Volltext: Die Schlacht bei Tannenberg

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gelingen will, eine neue Front aufzubauen. Versprengte 
aller Regimenter und Kompanien wirbeln durcheinander. 
Nur Ruhe und eiserne Disziplin können helfen. Ein Or 
donnanzoffizier, der einzige, dessen Pferd unverwundet ist, 
holt etwa 200 Mann zusammen, teilt fie ein wie auf dem 
Exerzierplatz. Das Streufeuer der Russen wird heftiger. In 
manchem Gesicht zuckt es von neuem. Hell und scharf klingt 
das Kommando: „Stillgestanden, das Gewehr über!" Pause. 
Prüfend läßt der Offizier seinen Blick über die Gewehrlage 
gleiten... Der Zweck ist erreicht. Der Drill hat über das 
Menschliche, allzu Menschliche gesiegt. Die erste geschloffene 
Truppe ist in der Hand der Führung. Der Russe folgt nicht. 
Mit dem Ordnen der Verbände vergeht der Nachmittag. 
In Thurau ruhen die Reste des Regiments 50 — 
knapp zwei Kompanien. Tiefe Trauer liegt über ihnen: 
1200 Mann fehlen, Oberst Sonntag und mit ihm viele der 
Besten find gefallen. Das Schicksal der übrigen ist ungewiß. 
Da reißt um Mitternacht ein Melder die Musketiere aus 
ihrem todähnlichen Schlaf: „Feind auf der ganzen Linie 
geschlagen. Zum Teil vernichtet. Unser Gegner in Waplitz 
auch im Rückzug gemeldet! Die Armee verfolgt!" Niemand 
will es glauben, niemand kann es fasten, niemand will ein 
stimmen in den Jubel über den Sieg. Aber fie alle denken 
doch mit mehr Ruhe an die toten Freunde und Kameraden, 
an den Unglücksmorgen, der das stolze Regiment zerschlug. 
Besteht nun doch Gewißheit, daß die Opfer nicht umsonst 
gewesen find, daß ihr Heldenkampf dazu beigetragen hak, 
den Durchbruch der Rüsten nach Süden aufzuhalten. 
„^ravo Landwehr!" 
Das Mißgeschick der 41. Infanterie-Division blieb 
glücklicherweise ohne Folgen für die endgültige Abrechnung 
mit den um Hohenstein stehenden russischen Kräften. Zwar
	        
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