Volltext: Die Mannschaft 4. Band (4. Band / 1938)

Wir leugnen es gar nicht, daß wir oft lieber zu Hause geblieben wären, 
lieber in einer geheizten Stube gesessen hätten, ein warmes Abend⸗ 
brot auf dem Tisch, anstatt in Schnee und Regen durch feindliche häuser 
zu laufen und FSlugblätter durch Türschlitze zu werfen, immer gewiß, daß 
dieses Haus plötzlich ein Dutzend Kommunisten ausspie, gegen deren 
Schlagringe und Revolver unsere Flugblätter nur einen sehr fragwürdigen 
Schutz darstellten. Wir hätten auch lieber an den Fenstern gestanden und 
erregt auf eine Demonstration hinuntergeschaut, die gerade sich in ein Chaos 
kämpfender Leiber auflöste. Wir bestreiten gar nicht, daß wir dieselben 
Empfindungen hatten wie jene anderen, die zu Hause blieben und von uns 
in den Zeitungen lasen. Das einzige, was uns von ihnen unterscheidet, ist 
die kleine Tatsache, daß wir, trotzdem wir wußten, daß der Tod auf uns 
lauerte, unsere Wege machten, zu den Versammlungen und zum Slugblatt⸗ 
verteilen, zum Beitragkassieren und zum Nachrichtenüberbringen; daß wir, 
trotzdem der UÜberfall uns so gewiß war wie irgend etwas auf der Welt, 
marschierten; daß wir, trotzdem Frau und Kind bangend in Sorge daheim 
saßen, ungewiß, ob und wann wir zurückkehrten, zum Saalschutz 
antraten; daß wir also, mit einem Worte, immer wieder diesen inneren 
Schweinehund überwanden und alles das taten, was die anderen nicht 
tun mochten. 
Wir sind deshalb keine Helden. Wir haben unsere Pflicht getan — genau 
so wie der Soldat an der Front zum Sturmangriff aus dem Graben 
stieg, obwohl auch er nicht den Wunsch hatte, erschossen zu werden. Ob⸗ 
wohl er im Gegenteil wünschte, sein Leben sich zu erhalten, und dies am 
besten hätte tun können, wenn er nicht in den feindlichen Rugelregen hin⸗ 
eingestürmt wäre. Er stürmte, weil er wußte, daß dieser Angriff not⸗ 
wendig war. So gingen wir in die Versammlungen der Kommune, so 
schützten wir unsere eigenen vor ihren Rollkommandos, so opferten 
wir Beruf, Familie, jede Stunde, Gesundheit und, wenn es sein 
mußte, das Leben, weil wir wußten, daß dieser Kampf notwendig war 
für Deutschland. 
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