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Gefangene
Von L. E. Dwinger
%1X<m hat uns zwanzig deutsche Kriegsgefangene für den Troß gegeben.
Scheinbar wird jetzt alles, was irgend Waffen tragen kann, neuaufge
stellten Formationen zugeführt.
AIs der Zug eintraf, ließ Kapitän Vereniki mich herausrufen. „Sie sind
Bagageführer, werden diese Leute übernehmen!" sagte er mit verstellter
Rauheit. „Sorgen Sie, daß sie ihre Arbeit tun, sorgen Sie, daß sie Essen
haben!" „Befehl!" sagte ich, dienstlich wie er. Ist er nicht ein Pracht
mensch, dachte ich dabei. Daß er gerade mich . . ) Hätte er sie nicht auch
Dodanoff übergeben können, der ohnedies herumlungert, zu nichts zu
brauchen ist) Aber nein, mir, ihrem ehemaligen Lameraden übergibt
er sie. . .
Als abends niemand unserer Offiziere in der Nähe war, rief ich sie zu
sammen. „Leute", sage ich deutsch, „ihr seid mir zugewiesen. Habt unsere
Pferde zu versorgen, unsere Bagage zu bewachen. Daß man Unrecht tut,
euch zu Lriegsdiensten zu zwingen, weiß ich gut, kann es jedoch nicht än
dern. Macht eure Arbeit nach bestem Lönnen, ich werde für euch tun, was
ich vermag. Viel ist es nicht, wir haben selber kaum genug."
Sie hörten mir gespannt, ohne einen Laut zu. Ihre Gesichter zeigten
trotz der starren Schmutzschicht, die ihren Zügen gleichsam einen masken
haften Ausdruck gab, Überraschung, „war der Herr Offizier lange in
Deutschland)" fragt ihr Wortführer, ein kleiner Lerl mit einem Lürbis-
kopf, den man an seiner Sprache als Berliner erkannte.
Noch kann ich es nicht sagen, dachte ich. Muß vorerst sehen, was es
für Leute sind . . . „Ia, lange. . ." antwortete ich, begann, jede wei-