Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

60 
russische Nordgruppe noch immer nicht geschlossen, gelang es 
beträchtlichen Teilen von ihr, sich in der Dunkelheit auf der 
Straße Schlagamühle—Kurken noch einmal, freilich nur 
für kurze Zeit, dem Verderben zu entziehen. Immerhin, die 
Größe des Sieges wurde auch so schon der Truppe offenbar. 
Zu Hunderten, zu Tausenden ergaben sich die Russen weni 
gen verfolgenden Reitern und Infanteristen. Zu wirren 
Haufen zusammengefahren, versperrten verlassene Fahrzeuge, 
umgestürzte Geschütze die Straßen, weithin waren die Felder 
bedeckt mit fortgeworfenen Waffen, Munition und Aus 
rüstungsstücken. Kurz, das Bild kopflosen Rückzugs, halt 
loser Flucht. Und über alledem der scharfe, den Russen 
eigene Geruch von Juchten. 
Auf dem Südteil des Kampffeldes war bas I. Armee 
korps bei Soldau auch länger als erwartet aufgehalten 
worden, hatte sogar eine seiner Divisionen zur Stützung der 
bei Waplitz erschütterten 41. Infanterie-Division nach Nor 
den abdrehen müssen. Erst am Nachmittag kam die Ver 
folgung nach Osten in Fluß. Die Brigade Schmettau er 
reichte nach beispielloser Marschleistung lange nach Mitter 
nacht Muschaken (12lcm ostwärts Neidenburg), die Masse 
der 1. Infanterie-Division Neidenburg, die 2. Infanterie- 
Division nach hartem Kampf gegen russische Garde bei 
Rontzken die Straße Hohenstein—Neidenburg. 
Die Verfolgung 
„Verfolgung!" Stolzer, von jedem Soldaten heiß er 
sehnter Befehl. Verfolgung, so oft im Laufe der Kriegs 
geschichte eingeprägt und so selten durchgeführt. Hier bei 
Tannenberg sollte sie mit der Einkreisung und Gefangen 
nahme des Gegners alle Früchte ernten. 
Während erhebliche Teile der Armee, die Landwehr