Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 2. Heft (2. Heft / 1931)

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Stellung während des Sommers dar. Heule ist die 
Mulde, die vollständig Nberschneit ist, geräumt. Das 
trotzige Vorwerk aber, die Höhellstellung, ist zur 
Winterstellung ausgebaut. Aus dem kleinen Plateau 
iber Feldwache 3 wurde ein großes Bollwerk ge 
schaffen, eine Arbeit, von deren Größe niemand eine 
Ahnung hat, der nicht den Bau im Entstehen gesehen. 
Die Plattform wird gehalten von einer Stützmauer 
aus Sandsäcken, von denen jeder einzelne gefüllt den 
Leiterweg emporgetragen wurde. Ungefähr zwanzig 
Baumstämme sind in die Plattform eingebaut. Sie 
mußten, wie alles Bauholz, vom Nordostabhange des 
Lipnik, eine Stunde weit entfernt auf vollkommen ein 
gesehenem Wege herbeigetragen werden. Um einen 
Baumstamm herbeizuschaffen, waren vier Männer 
einen ganzen Tag beschäftigt. Das Plateail ist mit 
Erde angefüllt, die aus dem Muldengrunde in Zelt 
blättern heraufgetragen wurde. 
Der 110 Stufen lange Leiterweg, der zur Platt 
form führt, ist zur Gänze eingedeckt, so daß man un 
eingesehen zu dem auf der Plattform erbauten Block- 
hailse gelangen kann. Das Blockhaus, das schrapnell- 
sicher eingedeckt ist, gewährt Raum für 20 Mann. 
Oberhalb des Blockhauses ist eine Sandsackmauer mit 
10 Schießscharten. Aus dem Blockhaus führt ein ge 
deckter Gang zur höchstgelegenen Plattform, dem ehe 
maligen Tagesstandpunkt. Hier ist heute die Ma 
schinengewehrdeckung. Zwei Schießscharten ermöglichen 
das Bestreichen des ganzen Raumes von den Stellun 
gen der 21er über den Vrsie rücken zur Brücke. 
Auf der Plattform des früheren fünften Zuges 
haust nun die Besatzung, ein Schwarm, Fähnrich Roß- 
manith, eine Halbe Maschinengewehrabteilung, Offi 
ziers-Stellvertreter Heger, und der Sanitätsfähnrich 
Feder mit der Sanitätspatrouille. Auf dem Wege zur 
ehemaligen Feldwache 1 wird eine Kaverne gesprengt, 
in der 20 Mann Raum finden sollen. 
Die Stellung Neu m a n n war das Spiegelbild 
der Stellung Buresch. Eingedeckte Unterstände aus 
Stein- und Sandsackmauern, aus der Tiefe bergan 
steigend schlossen den linken Teil der Mulde ab; davor 
starte Drahtverhaue und Minenfelder. Da es die be 
deutendste Aufgabe dieser Stellung war, einen über 
die Brücke kommenden Angriff abzuwehren, war gegen 
die Brücke ein Gebirgsgeschütz gerichtet. Neben dem 
Geschütz war ein Scheinwerfer eingebaut, dessen Licht 
kegel Brsiö und Brücke bestrich. Ein daneben einge 
bautes Maschinengeiwehr konnte sowohl die Brücke, als 
auch das Vorfeld der 4. Kompagnie unter Feuer 
nehmen. Dem gleichen Zwecke dienten zwei einge- 
spannte Gewehre für Gewehrgranaten. Ein vorge 
schobener Wachposten hatte sein Augenmerk besonders 
auf den Vrsie zu richten. Der untere Teil der Stel 
lung ist heute geräumt. Der obere Teil, der sich ben 
Hang gegen die Brücke hinaus zieht und ein Vorwerk 
für Kote 1776 bildet, ist von solcher Wichtigkeit, daß 
er auch über Winter belassen werden mußte. Dieses 
Vorwerk flankiert nicht nur die Brücke und die Vor 
stellung von Kote 1776, sondern deckt auch einen von 
der Kote nicht eingesehenen Raum, der den Feinden 
als Sammelraum zu einem Angriffe dienen könnte. 
Das Vorwerk schließt an die Vorstellung von 1776 
an und ist durch ein breites Stacholdvahtfeld am linken 
Flügel geschützt, das noch durch eine Reihe spanischer 
Reiter verstärkt Ist. 
Tief unter den Stellungen schmiegt sich das Lager 
in die Felsen. Es besteht aus 14 Hütten aus Holz- 
und Steinbau, einer Küche und einem großen Ver- 
pflegsdepot. Kühne Wege, dem Felsen abgerungen und 
Felsspalten überbrückend, führen zur Stellung empor, 
so daß sie im Falle eines Angriffes rasch bezogen 
werden kann. 
Der Teufelsfelsen (Kote 1776). 
Ein kühner Ewigkeitsgedanke wuchtet aus dem 
Felsengrunde der Teufelsfelsen empor, der zweite 
Torturm, der unser Festungstor verteidigt. Steil klet 
tert der Weg in Serpentinen den Hang empor und 
erklimmt auf halber Höhe den Felsrücken. Rechts vom 
Wege steigt von steinernem Unterbau ein Obelisk 
schwarz aus dem blendendweißen Schnee empor, ein 
Denkmal für die Gefallenen von 1776. Darunter ver 
schneite Gräber, Kreuze, aus dem Schnee aufragend 
tragen Kränze aus Föhrenzweigen. Hier ruhen die 
heldenhaften Verteidiger unserer Felsenburg, die in 
kühnem Ansturm die verlorene Vorstellung zurückge 
wannen, oder die im langsamen Kleinkrieg den tückisch 
dahersausenden Geschossen zum Opfer fielen. 
Uber dem Gräberfelsen breitet sich ein kleines 
Plateau aus, künstlich erweitert durch hohe Stütz 
mauern. Hier erhebt sich ein langgestrecktes Blockhaus, 
das Raum für 60 Mann bietet, die Untevkunft der 
Reserve. Gin Stück höher erblickt man wieder ein 
hochaufgemauertes Plateau. Dort steht angelchnt an 
den überhängenden Felsen die Küche und links davon 
ein geräumiges Verpflegsmagazin. Ein drittes Block 
haus, als Hilfsplatz bestimmt, ist im Bau. 
Hinter der Küche streben die Felsen steil auf und 
es bedurfte harter Arbeit, hier Wege zu bahnen. Der 
kühnste Weg führt von der Küche rechts um einen 
Felsrücken und frißt sich dann in eine senkrechte Fels 
wand ein. Ein natürlicher Spalt, von Felsen über 
dacht, gab zunächst dem Wege Raum, dann aber mußte 
Meißel und Steinhammer nachhelfen und endlich 
durch zahlreiche Sprengungen eine Galerie gebrochen 
werden. Heute führen behauene Stufen empor und ein 
Drahtseilgeländer sichert den Pfad, von dem aus man 
senkrecht in die Tiefe blickt. 
Abermals biegt der Pfad um einen Felsrücken und 
birgt sich, rechts vom Vrsie her durch feindliches Feuer 
bedroht, hinter einer hohen Steinriegelmauer, in deren
	        
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