Volltext: Die Schlacht bei Tannenberg

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längst waren sie keine festgefügte Truppe mehr, sondern eine 
führerlose, ihrer Verpstegungs- und Munitionsfahrzeuge 
beraubte, hungernde, verzweifelnde Masse, die bald hier, 
bald dort gegen die Einschlußlinie prallte, ohne sie, trotz 
aller ihr noch innewohnenden Schwerkraft, durchbrechen zu 
können. Freilich kam es hier und da noch zu erbitterten 
Kämpfen, die auch den Deutschen herbe Verluste brachten. 
An anderen Stellen streckten Hunderte und Tausende vor 
einer Handvoll Deutschen die Waffen. Gegen Morgen des 
31. August schwieg endgültig der Kampf. 
Das Grenadier-Regiment 3, das wir am Morgen des 
30. bei Puchallowen verlassen haben, liegt am Abend des 
Tages noch immer in einer Abwehrstellung nördlich dieses 
Dorfes. Stundenlang hat sich kein Feind blicken lassen. 
Da unterbrechen gegen 10 Uhr abends in der Ferne Räder 
rasseln und Kommandorufe die Stille. Der Feind naht. 
Wie verabredet, läßt man ihn, der ohne jede Sicherung 
marschiert, bis auf etwa 300 m herankommen. Dann geben 
die Maschinengewehre durch Eröffnung des Feuers das Zei 
chen zum Feuerüberfall der 1. und 3. Kompanie. Der Russe 
ist überrascht, vermag das Feuer nur schwach zu erwidern. 
Bald schläft das Gefecht ganz ein. Gespannt warten Auge 
und Ohr auf sein Wiederaufleben. Doch Viertelstunde auf 
Viertelstunde verrinnt. 
Plötzlich — was bedeutet das? Eine klare Stimme 
klingt deutlich vernehmbar durch die Stille der Nacht. Es 
ist ein russischer Feldpope, der die Seinen durch geistlichen 
Zuspruch stärkt. Schön gesungene, aber inmitten des Kamp 
fes unheimlich wirkende Kirchenlieder und laute, angstvolle 
Gebete einzelner Russen folgen. Darauf Worte des Segens 
aus dem Mund des Popen, und alles ist wieder still. Es 
ist klar, daß die Russen noch einen verzweifelten Durch 
bruchsversuch planen. Doch die Nerven der Grenadiere
	        
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