Volltext: Die Schlacht bei Tannenberg

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attackiert und ebenfalls außer 60 Gefangenen „fette Beute" 
gemacht. Jetzt heißt es zunächst die Gefangenen nach rück 
wärts abschieben und dann vorwärts. 
Gegen 8 Uhr abends gelangt das Regiment völlig er 
schöpft vor Kaltenborn an. Schnell ist der Ort von Russen 
gesäubert. Wie ein Igel rollt sich das Regiment zusammen: 
Der Stab, die Pferde, die Gefangenen, die inzwischen von 
neuem gemacht sind, in der Mitte des Dorfes; die Kara- 
binerfchützen mit 1 oder 2 Geschützen als Feldwachen an 
den Ausgängen. 
Dumpf brodelt es in den das Dorf allseitig umgeben 
den Wäldern. Um Mitternacht greift der Russe an. Wo 
her? Wohin? Wie stark? Nicht zu erkennen im Dunkel 
der Nacht. Von Osten? Von Norden? Von Westen? 
Kompanien? Bataillone? Stärker und stärker wird sein 
Feuer, knapper die Munition der Reiter. Aber sie lassen 
nicht locker, verlieren nicht den Humor. Dem Husaren 
Fechtner der 4. Eskadron spritzt ein feindliches Geschoß den 
Mund voll Erde. „Haben mir die Kerls die ganze Fresse 
voll Dreck geschossen!" ruft er, „Aber nicht wahr, Herr 
Oberleutnant, wir halten bis zur letzten Patrone!" Noch 
senden die Geschütze Schuß auf Schuß in den Wald, auf 
die Straße. Eine Protze brennt. Der Batteriechef stürzt 
sich auf sie, erstickt die Flamme, rettet den kostbaren Inhalt. 
Trotzdem, auch die Artilleriemunition geht zur Neige. Da gibt 
der Führer den Befehl zum Abzug. Er glückt den Kühnen 
mit allen Gefangenen. Der Zweck ist erreicht. Der feindliche 
Rückzug um mehr als 10 Stunden aufgehalten. Haufenweise 
decken die russischen Toten, als man zwei Tage darauf noch 
einmal über das Kampffeld kommt, die Walstakt. Eine ganze 
Batterie, eine ganze Maschinengewehr-Abteilung, liegen nie 
dergemäht auf der Straße, die von Neidenburg nach Kalten 
born führt. Die Husaren haben nur 5 Tote zu begraben.
	        
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