Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 3. Heft (3. Heft / 1933)

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Major a. D. Franz Frühwirt, damaliger Hauptmann und Kommandant der 1. Feld- 
kompagnie, schreibt am 4. September 1933: 
Bericht 
über das Gefecht am 1. Juli 1916, bei welchem ich in russische Kriegsgefangenschaft geriet. 
Am 1. Juli 1916 
zirka 9 Uhr vormittags, erhielt das 1. Baon des Lir. 2 mit Ausnahme der 3. Feldkompagnie, 
welche bereits um 8 Uhr früh abdirigiert wurde, sowie der Pionierzug unter dem Kommando 
des Majors Oskar Damaschka in der Nächtigungsstation (Name dieser Ortschaft nicht mehr er 
innerlich, ich glaube, es war in der Nähe von Sloboda rungurska) den Abmarschbefehl. 
Nach zirka 3stündigem Marsche, welcher zum größten Teil in Gefechtsformation erfolgte, 
langte das Baon (1., 2. u. 4. Feldkompagnie) sowie der Pionierzug ungefähr um 12.30 Uhr 
mittags in der Stellung des Infanterieregiments Nr. 45 ein. 
Von dieser Stellung aus gingen die genannten drei Feldkompagnien sowie der Pionier 
zug unter dem Kommando des Majors Damaschka zum Angriff gegen die Russen über. 
Der Angriff begann zirka um 2 Uhr nachmittags, wurde bis zur Strubyhöhe vorgetra 
gen, war äußerst verlustreich und wurde zirka 5 Uhr nachmittags abgebrochen. Zum Regimente 
kamen zirka 150 Mann zurück. 120 Mann ungefähr und ich gerieten in russische Kriegs 
gefangenschaft. 
FachlehrerLeo Eybl, damals Fähnrich der 2. Kompagnie, schreibt am 26. September 1933: 
Als ich gefangen wurde. (Gefecht bei Luczki 1. Juli 1916.) 
Ich erzählte nie gern darüber, auch wenn man mich ersuchte, denn ich weiß, daß die Er 
innerung an die Zeit der Gefangenschaft immer so viele tieferschütternde Bilder in mir wach 
rief. Nun sind eine Reihe von Jahren vorübergegangen, vieles, besonders das Unangenehme, 
ist verblaßt und so kann ich mit einiger Ruhe die vergilbten Tagebuchblätter aus dieser Zeit 
durchlesen, die Niederschrift stammt aus den ersten Iulitagen des Jahres 1916. Dort finde 
ich in aller Kürze, schlagwortartig, folgende Zeilen: 
1. Juli: 
fst4 Uhr früh Bereitschaft, V2IO Uhr Alarm, Mittagessen keines, Aufbruch auf die 
Straße, von der wir gestern abends kamen. Kommando: „Laden!" Es wird ernst. Vorrücken in 
Schwarmlinie. — Nach einiger Zeit treffen wir auf die 1er und 45er, die in Schützenmulden 
lagen. — Dort V2 Stunde Reserve. — Dann zwischen 1—2 Uhr Vorrückung. 
Nun beleben sich die Zeilen, gar manches, was längst geschlummert hat, wird wieder le 
bendig und ich kann ausführlich erzählen: 
Das Regiment war nach der glücklich geführten Offensive im Raume von Arsiero—Asi- 
ago vom südl. Kriegsschauplatz abberufen worden, denn Ostgalizien war durch die von Ge 
neral Brussilow geführten Russen schwer gefährdet. Die Gefechtsstände wurden durch Marsch- 
kompagnien aufgefüllt und schon in den letzten Junitagen des Jahres 1916 stand „Lir. 2“ 
schlagfertig in Kolomea. Die Stadt war evakuiert worden, die Straßen waren erfüllt von zer 
sprengten Teilen aller Truppengattungen, wir aber marschierten dem übermächtigen Feinde 
entgegen. 
Als zurückflutende Kameraden anderer Regimenter uns am Edelweiß, das unsere Kappe 
zierte, erkannten, begrüßten sie uns: „Gott fei Dank, daß ihr da seid, aber zu wenig seid ihr!" 
Seit 1/24 Uhr früh des 1. Juli hatte das erste Baon Bereitschaft, gegen Mittag war Alarm, 
dann kam der Befehl: „Laden!" Es wurde ernst. In Schwarmlinie rückten die 1., 2., 4. Kom-
	        
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