Volltext: Gefangene in England

Wenn er nun einen Menschen in seiner Nähe wußte, dem er sich 
hätte ausschließen können, wäre er zu ihm gegangen, nur um nicht 
so grenzenlos allein zu sein. Nur ein Mensch lebte hier, der sein 
Leben kannte, dessen Leben sein eignes war. Es war derselbe 
Mensch, über den Maria genau dasselbe schrieb wie über ihn: 
„Einer hat mich dem andern immer wieder weggenommen." Aber 
nun war sie froh, daß ein andrer Mann in ihr Leben getreten 
sei... 
Dohrn lehnte den Kops zurück gegen die kalte Wand und saß 
dort lange. Denselben Brief hatte Maria auch an seinen Bruder 
geschickt. Er erhob sich von seinem Strohsack und begann lang 
sam im Saale auf und ab zu gehen. Ob sein Bruder wohl 
schlafen konnte? Als wenn eine unsichtbare Hand ihn führte, 
ging er ein paar Schritte auf die Tür zu, die die beiden Säle 
miteinander verband, kehrte unterwegs aber wieder um, legte 
sich wieder hin, konnte noch immer nicht schlafen. Wenn sein 
Bruder nun zu ihm kommen würde? Er lag dort und grübelte. 
Auf einmal fiel ihm seine Geige ein. Und das Verlangen in 
ihm nach seiner Geige wurde so groß und stark, daß er noch einmal 
wieder aufstand und den Kasten vom Bord herunterholte. Mit 
fiebernden Händen öffnete er ihn und nahm die Geige heraus, 
strich leise mit den Fingern über die Saiten, horchte, hörte, fühlte, 
daß sie noch immer lebendig war, stimmte sie leise ein, zupfte mit 
den Fingern eine kleine Melodie aus ihr heraus, freute sich un 
bändig des wiedererwachenden Lebens und des ihn verstehenden 
Freundes, nahm nun auch den Bogen aus dem Kasten, führte ihn 
über die Saiten, fühlte sich beengt, stand auf, legte die Geige 
unters Kinn, vergaß alle Welt um sich, dachte nicht daran, daß 
er seine Kameraden aufweckte und daß nun gleich ein Schimpfen 
und Fluchen ihn zur Ruhe rufen würde, fing an zu spielen, spielte 
ganz leise zuerst, wie von ganz fern her, dumpf und traurig, einen 
Zi
	        
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