Volltext: Krieg

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etwas. Eine Lokomotive kam mit schwarzen Rauchballen, 
die sich drehten, langsam die Schienen her. Wieder rief 
einer etwas. Ich fuhr in die Höhe. Hatte nicht die Perle 
schon mehrmals nach mir gerufen? 
Er reckte den Kopf aus dem Wagen: „Ich hab'n Platz 
für dich!“ Er fuhr zurück und hatte drin einen Streit mit 
einem. Sie schienen es darauf abgesehen zu haben, den 
Platz immer wieder zu besetzen, sobald er nach mir 
schrie. 
„Na," rief der Leutnant, „wie lange soll denn das noch 
dauern?" 
Die Perle hatte mir einen Platz an der linken Wand 
offen gehalten. Da konnte ich mich an die Wand lehnen, 
aber ich konnte nicht hinaussehen. 
Draußen wurde Verschiedenes gerufen. Die Lokomo 
tive pfiff, und der Zug rollte langsam fort. Wohin ging 
es? — Nach Rußland, sagte man. Wie sieht Rußland aus? 
Hier scheint die Sonne. Rußland konnte ich mir nur als 
graue Oede denken. 
„’s geht nach dem Westen!" rief einer an der offnen 
Schiebetür. „Wir sind eben abgebogen. Es geht nach 
Paris!" 
„Hurra! Hurraaa!" schrien Kinderstimmen draußen. 
An der Tür sangen sie „Deutschland, Deutschland 
über alles" ins Stoßen der Räder hinein. Der Gesang 
wurde allgemein. Im Nachbarwagen sangen sie schwer 
mütig langsam: 
Marie, Marie, das ist mein Nam, 
den ich vom Regiment bekam. 
Ich tausch mit keiner Fürstin nich, 
sie lebt nicht glücklicher als ich. 
Wieder brüllten Kinder Hurra, und wieder wurde mit 
einem Lied geantwortet. Der Sonnenschein wurde auf
	        
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