Volltext: Pfarre und Kirche zu Kefermarkt

damit Emporen (Unterweißenbach, Wartberg), Tür und Fensterumrah- 
mungen (zuerst am Freistädter Schloß 1505, Gutau) oder die Rippen 
der Gewölbe (Hirschbach, Unterweißenbach usw.). Mit Vorliebe verwendet 
der Meister auch sehr früh das rundbogige Fenster, das die Architektur 
erst 20 Jahre später benützen wird und die Schönheit der ruinösen Wand 
des Stalles von Betlehem, die auch die ersten Donauschulmaler liebten. 
Auch die Landschaft hat im Weihnachtsbild eine der neuen Kunst ent- 
sprechende liebevolle Berücksichtigung gefunden. 
Die Frage nach dem Meister ist noch nicht befriedigend gelöst. Adalbert 
Stifter verglich den Altar mit einer Monstranz und stellte ihn seiner Quali- 
tät nach an die Seite Dürers. Allgemein wird die künstlerische Abhängig- 
keit vom Werke des Nikolaus Gerhaert von Leyden akzeptiert (vg. Grabmal 
Kaiser Friedrich III. im Wr. Stephansdom). 
Auch der Einfluß Pachers (St. Wolfgang) auf die Petrusfigur wird nicht an- 
gezweifelt, auch Guggenbauers Erkenntnis einer Mitwirkung der schwäbi- 
schen Erhart-Werkstatt wird zugegeben, obwohl diese noch nicht wissen- 
schaftlich erklärt werden konnte. Stoß (Nürnberg), Riemenschneider (Würz- 
burg) und Valkenauer (Salzburg) scheiden als Urheber aus. 
Die Kriechbaum-Werkstatt in Passau (Dworschak, Hasse, Paatz) ist nur aus 
urkundlichen Nachrichten bekannt, von ihr konnte kein Werk identifiziert 
werden. 
Als Sitz der Werkstätte des Kefermarkter Altares ist Freistadt anzunehmen, 
da sich gerade im Unteren Mühlviertel und im südlichen Böhmen eine Reihe 
von Altären und Arbeiten aus der Nachfolge beider Gruppen befindet, 
während im Passauer Raum kein Werk aus der Zeit nach 1493 vorhanden ist. 
Florian Oberchristl, ein gebürtiger Kefermarkter, ist nach den heutigen 
Forschungsergebnissen in seinen Überlegungen immer noch modern: Der 
Meister des Kefermarkter Altares ist ein selbständiger einheimischer 
Künstler.“ 
Soweit der Beitrag von Dr. Benno Ulm aus seinem Buch „Das Mühlviertel“ 
Vielleicht wird er, der nach wie vor an der Erforschung unseres Altares 
arbeitet, das Geheimnis lüften können. Vielleicht wird es späteren Gene- 
rationen von Forschern gelingen. Wie immer ihre Erkenntnisse lauten: 
das größte und schönste Geschenk dieses (noch) unbekannten Meisters 
befindet sich hier in unserer Mitte, und wir können uns, sooft wir wollen, 
daran erfreuen. Das Große selbst ist ja ohne Namen; es wird nur mit Namen 
versehen und dadurch bezeichnet. So ist es auch beim Kefermarkter Altar 
kein großes Unglück, wenn wir den Namen des Meisters nicht nennen 
können — da wir ja sein Werk haben. 
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