht in Not erlebt, 
aber in jungen Jahren den Vater ihrer vier Kinder verloren. 
Sie beendeten in den 30er Jahren Ihre Schul- 
pflicht und erlebten daher diese Zeit hautnah. 
Wie erlebten Sie diese Jahre? Wie viele Ge- 
schwister hatten Sie und wo wohnten Sie mit Ih- 
ren Eltern? 
Wir waren drei Kinder. Mein Vater arbeitete in 
Gumpoldskirchen. 
Im Jahre 1932 zogen wir auf das Gut Wimsbach, 
weil mein Vater dort die Arbeit des Gutsmeisters 
bekam und die Buchhaltung sowie die Verwaltung 
zu machen hatte. Die Schlossverwaltung zählte zu 
den Aufgaben meiner Mutter. Wir wohnten im 
Schloss. 
Heute sah ich wieder, 
wie arm die Leute hier sind 
Für die Bevölkerung waren es schlimme Jahre, weil 
die Arbeitslosigkeit groß war. 
Ich lernte dort meinen Mann, der bei der Molkerei 
in Wimsbach beschäftigt war, kennen. Im Jahr 1934 
heirateten wir. Durch Fürsprache des damaligen 
Direktors der Landwirtschaftskammer Dr. Heinrich 
Tleissner bekam er 1935 eine Anstellung bei der 
Landwirtschaftskammer in Linz. Sein Dienstplatz 
war das Fördergebiet Unterweißenbach. 
Ich erinnere mich daran, dass mein Gatte oft nach 
Hause kam und sagte: „Heute sah ich wieder. wie 
arm die Leute hier sind.“ 
Viele Bauern waren stark verschuldet 
Erhielten die Bauern vom Land OÖ in der Zeit 
um 1935 Fördergelder? 
Ja, z.B. beim Bau von Senkgruben, Stallungen, usw. 
mussten die Bauern die Arbeit leisten und für die 
Kosten beim Material gab es vom Land bzw. von der 
Landwirtschaftskammer Unterstützung. Auch bei der 
Entschuldung — viele Bauern waren stark verschul- 
det - gab es Hilfe. Die Viehwirtschaft erfuhr eine 
Bereicherung durch neue Rassen. Das erste Grau- 
vieh brachte mein Mann nach Liebenau, weil die 
Liebenauer für neue Entwicklungen aufgeschlosse- 
ner waren. Mein Mann sagte oft: „Macht man den 
Liebenauer Bauern einen Vorschlag, so muss man 
wohl darüber reden, aber sie nehmen dann den Vor- 
schlag an.“ 
Wie lange blieb Ihr Mann in Unterweißenbach? 
Nach Kriegsbeginn wurde mein Gatte nach Linz 
versetzt. Zu seinen Aufgaben gehörte jetzt die Vor- 
schreibung der Nahrungsmittellieferungen, die die 
Bauern im Bezirk Linz Land zu leisten hatten. Da 
führte er oft schwierige Verhandlungen mit den 
Bauern. 
Ich gratuliere Ihnen, 
dass Sie keine Wohnung in Linz bekommen, 
denn wir wissen nicht, was kommt 
Ich blieb in dieser Zeit in Unterweißenbach bei mei- 
nen Kindern. Meinen Mann sah ich nur zum Wo- 
chenende. Die Wohnungssuche in Linz blieb für uns 
erfolglos. Ein Rittmeister, der die Göring-Güter 
verwaltete, kam oft zu meinen Eltern nach Wims- 
bach. Einmal sagte er: „Ich gratuliere Ihnen, dass 
Sie keine Wohnung in Linz hekommen, denn wir wis- 
sen nicht, was kommt.“ 
Wie oft war es Ihnen in dieser Zeit möglich, von 
Unterweißenbach nach Linz zu fahren? Konnten 
Sie das Fahrtgeld aufbringen? 
Ich hatte eigentlich wegen der Kinder nicht viel Zeit, 
nach Linz zu fahren. Das Geld hätte ich schon auf-
	        
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