Es ist ein Feldlazarett. Hier ist vor zwei Tagen unser Ramerad Black
an seiner schweren Fußverletzung gestorben. Kine MG.⸗Garbe hat ihm
vorne fast buchstäblich den Fuß abgehack.
Der Gedanke an Black macht uns das Herz schwer. Black war der beste
Kamerad, den keiner in unserem Herzen ersetzen kann. n
Jetzt wollen wir erfahren, wie er gestorben ist. Wir wollen es seiner
Frau mitteilen, die in irgendeiner Granatenfabrik die Bürde ihres Lebens trägt.
Thomann will die Sache übernehmen, weil er die Adresse der Frau als
einziger in seinem Notizbuch mit sich führt.
Eine Weile hat er überlegt. Dann kommt er zu dem Entschluß, daß
man nur das Beste mitteilen müsse.
„Ich schreibe einfach, er ist rasch gestorben. Er hat eine ins Herz be⸗
kommen und hat nicht leiden müssen.“
Wir stimmen ihm bei c.
Nun beschleunigen wir unseren Gang. Eine seltsame Unruhe in uns
treibt, will etwas Gewisses erfahren, damit es in uns wieder ruhiger
wird. Wir sind eben zu eng mit dem Schicksal des toten Kameraden
verbunden.
An der Stelle, wo die vielen weißen Pfade auf einem Punkt der
Landschaft zusammenlaufen, liegt das Feldlazarett. Es ist im Stile einer
Arbeiterkbolonie gebaut und macht einen rohen, halbfertigen Eindruck.
Fast etwas schmutzig schaut sein rotes Backsteinmauerwerk mit den
schwarzen, glänzenden Schieferdächenmnmn. V
Eine Wolke Karbol und beißender Gerüche umfängt uns.
Die trostlosen Gäßchen, die sich zwischen den Häuserblocks verkriechen,
wimmeln von Verwundeten, die mit dem weißen Zettel und dem einen
roten Streifen auf den Abtransport warte.
Es sind meistens Leichtverwundete, Transportfähige. Sie haben dicke
verbände um Kopf und Arme und strahlen mit dem Ausdruck der heim⸗
lichen Freude. Sie vergessen darüber ihre Schmerzen. α,
Einer, den wir ins Gespräch ziehen, meint mit kindlicher Freude: „Je
dicker der Verband, desto tiefer kommt man nach Deutschland hinein.“
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