Volltext: Der Markt Riedau

Ein typhusverseuchtes Nest, 
Wie es Doktor Franz zu nennen pflegt. 
Ist unser schöner Ort auf keinen Fall; 
Auch der Boykott, der ihm geschah, 
War unser Recht und Pflicht sogar, 
Denn „niederträchtig und gemein“, 
„‚Bauerntrottel und Teppen allein“ 
Nehmen wir nicht so leicht hin, 
Wenn es auch sagt Herr Doktor Grün. 
Hier ist das Nationale Nebensache, 
Darum gebührt diesem Unrecht „Rache“. 
Daß Riedau und Zell für zwei Ärzte nicht 
lebensfähig wär, 
Wo nahmen die alten ihr Vermögen denn her? 
Wir werden auch noch einen neuen Arzt seh'n! 
Aber vorläufig will der alte nicht geh’n. 
Der Zeller Arzt freut sich seiner Beliebtheit 
schon sehr 
Und wird es auch für unseren künftigen, dieses 
Verhältnis, nicht schwer. 
Was die Zeitungen schreiben, die schlecht 
informirt, 
Daher denen Einsendern der Hohn jetzt 
gebührt. 
Spottgedicht um die Affäre „Dr. Franz 
Die Sanıitätsgemeinden Riedau und Dorf an der 
Pram sprachen über Dr. Franz die Kündigung aus. 
Man wollte ihm eine andere Gemeindearztstelle 
zuweisen, was er ablehnte. Im Alter von 36 Jah- 
ren verstarb am 5. Jänner 1911 Dr. Franz an 
Herzschlag. Am 7. Jänner wurde die Leiche um 
15.30 Uhr nach altkatholischem Ritus eingeseg- 
net und am 8. Jänner im Familiengrab in Linz 
beigesetzt. 
Landeshauptmann Prälat Dr. Hauser versuchte in 
der Sitzung des Abgeordnetenhauses, den aufge- 
bauschten Fall in Riedau in ein richtiges Licht zu 
rücken und auf die Verleumdung der radikalen 
Presse hinzuweisen. Er ging vor allem auf die Ver- 
dächtigung ein, die Riedauer hätten den Arzt in 
den Tod getrieben. Es fielen ferner von politi- 
schen Gegnern die Ausdrücke „die Riedauer sei: 
en Krämerseelen und Quargelbürger“. Die Be- 
hauptung, die Riedauer Bauern seien mitschuld 
am Tod des Arztes, mußte vom Abgeordneten 
Malık zurückgenommen werden, da im Gemein- 
debereich nur einige Bauern waren. ' 
1911 
Maria Raaber, die Witwe des ehemaligen Bürger- 
meisters und Goldschmiedes Johann Raaber, bot 
der Gemeinde das Haus Nr. 32/33 zum Kauf um 
17.000 Kronen an. Die Gemeindeverwaltung war 
schon als Mieter in diesem Haus ansässig. Die 
Tochter, Frau Elise Raaber, verkaufte das Haus 
unter Bürgermeister Böcklinger an die Marktge- 
meinde am 25. Mai 1911 um 19.000 Kronen. Das 
Darlehen wurde von der Sparkasse Raab ent- 
lehnt. Sofort wurden notwendige Umbauten getä- 
tigt. 
Die Gemeinden Dorf an der Pram und Riedau 
schlossen sich am 14. September 1911 zu einer 
Sanıtätsgemeinde zusammen. 
1. Weltkrieg 1914 — 1918 
Der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und 
seine Gattin wurden in Sarajevo am 28. Juni 1914 
erschossen. Serbien. kam der Forderung Öster- 
reich-Ungarns, die antiösterreichischen Bewegun- 
gen und Geheimbünde aufzulösen, nicht nach. 
Am 28. Juli 1914 erklärte Österreich Serbien den 
Krieg. Die allgemeine Mobilisierung der k. u. k. 
Streitkräfte trat mit 31. Juli 1914 in Kraft, nach- 
dem am 25. Juli schon die Teilmobilisierung er- 
folgt war. 75% der männlichen Bevölkerung von 
18 bis 50 Jahren, rund 8,5 Mio., waren davon be- 
troffen. Der Deutsche Kaiser Wilhelm II. erklärte 
am 5. und 6. Juli die Bündnistreue zu Österreich- 
Ungarn. 
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