Volltext: Im Trommelfeuer

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wie an seinem linken Handgelenk ersichtlich ist, seine Armbanduhr in seinem 
Besitz gelassen. Das wäre wohl drüben beim Feinde nicht möglich gewesen; 
dort hat man unsere Leute meist mit Kolbenschlägen, Fußtritten und der⸗ 
gleichen bearbeitet. Der deutsche Soldat dagegen war im Kriege wie im Frie⸗ 
den mit wenig Ausnahmen immer ritterlich. Greueltaten, wie sie uns deut— 
schen Soldaten von feindlicher Seite untergeschoben worden sind, haben sich 
stets als völlig haltlos erwiesen. An deutsche Ritterlichkeit und Gutmütigkeit 
erinnern zwei weitere kleine Erlebnisse. 
Am 20. September 1945 morgens bemerkte ich (Maj. Zimmermanm) 
durchs Scherenfernrohr, wie über die Navarinhöhe erst ein Franzose und 
dann ein zweiter herüberkam. Sie machten eigentümliche Armbewegungen, 
so daß man im ersten Augenblick versucht war zu glauben, sie gäben hinter 
ihnen liegenden Leuten Zeichen zum Vorrücken. Später merkten wir aber, 
daß sie sich ergeben wollten. Mit vielem Interesse haben wir den Weg der 
beiden Franzosen bis zu unserer B-Stelle beobachtet. Zur Uberwindung die⸗ 
ser verhältnismäßig kurzen Strecke brauchten sie fast eine Stunde, weil sie, 
sobald Artilleriefeuer einsetzte, sffort Deckung in einem Trichter suchten. 
Als sie bei uns ankamen, und ich ihnen mein „Halte⸗là aus unserer gut mas— 
kierten B-Stelle entgegendonnerte, nahmen sie sofort die Hände hoch und rie⸗ 
fen „Nix puff, puff, bon eamerade“. Wir nahmen sie mit in unseren Unter— 
stand, wo sie um etwas Essem bettelten und immer wieder erklärten: „Deur 
journées rien à manger“. Damit wollten sie wohl entschuldigen, daß sie über— 
gelaufen waren. Später bei ihrem Abtrausport nach hinten verabschiedeten 
sich die beiden Franzosen sehr freundlich oon mir mit den Worten: „Pour 
nous la guerre est finie“. Die beiden Franzosen waren höfliche und gut er— 
zogene Menschen. 
Ein anderer Fall: 
Bei dem 102. Infanterie-Regiment bemerkte eines Tages ein Graben—⸗ 
posten, wie ein Franzose durch das Drahtverhau durchzukriegen versuchte, 
wobei er, soviel es in dieser Körperlage möglich war, die Arme hochzuheben 
suchte und immer wieder rief: „Bon camerade, nix puff, puff“. Als er dann 
am deutschen Graben ankam, sagte ein 192er sächsischer Posten (wahrschein— 
lich Kam. Frübus): „Nu mach nur geene Märte und komme rein in de gute 
Stube“, gab ihm die Hand wie ein; Kavalier einer Dame und half dem 
Maunne in den Graben.
	        
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