Volltext: Die Mannschaft 3. Band (3. Band / 1938)

Wolhynien 
Von 
Theodor Jakobs 
Seiit Tagen marschiert unser Regiment durch das neue, fremde Land. 
Wieder ist es Abend. Wir wissen nicht, wie lang heute der Weg war, 
kennen auch die Namen der Dörfer nicht, die unsere Stiefel durchschritten 
haben. Die grauen Röcke kleben am Körper, und über die verstaubten 
Gesichter ziehen sich vom Helmrand bis zum Kinn helle Rinnsale vom 
Schweiß. In einem Birkenwald bauen wir die Zelte auf, pflücken trockenes 
Gras für unsere Lagerstatt und zerren dann das nasse Stiefelleder von den 
heißen, geschwollenen Füßen. Ein saurer Dunst liegt zwischen den weißen 
Baumstämmen. Unsere Worte sind so müde wie der Abend, und bald 
schlafen die Kompanien in der Stille des Waldes. Nur der Alarmposten 
geht wie ein Schatten um die verlöschende Glut der Rochfeuer. 
Im Frühlicht des neuen Tages schiebt sich der graue Strom wieder vor— 
wärts. KEine Kirche mit goldenem Doppelkreuz steht im flimmernden 
Sonnenglast vor uns. So sahen wir sie schon seit Stunden und sind 
immer noch nicht näher an sie herangekommen. So weit ist hier das 
Land, daß die Ferne mutlos macht. Jetzt steigt hinter der Kirche eine graue 
Wolke hoch. Sie kommt von der Erde und bleibt wie eine lange, lange 
Fahne in der Luft stehen. 
„Dort brennt es“, sagt unser Korporal. 
Niemand antwortet ihm. Hein Tietke nickt nur mit dem Kopf. Die 
Zungen sind trocken und die Feldflaschen leer. Nirgends ist Schatten. Der 
Erdboden hat durch die Trockenheit kleine Risse. Am Nachmittag kom⸗ 
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