Volltext: Die Mannschaft 2. Band (2. Band / 1937)

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Schmidt I stierte ihn an. Jetzt, jetzt die Ruh verkaufen, jetzt, wo wir 
gerade kurz vor dem Ziel sind? 
„Lamrad, i gib dir aa an Kommißbrot dafür!" Der Soldat glotzte 
den Artilleristen an. Der dachte, er müsse das Angebot erhöhen. „I gib 
dH noch a Büchsn Rindfleisch drauf, prima französisches Rindfleisch." 
Der Soldat merkte, daß der Artillerist es ernst meinte. Er glaubte, ein 
angemessenes Angebot gemacht zu haben. Line Fleischbüchse und ein 
Rommißbrot für seine Ruh —! für dieses Muster eines braven, folg 
samen, schnelltrabenden Haustiers, eine Fleischbüchse für fünf Stunden 
Kampf in der Hitze, für vier zerkloppte Holzknüppel, für die Sache mit 
dem „Leutnant" eine einzige Fleischbüchse!!! für all die Mühe, den 
Schweiß, die Schimpfworte, für den verbrauch an Charakter und dafür, 
daß Rapiorna nicht mehr Sie zu ihm sagte . . . Der Soldat bewunderte 
seine Selbstbeherrschung. „Vor einer halben Stunde, vor zehn Minuten 
noch hätte ich sie dir geschenkt", schrie er den verdutzten Artilleristen an. 
„Jetzt kannst du mich kreuzweise", brüllte er. 
„Na, na, na, ma werd doch noch redn derfn", sagte der andere. „Dee 
preißn, dee hobn a Hitzn!" mummelte er. 
„Gib mir lieber einen Eimer. Die Ruh will saufen", schrie der Soldat 
weiter. Aber da nahte sich schon ein Lamerad des Artilleristen, sicher ein 
Bauernsohn, mit einem bis obenhin gefüllten Wassereimer, den er vor 
die Ruh auf die Erde stellte. Sie senkte den Ropf hinein, holte einmal 
tief Atem, so etwa hörte cs sich an, dann blubberte es in dem Eimer, und 
dann war er leer. Schmidt I mußte ihn noch dreimal füllen, noch zwei 
mal trank das durstige Tier das große Gefäß aus, beim drittenmal trank 
sie schon etwas langsamer, und den vierten Eimer ließ sie halbvoll stehen. 
Der Soldat begann zu ahnen, was der Ruh gefehlt hatte. 
Als eine halbe Stunde später vor der Divisionssammelstelle ein Zahl 
meister sie fragte, woher sie kämen, nannten sie Rompagnie und Regiment. 
„3/37?" fragte er erstaunt. „3/37?" Er war sehr erstaunt. „Na, es ist 
gut. Treibt sie dort hinein und kommt dann auf die Schreibstube. Ich 
gebe euch eine Bestätigung."
	        
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