Volltext: Chronik der Goiserer Stahelschützen

Doch allmählich kam auch für die Armbrust der Niedergang. Die letzten Jah 
re des 13. Jahrhunderts brachten die Wende. Die Engländer rüsteten unter 
Eduard I. ihre Soldaten auf den Langbogen um, die Franzosen folgten dieser 
Umstellung nicht, und die Genueser Armbrustschützen, welche im Solde 
Frankreichs standen, wurden von Eduard III. im Jahre 1346 bei Crecy ver- 
nichtend geschlagen. Nunmehr hat der Langbogen die Armbrust übertroffen, 
deswegen wurde aber die Armbrust noch lange nicht aufgegeben. Sie richtete 
z. B. in der Schlacht bei Wisby (Gotland) 1361 verheerende Folgen an. Zeig- 
te Crecy 1346 die Schwächen der Armbrust (Verlängerung der Sehne, moo- 
rastiger Boden bei Regenwetter), so beweist die Schlacht bei Wisby 1361 das 
Gegenteil. Die Toten dieses fruchtbaren Gemetzels vor Wisby auf Gotland 
wurden damals eilig in Massengräbern beigesetzt und jetzt mit den Mitteln der 
Gegenwart geborgen und untersucht. Bengt Thordeman (Schwede) hat das 
Grabungsergebnis dieses waffenhistorischen Glücksfalles veröffentlicht. 1572 
beigesetzte Krieger konnten erfaßt werden. Weichteilwunden konnten natür 
lich an ihnen nicht mehr festgestellt werden, die Verletzungen am Skelett je- 
doch spiegelten noch die ganze erbarmungslose Härte des mittelalterlichen 
Kampfgeschehens wider. Auch der Bolzen der Harnbogenarmbrust hinterließ 
seine Spuren. An 16,2 % der Toten ließen sich noch Bolzenverletzungen nach- 
weisen. Ca. 10 % der Gefallenen sind Kopfschüssen erlegen, obwohl viele durch 
ihre Ringelpanzerhauben geschützt waren. Man fand in den Köpfen Bolzen- 
eisen in den verschiedensten Lagen. Ein Teil steckte im Schädeldach oder in 
der Schädelbasis, andere lagen frei im Schädelinnern. 
Der Bericht in Harmuths Buch wäre noch verschiedentlich zu ergänzen, dies 
würde zu weit führen, es soll nur aufgezeigt werden, daß eine. im Abbau be- 
findliche Waffe noch verheerende Wirkung zeigen kann. N 
Die Verdrängung der Armbrust ging nicht von heute auf morgen, sondern sie 
erstreckte sich von ca. 1345 bis 1500, es kam vereinzelte Male noch zu einem 
Aufbäumen oder Aufflackern der traditionellen Waffengattung, wie Wisby be- 
weist, doch der Niedergang der Armbrust war nicht mehr aufzuhalten. Um 
1500 war sie schon eine selten gewordene Kriegswaffe, schon mehr Jagdwaf 
fe und ziemlich zur gleichen Zeit auch Scheibenwaffe.. Da die Armbrust ge: 
räuschlos war, überlebte sie als Jagdwaffe das neu einzuführende Gewehr als 
Jagdwaffe um mehr als eineinhalb Jahrhunderte ( 1470 - 1630). 
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Die gotische Armbrust im Kriege
	        
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