Volltext: Die Mannschaft 2. Band (2. Band / 1937)

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Hintertreppenromans mußte selbstverständlich ein Elsässer sein. Wurde 
irgendwo in Thüringen oder Norddeutschland ein elsässischer Handwerks 
bursche auf der Walze beim Vbstklauen ertappt, so stand die Untat dann 
breit und groß im Lokalblättchen, wobei mehr auf den Elsässer als auf 
die Tatsache des Vbstdiebftahls wert gelegt wurde. Und der Leser dachte: 
Naja, alle Elsässer sind Diebe! Mit wohlgefälligem Schmunzeln hoben 
die Zeitungsschreiber immer wieder die negativen Seiten von Land und 
Leuten in Elsaß-Lothringen hervor. Es war eine verantwortungslose 
Hetze gegen uns im Reich entbrannt, wer schürte) Leute, die uns nicht 
kannten. Und trotzdem sind wir Jungen in Scharen als Lriegsfreiwillige 
zu den Fahnen geeilt, wir wollten unsern guten willen zeigen. Einige 
Schwächlinge verloren den Ropf und desertierten. Das kam bei anderen 
deutschen Volksstämmen auch vor. Nur wurde es bei uns Elsässern an 
die große Glocke gehängt. Hat man untersucht, warum diese Menschen 
übergelaufen sind) Ich will sie nicht verteidigen, aber allein sind sie 
nicht schuldig. Man hat keine Liebe säen wollen im deutschen Elsaß, man 
wollte befehlen, weiter nichts. Ach, was soll ich noch sagen, es hat ja doch 
alles keinen Sinn. Man wird uns nie als vollwertige Deutsche aner 
kennen. Man wird uns immer als Deutsche zweiter Rlasse betrachten, 
wenn es uns, den elsässischen Frontsoldaten, nicht gelingt, später mal ein 
entscheidendes Wort mitzureden, wir, die wir gekämpft und geblutet 
haben, wir müssen mitreden dürfen. Unsre Rinder werden dann vielleicht 
als berechtigte Mitglieder der deutschen Einheit aufgenommen, wenn 
das möglich wäre, hätten wir nicht vergebens geblutet, wir elsässischen 
Frontsoldaten." 
Unsre Zigarren glimmten. Der Rauch stieg langsam durch die wilden 
Rosenranken. Vorne, an der Front, war es noch ruhig. In einigen 
Stunden, das wußten wir, würde der Hammerschlag fallen, würden 
unsre Batterien bis zur Gluthitze ihrer Rohre brüllen, brüllen! Und wir) 
Ja, wir würden in der Tiefe der Gräben kauern und auf den großen 
Augenblick warten, auf das Zeichen zum Sturm. Aber daran dachte jetzt 
keiner. Nein, daran wollte jetzt keiner denken. Lin Soldat, der in wenigen
	        
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