Volltext: Die Mannschaft 3. Band (3. Band / 1938)

Karfreitag, den 18. April 
Alkkurat dasselbe sagen uns übrigens die Bayern auch, als wir in der 
Früh des nächsten Morgens nach einer affenkalten Fahrt aus unserem un⸗ 
geheizten Zug geklettert sind und über die Lechbrücke in die wundersame 
alte Stadt Landsberg hineintrampeln. Die Leute, bei denen wir Quartier 
machen, meinen zunächst, wir Schwaben hätten ihnen „in Bayern herinn' 
nir anz'schaffen“. Diese Meinung ist uns wurst, wir verstauen unsern 
Heerhaufen, und dann geht's hinauf an die alte Stadtmauer, zum mäch⸗ 
tigen Bayertor, wo die erste Feldwache an der Münchner Straße postiert 
wird; da ist Kriegsgebiet, ist „Front“!l, man merkt es an den Reitern mit 
wehenden Lanzenfähnlein, an den Stabsmollys, die hier ab und zu ge⸗— 
wichtig ihre Nase in den kalten Aprilwind stecken, — „das ist Karfreitags⸗ 
zauber, Herr!“ — aber vom ZSeind nicht die Spur. Dafür eine Reihe 
fauler Parolen, daß Augsburg, das wir im Rücken gelassen haben, sich für 
neutral erklären will (wie man das so nennt, wenn dich einer in Ge⸗ 
mütsruhe von hinten fassen will, während du den andern Gegner an⸗ 
packsty! Im Lager Lechfeld, dem bayrischen Ubungsplatz, haust gleichfalls 
solches Gschwerl, aber da sind unsere Sicherheits⸗Kompanien und Tü⸗ 
binger Studentenschaft eingerückt, die schaffen Ordnung. 
Wir werden immer noch schief angesehen, nur die Nönnlein des Klo⸗ 
sters sind mild und freundlich und bringen unsern Vorposten eine warme 
Suppe; sie versehen sich wohl keiner guten Zukunft von einem Sieg der 
Räterepublik. In der Stadt immer noch die bayrischen Reservate gegen 
uns Eindringlinge; besonders ein Herr Kameralverwalter führt das 
Wort, — bis es schließlich unserm Hauptmann Schmidt⸗Köppen zu 
dumm wird; der beginnt auf einmal von jenem Kind zu erzählen, das 
nicht einschlafen konnte, wenn es nicht zuvor eine traurige Geschichte zu 
hören bekam. Eines Abends sprach die Mutter: „Es war einmal ein bay⸗ 
rischer Kameralverwalter ...“ — Da sprach das Kind: „Aber Mutter, 
das ist doch keine traurige Geschichtel“ — „Doch“, sagte die Mutter, 
„denn gibt es etwas Traurigeres, als ...“ — „Zenta, zahlen!“ donnert 
— 
53
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.