Volltext: Chronik der Gemeinde Gosau

JA 
Besetzung des Gemeindehauses dauerte volle drei Wochen. Hierauf wurde die 
sogenannte Villa Faber, die Konskripitionsnummer 353 trägt, als einheitliches 
Quartier gewählt. Dort verweilten die Amerikaner bis Ende August 1945. 
Hernach war Gosau wieder frei von Besatzung. Mit Ausnahme kleinerer Vorfälle, 
hat Gosau unter der Besatzung nur wenig gelitten. Zu erwähnen wäre wohl noch, 
daß knapp vor dem Einrücken der Amerikaner in Gosau, von den verschiedenen 
nach Gosau geflüchteten deutschen Militäreinheiten noch Waffen und Munition 
verschiedener Art, teils zerstört, teils im Vorderen Gosausee versenkt, wurden. 
Ebenso bedarf es auch noch der Festhaltung, daß die in Gosau gebildete 
Volkssturmkompagnie noch knapp vor Kriegsschluß von höherer Stelle den 
Befehl erhielt, eines der Widerlager der im Jahre 1929 erbauten prächtigen 
Grabenbachbrücke, die oberhalb des Baderkreuzes liegt, hergestellt in 
Eisenbeton, sprengreif zu machen, um die Bogenbrücke gegebenenfalls vor den 
Füßen des heranrückenden Feindes zu vernichten. Partieführer Peter Fasl aus 
Gosau Nr. 360, ihm unterstand die Wildbachverbauungs-Arbeiterschaft und er 
war zugleich Angehöriger des Volkssturms, konnte am 25. April 1945 den 
damals krank im Bett liegenden Volkssturm-Kompagniechef Gustav Böhm die 
Meldung erstatten, daß einer Sprengung der herrlichen Brücke nichts mehr im 
Wege stünde. Zu einer Sprengung der Brücke kam es aber glücklicherweise nicht 
mehr. 
Auch in diesem Jahr muß leider von der Namhaftmachung und Aufzählung 
aller Kriegsopfer nochmals Abstand genommen werden, weil in dem Wirrwarr 
der Umbruchszeit, wie schon 1944 erwähnt, keine stichhaltigen Nachrichten über 
den Verbleib so manches Kriegers erwartet werden konnten. Die Festhaltung, das 
heißt die lückenlose Festhaltung aller Kriegsopfer der Gemeinde Gosau, muß 
daher dem Chronisten der nächsten Jahre vorbehalten bleiben. 
Zeitlich früh des 12. Mai 1945 erschien Karl Spielbüchler wieder im Amte 
der Gemeinde, um die Geschäfte des Bürgermeisters zu übernehmen. Die erste 
Aufgabe des neuen Gemeindeoberhauptes war wohl die Sicherung der 
allernotwendigsten Lebensmittel für Gosaus Bevölkerung, deren Zahl sich durch 
die Anwesenheit so vieler fremder Wehrmachtsangehöriger, sowie der 
Flüchtlinge aus bombengefährdeten Gebieten auf über 2.000 erhöht hat. (Die 
Feststellung einer genauen Zahl war angesichts des herrschenden Durcheinanders 
nicht möglich). Und diese Aufgabe gelang auch. Wenn auch niemand etwas übrig 
hatte, wo waren die zugeteilten Rationen doch so bemessen, daß der 
Lebensunterhalt jedes Einzelnen als einigermaßen gesichert angesprochen werden 
konnte. Auch an den sonstigen Gebrauchsgütern des täglichen Lebens herrschte 
zwar Knappheit, dennoch konnte aber auch in dieser Hinsicht der Tiefstand 
überwunden werden. 
Zur Erleichterung dieser Schwierigkeiten, die sich dem Bürgermeister 
gleich zu Beginn seiner verantwortungsvollen Tätigkeit in den Weg stellten, 
wurde ein provisorischer Gemeinderat gebildet und zwar wurde dieser 
Gemeinderat in einer Vertrauensmännersitzung am 26. Mai 1945 bestellt. Es 
wurden gewählt: zum Bürgermeisterstellvertreter Josef Posch aus Gosau Nr. 239,
	        
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