Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 2. Heft (2. Heft / 1931)

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Brücke un'b längst der Südostwand des Vrsiö führt 
eine Sandmure gegen die Mitte unserer Stellungen, 
die sich dort allerdings hoch und steil aus dem Stein 
llar am Firße des Vrsiö erheben. Nur eine kleine 
Schlucht eröffnet hier ein Tor. Auch hier fände nach 
einem gelungenen Durchbruche der Gegner einen Weg 
durch den ins Lepenjatal führenden Gräben. Diese drei 
Woge zu verrammeln, war Aufgabe unserer Stel 
lungen. 
Der Vrsiö setzt sich fort in einem langen Ver- 
bindnngsrücken, über den eine Einsattelung führt. Ter 
Rücken erhebt sich zu der in wenig überhöhenden Kote 
1 8 7 0, einer flachen Kuppe. Die Wände des Rückens 
und der Kuppe fallen steil gegen unsere Stellung ab 
und bieten nur einen Weg zum Angriffe der vom 
Sattel über die schon erwähnte Sandmure herabführ-1. 
Der Rücken zeigt starke Drahthindernisse und Deckun 
gen. Aus dem Rücken steigt steil empor Kote J 9 6 0. 
Die Wände des Verbindungsrückens und der stark vor 
springenden Kote 1960 bilden gegen Norden einen 
Winkel, in dem eine Sandmure steil herabläuft. Auch 
hier bietet sich dem Feinde ein Weg, auf dem er im 
September einen Angriff versuchte. Unterhalb Kote 
1960 steht ein in einem Stollen eingebautes Gebirgs- 
geschütz, dessen Feuer auf Kote 1776 gerichtet ist. Der 
nächste Ängriffsweg führt die Italiener von ihrem 
mächtigsten Stützpunkte, der V r a t a, die mit ihrer 
Nebenkuppe wie eine doppeltürmige Cyklopen 
burg aufragt. Von den Steilhängen der 2014 Meter 
hohen Vrata führt ein Grasband herab auf einen vor 
gelagerten Rücken, von dem aus man durch ein 
Latschenfeld über eine Geröllhalde einen direkten Weg 
ins Tal gewinnt. Gegen die Steilwand der Vrata 
lehnt sich eine Kirppe, von uns „Adlerhorst" genannt, 
ans die man vom vorerwähnten Latschenfelde aus 
durch ein Gewirr von Klippen und Riffen aufsteigen 
kann. Von hier ans bietet sich ein Abstieg einerseits 
ins Lepenjatal, andererseits zu dem Weg, der auf den 
Poto öe-Sattel führt. Diesen Weg könnten kühne 
Patrouillen auch durch einen von der Nebenkuppe 
(2102) herabführenden Kamin erreichen. Alle diese 
Wege hat der Feind durch Feldwachen und stehende 
Posten gesichert. Vrata und Nebenkuppe sind mit star 
ken Drahtverhauen befestigt und zeigen gut ausge 
baute Deckungen. Die Vrata ist der Standpunkt zweier 
Gebirgsgeschütze und eines Artilleriebeobachters. Der 
aus der Mulde hinter der Vrata aufsteigende Rauch 
und die zeitweise lebhafte Bewegung in der Mulde 
rechtfertigen den Schluß, daß hier eine starke feind 
liche Besatzung liege. 
Der Kammlinie des Gebirgszuges vorgelagert wen 
den sich gegen Norden die beiden Kuppen Kote 19 9 6 
und Kote 1 8 4 5, die steil gegen den Kamm auf 
italienischer Seite und in Schutthalden von etwa 30 
Grad Steigung gegen unsere Stellungen abfallen. 
Kote 1996 zeigt starke, unsere Stellungen flankierende 
Befestigungen. Kote 1845 bildet mit der gegenüber 
liegenden Kote 1 9 7 6, einem mächtigen Steilgipfel 
des V e l k i L e m e z, den Potoe e-Sattel. Uber ihn 
führt ein Fußweg, der die Almen Pl. Z a Grebe- 
n o m und, Pl. na Po l j u verbindet, an der erstge 
nannten Alm vorbei ins Lepenjatal. Am Velki LemeL, 
der von Landwehrinfanterieregiment Nr. 27 besetzt ist, 
endet unsere Stellung. Ihre Aufgabe ist dem Feinde 
die zahlreichen Wege ins Lepenjatal — und damit 
auch ins Tal der Soöa und in den Rücken des Flit- 
scherbeckens — zu versperren. 
Unser Grenzwall. 
Dem Verständnis und der Umsicht aller Komman- 
danten, der eifrigsten Arbeit und dem unermüdlichen 
Allsharren der Mannschaft, wie dem planmäßigen 
Zusammenwirken Aller gelang es, in klügster Aus 
nützung des Terrains und steter Verbesserung des Ge 
schaffenen unsere Stellung zu einer Felsenfestung aus 
zubauen, die unüberwindlich ist trotz ihrer gefähr 
lichen Lage. Auch in Bezug aus Verteidigung hat der 
gegenwärtige Krieg, der viele alte Anschauungen zer 
störte, neue Lehren geprägt. Nie hätte man es bei einer 
Friedensübung gewagt, im Gebirgskrieg eine Vertei 
digungsstellung zu wählen, die direkt unterhalb der 
feindlichen Feuerstellung liegt. Hier zwang die Not 
wendigkeit, die Straße in den Rücken des Flitscher- 
beckens nicht preiszugeben, eine Stellung zu halten, 
die von der feindlichen an manchen Stellen um 400 
bis 600 Meter überhöht wird — und es gelingt nicht 
nur sie zu halten, sondern auch sie derart auszubauen, 
daß sie vor schweren Verlusten schützt. 
Mächtige Türme flankieren unsere Felsenfestung. 
Am rechten Flügel ragt stolz ein Doppelturm auf, der 
Lipnik und der hohe Felsenturm von Kote 1 776, 
von uns „T e u f e l s f e l s e n" genannt. Zwischen 
ihnen ein breites Tor, die Mulde. Den Lipnik hält 
die 9. Kompagnie vom Landwehrinfanterieregiment 
Nr. 2, Kommandant Oberleutnant Pernev, welche dem 
Landwehrinfanterieregiment Nr. 21 zugeteilt ist. Vom 
Lipnik streichen gegen Südost Felsterrassen herab, 
welche sich wie eine Vorbnrg hoch über die Mulde 
erheben. Hier beginnt der rechte Flügel unsere Stel 
lung, der gehalten wird von der 4. Kompagnie, Kom 
mandant Oberleutnant Dr. Buresch. Der linke Flügel 
dieser Kompagnie sperrt die Mulde und schließt an die 
2. Kompagnie, Kommandant Oberleutnant Neumann, 
deren rechter Flügel gleichfalls die Mulde besetzt hält, 
während die Stellungen des linken Flügels, die einen 
Felsenhang emporziehen, eine Vorburg für den 
Teufelsfelsen bilden. Der Teufelsfelsen, der mächtigste 
Stützpunkt unseres Grenzwalles, hebt sich wie eine 
uneinnehmbare Felsenburg hoch über die anderen 
Stellungen. Hier liegt die 3. Kompagnie, Kommandant 
Hauptmann Kawinek, die bis zum Eintritte des Win-
	        
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