Volltext: Die Mannschaft 2. Band (2. Band / 1937)

man uns tröstend sagte, junge behende Burschen brauchte, wozu eigent 
lich? — fragten wir uns höhnisch, da doch die Heeresleitung — bei allein 
Vertrauen zu Vater Hindenburg — in unsern Augen hier jede schöne Ge 
legenheit zum „wirklichen" Lriegführen ungenützt vorübergehen 
ließ. 
Unsere Stellung lag, eng an einen schmalen Flußlauf geschmiegt, in 
einer sumpfigen Niederung, wo die Unterstände nicht tief in die Erde 
getrieben werden konnten, wo die mühsam gebauten Gräben und Brust 
wehren unter dem Druck des Grundwassers immer wieder einstürzten und 
wo uns die Scharen der Ratten beinahe auffraßen, wenn sie nachts durch 
die Wasserlachen patschten, die wir in aufgespannten Zelttüchern und ewig 
tropfenden Wellblechstücken auffingen. Außerdem war die Steilung von 
den jenseitigen Flußhöhen, wo der Russe hockte, offen einzusehen; das 
merkten wir täglich zu unserem Schaden. Hier wurde einer der leicht ge 
bauten Unterstände „abgedeckt", wie man so schön sagte, dort ein beto 
nierter MG.-Stand eingeschlagen oder eine Beobachtungsstelle weggefegt. 
Gleich in der ersten Nacht, wo unser Ersatz in die Frontlinie eingerückt 
war, hatte es eine Menge Verluste gegeben, da wir unvorsichtig und 
naseweise, wie junge Rekruten nun einmal sind, die Schießwut der Russen 
mit ihren Vorräten an funkelnagelneuen japanischen und nordamerikani 
schen Granaten unbekümmert herausgefordert hatten. Daß wir nur auf 
Befehl schießen oder wenigstens mit Munition sparen sollten und daß 
unsre Artillerie sich meist überhaupt in Schweigen hüllte, so sehr auch die 
Infanterie vorn manchmal nach Rache schrie, — das alles wollte nicht 
in unsre hitzigen Köpfe hinein. Außerdem litten wir regelrechten Hunger; 
ich weiß nicht, war das russische Klima daran schuld oder unsre durch 
schnittlich j$ Iugendjahre: wir hatten jedenfalls ständig Kohldampf, 
und auch das verbesserte aus die Dauer unsre enttäuschte und niederge 
drückte Stimmung nicht, zumal jedes unsrer Gesuche um sofortige Ver 
setzung an die Westfront von dem Kommandeur mit dem gleichen ab 
lehnenden Bescheid beantwortet wurde, daß der Weltkrieg „nicht nach 
privatwünschen geführt" werden könne.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.