Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 2. Heft (2. Heft / 1931)

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Skizze 
10 und 11 
beiliegend. 
selcherei errichtet worden war, wurden allnächtlich die Tragtierstasfeln für die Versorgung des Front 
abschnittes abgefertigt und wurde an der Aufstellung größerer Baracken gearbeitet, in welchen die Reserve, 
die sich durch die nicht aufgebrauchten Marschbataillone verstärkte, entsprechende Unterkunft fand. Weiter 
rückwärts in Log bei Kronau im Barackenlager des Bagagetrains hatte der Regimentstrainkommandant 
Hauptmann Balan und der Oberleutnantrechnungsführer Franz Kober ihre Kanzleien aufgeschlagen. 
Am 2. Dezember gratulierte der Landesverteidigungsminister Generaloberst Freiherr von Georgi dem 
Obersten Unger zur Nobilitierung mit dem Prädikate ,,von ^urawniki", wodurch Unger noch enger mit dem 
Regimente, das bei ^urawniki seine Feuertaufe empfangen hatte, verbunden wurde. 
Das winterliche Hochgebirgsbild bot einen prächtigen Anblick. Sein trügerischer Zauber durfte aber 
nicht nur mit Bewunderung betrachtet werden, sondern forderte auch allerhand Vorkehrungen und Vor 
sichtsmaßregeln. 
Folgender um diese Zeit den vorgesetzten höheren 
Bild über unsere Stellungen: 
Der Gegner. 
Aus dem F l i t s ch e r b e ck e n steigt jenseits des 
I s o n z o, begrenzt durch die Furchen des S l a t e n >i> k- 
Gräbens und des L e p e n j a t a l e s, ein Gebirgszug 
empor, der, zu immer größeren Höhen anwachsend, von 
Nordwest nach Südost streicht und sich endlich im Fels 
gewirr des Krn verliert. Es ist unwirtliches kahles 
Kalkgebirge, dessen Steilhänge aus gewaltigen Trüm 
merfeldern und langgestreckten Schutthalden empor 
wachsen. Die außerordentliche Porosität des Kalkes, 
der hier als Gebirgsbildner auftritt, bedingt die 
Wasserarmut der Gegend und die rasche Verwitterung 
des Gesteins. Dadurch entstehen jene phantastischen 
Formen, jene riesigen, mit gigantischen Felsblöcken 
übersäten Schutthalden, jene Schluchten und Fels 
stürze, die der Landschaft ihren wildprächtigen roman 
tischen Charakter verleihen. Wer aber in kommenden 
Tagen dieses Gebiet bereisen wird, der wird es nicht 
so sehr seiner landschaftlichen Schönheit wegen auf- 
suchen, sondern deshalb, weil es einer der Schauplätze 
des grandiosen Ringens an der Jsonzofront, das ohne 
Beispiel dasteht in der Weltgeschichte. In jedem Ab 
schnitt dieser Front trägt der Kampf einen anderen 
Charakter; hier wildes unablässiges Anstürmen, dort 
riesenhafte Artilleriekämpfe, an anderen Stellen wieder 
das starre, dem feindlichen Feuer wie dem Gewitter- 
sturm und der ertötenden Kälte trotzende Festhalten 
am Grenzwall, der den heiligen Heimatboden schützt. 
Im Frontabschnitte des Landwehrinfanterieregiments 2 
zwingen die Terrainverhältnisse zum Ausharren in 
einer Verteidigungsstellung, die durch beständigen 
Ausbail zur unbezwingbaren Felsenfestnng neuge 
schaffen wurde. 
Anlage und Ausbau der Stellung waren diktiert 
durch die vom Feinde besetzte Linie und die von hier 
aus gegebenen Angriffsmöglichkeiten. Der Schilderung 
unserer eigenen Stellung sei daher eine kurze Be 
schreibung der feindlichen Stellungen und Angriffs 
linien vorausgeschickt. 
Kommanden vorgelegter Bericht gibt ein genaueres 
Östlich der G o l o b a r - P l a n i n a gabelt sich, 
eine fast kreisförmige, große Steinmulde umschließend, 
das Gebirge in zwei parallele Züge. Das nördliche 
beginnt mit dem gegen Süden steil abfallenden Gipfeln 
Kote 1808 und Lipnik (Kote 1867), der südliche 
höhere Zug beginnt mit dem langgestreckten Rücken 
des Vrsie, auf dem die unserem Regimente gegen 
überliegenden Stellungen der Italiener beginnen. Der 
Nordwestabhang des Vrsie ist in unseren Händen. Hier 
kämpfen die Vrsi -Männer, die heldenmütigen Kame 
raden des Landwehrinfanterieregimentes 21. Vom 
Vrsie aus gehen die Stellungen der 21er, die Mulde 
umkreisend, zur Kote 1808 empor, erklimmen die Hö 
hen des Lipnik und schließen hier an unsere Stellun 
gen an, die am Lipnikhang beginnen. 
Der Vrsie, der den höchsten Punkt unserer Stel 
lungen noch etwas überhöht, ist von uns gesehen eine 
Kuppe mit uns zugekehrtem Steilabfall. Er ist stark 
befestigt, trägt an der uns zugekehrten Wand viel- 
reihige Drahthindernisse und starke italienische Deckun 
gen. Auf der Kuppe ist der Standpunkt eines Artillerie- 
beobachters und zweier Gebirgsgeschütze, deren Feuer 
vorwiegend Kote 1808, Lipnik, die an ihn anschließende 
Kote 1776 und die Mulde zwischen beiden bestreicht. 
Hinter dem Vrsie auf der P l a n i n a - z a K r a j u 
steht eine Gebirgsbatterie und eine Haubitzbatterie, 
weitere Batterien, auch schwere Haubitzen im Raume 
um Kote 1348 und R a v n a. Im Schutze dieser mäch 
tigen Artillerie konnte — und kann auch künftig der 
Gegner seine Angriffe vom Vrsie aus auf unsere 
Stellungen wagen. Drei'Wege stehen ihm offen. Vom 
Vrsie aus zieht sich ein schmaler Felsgrat wie eine 
natürliche Brücke zur Kote 1776, von der aus man — 
allerdings eine hervorragende alpinistische Leistung — 
die Höhe durch einen Aufstieg in Kaminen und an 
Steilwänden erreichen kann; rechts von der Brücke 
(von uns aus gesehen) führt eine Schutthalde in den 
Muldengrund, von dort sanft ansteigend in die Mulde 
zwischen Lipnik und Kote 1776 und von hier durch 
einen Lawinengraben ins Lepenjatal; links von der
	        
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