Volltext: Die Mannschaft 2. Band (2. Band / 1937)

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Ich lege mich und mein kämpfendes Vaterland der unbegreiflichen 
Macht in die Hände, an die ich glaube, die mich bisher in vielen Dutzen 
den von Gefechten und Schlachten, trotz zweimaliger Verwundung, so 
gnädig beschützt hat. 
Im Einschlummern fühle ich, daß etwas Weiches, Molliges sich um 
meine steifen, durchfrorenen Knochen legt. 
„Willy — Teufelskerl — wo hast du die denn aufgetrieben?" 
Line immer noch weinerliche Stimme antwortet: 
„Herr Hauptmann — die hab' ick ebend — besorjt hab' ick die ebend..." 
Ich frage nicht weiter. Hoffentlich stammt die besorgte Decke vom 
Tornister eines Gefallenen. Und wenn nicht — sie wärmt mich genau so 
behaglich, wie meine geklaute jetzt einen Kameraden wärmt. 
Krieg ist Krieg. 
3. 
Der Morgen kommt — und mit ihm neuer Lebenstrotz und neue Kampf 
bereitschaft. 
Obwohl es ein scheußlicher Vorfrühlingsmorgen ist. Von Westen 
streicht ein flauer wind über das gewellte Gelände, schmilzt die Schnee 
decke, taut die gefrorenen Leichen auf. Lin fader Dunst geht von ihnen 
aus, rieselt durch Wald und Mulde wie ein Giftgasschwaden. 
Ich gehe zu meinen Kompagnien, krieche in jeden Trichter hinein. Die 
meisten schlafen noch in todgleicher Erschöpfung, was wacht, ist in 
jener knurrig-behaglichen Stimmung, die stets der Dank ist fürs Linst- 
weilen-Übriggebliebensein. 
„wenn jibt et wat zu essen, Herr Hauptmann?" 
„§eldküchen sind schon unterwegs." 
„Det wird aber ooch balde Zeit, Herr Hauptmann." 
„Stimmt, hoffentlich kommen sie unzertöppert vor. Na, schlaft euch aus 
solange, Kinder, das ist das einzige, was ich heute von euch verlange." 
Am Waldrande finde ich einen Toten, der erst vor kurzem gefallen sein 
kann. Er ist noch warm und weich. Lin Großer, Stattlicher von der
	        
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