Volltext: Gefangene in England

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Auch Johann Sievers war sich darüber klär, daß dieser merk 
würdige Verlust etwas zu bedeuten hatte, und er wußte auch 
schon, was er bedeutete. Daß er mit seiner Frau zusammenhing, 
war selbstverständlich. „Alles, was es im Leben gibt, hat Sinn 
und Ursache, Johann", sagte Jörtt Bock. Und dieser Verlust des 
Ringes bestätigte nur, was Johann SieverS und auch Jörn 
Bock beide von Anna Sievers glaubten. Sie war ihrem Manne 
nicht treu, sie hatte etwas mit dem Russen zu tun. Nun kam die 
Bestätigung von oben. Seine Frau war nicht wert, daß der 
Ring ihn an sie band. Darum hatte der, der über alles was zu 
sagen hat, ihm den Ring abgenommen. So war es, so genau 
nimmt der, der über alles was zu sagen hat, es mit dem Leben. 
Anna Sievers schrieb es war ja ganz einerlei, was sie 
schrieb, Johann SieverS las ihre Briefe überhaupt nicht mehr, er 
öffnete sie nicht einmal, er legte sie einen zum andern und ver 
steckte sie in seiner Kiste, als wenn er sich ihrer schämte. Auch der 
Bauernvogt des Dorfes schrieb ihm einen Brief, aber es nützte 
alles nichts, das Vertrauen war verschwunden wie der Ring. 
Johann SieverS magerte ab vor Grimm und Groll, seine Augen 
suchten stier den Weg, er kam eigentlich zu nichts mehr, er döste 
und schleppte sich mühselig so hin, verschloß sich ganz. 
Eines Tages wurde er zum Lagerführer gerufen, es war eine 
Anfrage aus Deutschland eingetroffen, wo Johann SieverS sich 
eigentlich aufhalte, seine Frau habe seit einem halben Jahre keine 
Post mehr von ihm bekommen. „Sie müssen doch an Ihre Frau 
schreiben, Mensch", sagte der Lagerführer zu Johann Sievers. 
Aber er bestritt das. „Nein", sagte er, „das habe ich nicht nötig." 
Der Lagerführer nahm ihn mächtig ins Gebet. „Verdammt noch 
mal, seine Frau so zu ängstigen " sagte er. „Ich gebe 
Ihnen den dienstlichen Befehl, an Ihre Frau zu schreiben." 
Johann SieverS schüttelte den Kopf. „Ich kann machen, was ich 
will", sagte er und ließ sich nichts befehlen. Da blieb dem Lager
	        
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