Volltext: Die Mannschaft 4. Band (4. Band / 1938)

FSeuerweihe 
Mein erster Schlachttag bei Postawi 
Von Zeinrich Lilienfein 
— — war Mitte März. Unsere schwere Batterie lag in Kurland in Ruhe 
wie die ganze Division. Wir waren — etwa dreißig Kanoniere — auf 
„Schippkommando“ südwestlich Dünaburg. Als „Ersatz“, und zwar, wenn 
auch beileibe nicht an Lebensjahren, so doch an Dienstzeit, jüngster Ersatz, 
hatten wir doch alle noch kein Pulver gerochen. Unterwegs auf dem langen 
Marsch über zugefrorene Seen, durch verlassene Dörfer und dichtverschneite, 
urwaldmäßige Tannenforste war ein geheimnisvolles Geraune umgegangen, 
jetzt würden wir Gelegenheit haben, mit russischen Granaten Bekanntschaft 
zu machen. Das Geraune hatte Unrecht. Bekanntschaft machten wir nur 
mit hartgefrorenem Sand und Erdreich, die mit dem Spaten zu bearbeiten 
und hin und her zu schaufeln wir vom Morgen bis in den Nachmittag hin⸗ 
ein allerdings ausgiebig Gelegenheit fanden. Der Rest des Tages gehörte 
uns. Oder vielmehr er gehörte unserem Unterstand. Unser drei hatten wir 
uns in einem winzigen Erdloch eingenistet, dem zur Behaglichkeit nur 
noch ein Haupterfordernis fehlte — der Ofen. Es war ausgemacht, daß 
ich, bislang ein Mann der Feder, zu diesem hochnotwendigen Werk nur 
als bescheidener Handlanger würde beitragen koönnen. Man merkt ja erst im 
Krieg, wie wenig man eigentlich gelernt hat, und Ofensetzen — das war 
auch wieder einmal so etwas, was ich gar nicht gelernt hatte. Besser daran 
waren meine zwei Gefährten: der eine ein Diplomingenieur von Krupp, 
der andere ein Briefträger, Obergefreiter, also eo ipso Sachverständiger — 
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