Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 3. Heft (3. Heft / 1933)

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Dieser Situation hielten die Honved nicht mehr stand, sie ließen sich überrennen, 
streckten die Hände hoch und wurden zur Gänze gefangen genommen. Diese Schreckensbot 
schaft telephonierte Hauptmann Weiß um zirka 1 Uhr nachmittags. 
Heute, bei ruhiger Überlegung, muß ich mir sagen: Der Durchbruch konnte für unsere 
vorgesetzten Kommandos keine Überraschung sein. Vormittags kam, ich glaube, in der Orien 
tierung durch die Gruppe Urbarz, die Mitteilung, Landwehrinfanterieregiment Nr. 4 habe mit 
Anspannung der letzten Kräfte den Angriff abgewiesen, wenn noch einer kommt, sei es nicht 
mehr möglich. Es war also vorausgesagt. 
Auch das Benehmen der Honved, so empörend es war, gab nur den Abschluß zu dem 
Bilde, das man bisher von ihr gewonnen hatte. 
Von dem linken Flügel des Landwehrinfanterieregiments Nr. 2 war der Angriff der 
Russen machtlos abgeprallt. 
Hauptmann Weiß hatte auf seine Meldung vom Durchbruche von Oberst von Unger 
nur als Antwort erhalten: „Unbedingt aushalten!" Eine harte Aufgabe, aber das Ba 
taillon hat sie gelöst. 
Vor seiner Front waren die Russen wieder zurückgewichen, aber von der eroberten 
Höhe wollte der Feind nun gegen unsere Flanke stoßen und die Front aufrollen. Die Russen, 
die ganz gemütlich loslaufen wollten, erlitten im Feuer unserers 2. Bataillons starke 
Verluste. 
Dies konnte aber die Russen nicht aufhalten, in dem Loche der ehemaligen Honved- 
stellung vorwärts und immer vorwärts zu dringen, so daß sie schon im Rücken des 2. Ba 
taillons (Hauptmann Weiß) waren, als dieses sich noch ihrer in der Front und Flanke er 
folgreich erwehrte. Auf drei Seiten umstellt, entschließt sich nun Hauptmann Weiß mit 
seinem Bataillon zurückzugehen, scheidet aber noch eine Nachhut aus. Leutnant Dr. Studeny 
mit der 8. Kompagnie hatte die schwere Aufgabe, den Rückzug zu decken und harrte unter 
vielen blutigen Verlusten bewundernswert aus, bis er sein Bataillon über die nächste Ter 
rainwelle kommen sieht. Minuten warens nur, aber Leutnant Studeny hatte den Rückzug 
ermöglicht; das Bataillon konnte sich in schöner Ordnung zurückziehen. 
Während sich dies abgespielt hatte, wußte man beim Regimentskommando nur vom 
Zurückgehen des Landwehrinfanterieregiments Nr. 4 und dem Durchbruch bei der Honved. 
Die Bedrängnis des eigenen linken Flügels konnte man sich ausmalen. Da sah man ein 
zelne Soldaten aus der Richtung der Stellung zum Talweg flüchten. Viele Verwundete 
waren darunter. Die Zahl der Flüchtenden war nicht groß, aber es war kein Zweifel, es 
flüchten schon eigene. In einem so kritischen Moment macht ein solcher Anblick nervös. 
Man konnte ja nicht erkennen, ob nicht am Ende auch Zweier darunter sind. Löst sich unsere 
Front? Die hastig entsandten Ordonnanzen bringen bald die Nachricht zurück, es seien nur 
Jäger und Honved, von denen sie hörten, daß die Russen eingebrochen seien. 
Jetzt setzte auch schon das Verfolgungsfeuer der russischen Artillerie ein, in Massen 
schütteten sie Granaten und Schrapnells ins Tal, um den Weg zu sperren. Die einzelnen 
Häuser hinter unserer Front waren schon alle in Brand geschossen. Die Schrapnells kre 
pierten kaum einige Meter über dem Erdboden. Immer weiter nach rückwärts griff das feind 
liche Artilleriefeuer. 
Jetzt war für uns kein Zweifel mehr: Die Verlegung des feindlichen Feuers nach rück 
wärts bedeutet, daß die ganze Front wankt. 
Das Telephon war natürlich zerschossen. Da diktierte mir noch Oberst von Unger in 
unbegreiflicher Ruhe Befehle für die Unterkommandanten ein, so lang als möglich auszu
	        
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