Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

Der Zweite Weltkrieg 1939 - 1945 
Ohrfeige für Unterlassung des Hitlergrußes 
Im Herbst, beim diesjährigen Erntedankfest der 
Partei, „hat von der zahlreich anwesenden Landbe- 
völkerung niemand den vorgeschriebenen Gruß 
durch Heben der rechten Hand geleistet. 
Von den hierüber verärgerten uniformierten Ho- 
heitsträgern sprang der Träger des goldenen Partei- 
abzeichens Hans Hauk, staatlicher Revieroberförster 
in Unterweißenbach, auf und ohrfeigte einen noch 
Jung aussehenden Burschen wegen Nichtgrüßens des 
Fahnenblockes. Nachdem der geohrfeigte Bursche 
zın beurlaubter Afrikakämpfer in Zivilkleidung war, 
entstand unter der anwesenden Bevölkerung, spe- 
ziell unter den Weltkriegsteilnehmern von 1914/18 
äber die Misshandlung durch den ohnehin verhass- 
ven Hinterlandsdrückeberger Hauk eine große Ent- 
‚üstung. Hauk musste rasch flüchten und sich vor 
der erregten Menge verbergen (siehe „Zeitzeuge 
Anton Seiser‘). Er wurde kurze Zeit später nach 
Braunau versetzt und der politischen Führung in 
Unterweißenbach wurde seitens der Kreisleitung 
über das Nichtgrüßen der Fahnen 100%iges Versa- 
gen vorgeworfen.““ 
In diesem Kriegsjahr ließen 19 Männer aus Unter- 
weißenbach ihr Leben. 
km] 
Die Landung der Alliierten in der Normandie (6. 
Juni 1944 — D-Day) leitete den Vorstoß der ameri- 
kanischen und britischen Truppen ein. Hitler mobili- 
sierte seine letzten Kräfte mit der Einberufung aller 
16- bis 60-Jährigen. 
Am 20. Juli 1944 missglückte das Attentat von 
Oberst Graf von Stauffenberg. 
Die Alliierten hatten ihr militärisches Vorgehen auf 
mehreren Konferenzen (Casablanca und Teheran 
1943, Jalta 1944) koordiniert und beschlossen, den 
Krieg bis zur bedingungslosen Kapitulation 
Deutschlands fortzusetzen. 
nördlich der Donau gelegenen Teil von Oberdonau 
umquartiert. In Unterweißenbach brachte man so 
Frauen und Kinder aus Essen, Wuppertal, Linz und 
Wien in Privatquartieren unter. Der Bericht des 
Schuljahres 1944/45 bemerkte, dass die Schulklas- 
sen in Wien z.B. sehr schwach besetzt waren, dage- 
gen auf dem Land die Schülerzahl immer weiter 
stieg.“ 
Obwohl das Mühlviertel erst relativ spät zum 
Kriegsschauplatz mutierte, bekam die Bevölkerung 
Nndirekt als auch direkt die Auswirkungen des Nati- 
oanalsozialismus mit. Die Nähe zum Konzentrati- 
onslager Mauthausen spielte hierbei eine Rolle. Die 
Existenz eines Konzentrationslagers war innerhalb 
der Bevölkerung bekannt, nicht aber das Ausmaß 
des Verbrechens.” 
Vier Bomben in Unterweißenbach 
Die Kriegsschauplätze änderten sich und der Luft- 
krieg ergriff auch Linz, Wels und Steyr. In Unter- 
weißenbach wurden überfliegende feindliche 
Kampfverbände, meist um die Mittagszeit, beo- 
bachtet. „Nachdem bereits mehrere Notabwürfe von 
Bomben in den umliegenden Gemeinden vorkamen, 
fielen am 25. Dezember 1944 die ersten Bomben 
(vier Stück) in unserem Gemeindegebiet und zwar 
veim Poldl-Isidor, Ebenort 7. Sie verursachten aber 
außer Flur- nur Fensterschäden.‘“ 
Der Verlust des Südostraumes brachte viele Bana- 
terdeutsche in unser Gebiet, welche mit ihren Pfer- 
dewagen lange Kolonnen bildeten. 140 Personen 
wurden in Unterweißenbach untergebracht. 
Das Kriegsjahr 1944 brachte viele. Neueinrückun- 
gen: 
Gesamtstand der Eingerückten: 550 (+135) 
Gefallene: 82 (+28) 
Vermisste: 48 (+29) 
‚Von den Kindern unserer Schule haben bereits vier 
den Vater verloren, bei zwei weiteren ist er vermisst. 
Die Zahl der eingerückten Väter ist 32, 58 Brüder 
sind eingerückt, sechs gefallen und fünf vermisst.‘ 
Frauen und Kinder aus Essen, Wuppertal, 
Linz und Wien in Privatauartieren 
Auf Grund der steigenden Kriegsgefahr (Bombar- 
dierung) der Städte in Oberdonau wurden Frauen 
und Kleinkinder bis zum 10. Lebensjahr in den 
1 Steinmaßl. 1988. S. 392 
* Marktgemeinde Unterweißenbach, 1988, S. 39 
‘ Vgl. Praher, Andreas, „Wir waren die Verlierer, und das waren 
die Sieger, da hilft einem alles nichts“, Diplomarbeit, Salzburg, 
2005, S. 23f 
* Marktgemeinde Unterweißenbach, 1988, S. 40 
Marktgemeinde Unterweißenbach, 1988, S. 40
	        
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