Volltext: Im Trommelfeuer

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und das Kühlwasser verdampfte. Um die Maschinengewehre weiter ge— 
brauchs⸗ und schußfähig zu erhalten, opferten unsere M. G.Schützen in die— 
ser wasserarmen Gegend der Champagne für ihre M. Ges den letzten Labe⸗ 
trunk aus ihren Feldflaschen als Kühlwasser. 
Wie dringend erwünscht unsere Ankunft damals an der Front und wie 
ernst die Lage für unsere vollkommen abgekämpften Truppen hier war, 
wurde uns klar, als wir erfuhren, in welch greifbarer Nähe damals die Frau— 
zosen ihren vermeintlichen Sieg über die deutschen Truppen wähnten und 
welchen Anteil die französische Bevölkerung im besetzten Gebiet an dem ver— 
meintlichen Gelingen dieser Durchbruchsschlacht hatte. 
Als wir auf unserem Marsche zur Front durch Attigny marschierten, 
war der ganze Ort mit frischem Grün geschmückt und die Bevölkerung fest— 
lich gekleidet. Man erwartete, mit Blumensträußen in den Händen, die franu— 
zösischen Sieger. Diese Hoffnung auf ihren Sieg und unser Verderben 
machte sich dann auch in ihrem ganzen Verhalten uns gegenüber bemerkbar, 
indem sie uns bei dem Durchmarsch durch Attigny entgegenriefen: „Ah! — 
Allemagne kaputt — tous kaputt! — La France en avant! — Vietoire, vie⸗ 
toire!“ Franzosische Flieger hatten hinter unserer Front diese vermeintlichen 
Siegesmeldungen abgeworfen und die leichtgläubigen französischen Einwohner 
in diesen wahren Freuden- und Siegestaumel versetzt. 
Es sollte aber doch anders kommen, als es die Franzosen hier gewünscht 
hatten. Sie hatten auch dieses Mal die Rechnung ohne den Wirt gemacht, 
und dieser hieß: Deutscher Kampfeswille, — durchhalten! Und so marschieren 
wir weiter, die endlose Straße des Weltkrieges auf aufgeweichtem Boden, 
im strömenden Regen, in schier endlos langer, stürmischer Nacht, auf holp— 
rigen Wegen, über Acker, Baumgestrüpp, Granattrichterfelder, bergauf, 
bergab, immer dem Feinde entgegen. Wir kamen hier vielfach auf völlig 
verschlammte, grundlose Wegestreifen, die niemals Wege oder Straßen ge— 
wesen und trotzdem während der heißen Kampftage breite Marschpfade ge— 
worden waren, von marschierenden Truppen getreten, von den Hufen der 
Rosse gestampft, von Fahrzeugen aller Art gefurcht. Manches Meal fragten 
wir uns. „Muß das sein?“ — Jawohl Kameraden! Es muß sein, das 
eiserne Muß der Pflicht ruft! Denn vorn lagen unsere Kameraden schon 
tagelaug im Dreck, unter schwerstem Trommelfeuer, bis zum letzten Mann 
am Ende ihrer Kraft. Ihnen Hilfe zu bringen, war unsere Pflicht! Deshalb 
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