Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 [H. 1] ([H. 1] / 1929)

Eine Viertelstunde vom Bahnhöfe entfernt, an der Weggabel Nadyby-Wojuthcze und Nadyby-Chyrow 
wurde das Frühstück genommen und dann nach dem elf Kilometer entfernten Dorfe Pianowice gesichert 
weiter marschiert. Die zweite Kompagnie, deren Kommandant Hauptmann Artur Kawinek, der auch quartier- 
regulierender Offizier ü>ar, war Vorhut 
Über Maksymowice, dem Kantonierungsorte des Landwehrinfanterieregiments Nr. 21, gelangte man 
dorthin. Am Nordostrande der Ortschaft wurden Quartiere bezogen: die Mannschaft in Scheunen und 
die Offiziere im dortigen Meierhofe und in kleinen Blockhäusern, die den Einwohnern sonst als Vorrats 
kammern dienten. 
Der zweite Transport des Regiments: der Regimentsstab, die drei Maschinengewehrabteilungen und 
die Bagagewagen, war erst um sechs Uhr dreißig Minuten vormittags in Gleboka auswaggoniert worden, 
nachdem er schon drei Stunden früher in Chyröw angelangt war, befand sich ebenfalls auf dem Wege 
nach Pianowice. 
Die Offiziere des ersten Bataillons saßen vor dem Meierhofe beim gemeinsamen Mittagessen, als die 
Natur unter auffallenden Erscheinungen sich merkwürdig veränderte. 
Bei hellklarem Himmel verfinsterte sich das Tagesgestirn und düster trüb ward die Erde, als ob sie 
ganz in gelben Schwefeldunst gehüllt worden wäre. 
Unheimlich und traurig verhüllte die Sonne ihr Antlitz vor dem Beginne des großen blutigen Rin 
gens. Und als der zwischen Erde und Sonne geschobene Riegel zurückgezogen war und das Tageslicht vom 
Zenith des Himmels hell und rein die Erde wieder bestrahlte, blieb in den Augen aller als Reflex das Geheimnis 
volle einer furchtbar großen Zeit zurück; es war, als ob alles anders geworden wäre und werden müßte. 
In diesem Momente kam der zweite Transport des Regiments an: die Regimentspionierabteilung 
mit Oberleutnant Alois Barls als Vorhut, an der Tete die Maschinengewehrabteilung 1, dann die Bagage 
wagen, Maschinengewehrabteilung 2, sieben landesübliche Fuhrwerke und an der Queue die Maschinengewehr 
abteilung 3. Beim Regimentskommandanten Oberst Konstantin Wasserthal Ritter v. Zuccari ritten der 
Regimentsadjutant Hauptmann Jaroslav Docekal, Stabsarzt Dr. Richard Eisenschimmel, Feldkurat Otto 
Eidenberger und der Assistenzarzt Dr. Rudolf Unterberger. 
Die Maschinengewehrabteilung 1 schloß sich an ihr Bataillon an, während die zwei anderen Maschinen- 
gewehrabteilungen sich erst nächsten Tag zu ihren Bataillonen begeben sollten. 
Der Sicherungsdienst wurde geregelt, die Verbindungen hergestellt und sodann um 5 Uhr nach 
mittags über Pianowice bei Trommelschlag und Hornsignal durch den der polnischen Sprache mächtigen 
Hauptmann Kawinek das Standrecht verkündet. 
Der Verkehr mit Zivilpersonen wurde verboten, zudringliche Leute mußten als spionageverdächtig so 
fort verhaftet und eingeliefert werden. Besondere Aufmerksamkeit wurde den Brunnen zugewendet; sie wurden 
peinlichst bewacht und Waschungen durften in ihrer Nähe nicht vorgenommen werden. 
In Pianowice war nicht viel erhältlich, höchstens Heu und Stroh, Hafer jedoch nur ungedroschen. 
Was man nicht selbst mit hatte, mußte man aus Sambor beziehen. 
Abends wurde es frisch und nachts kalt; das kontinentale Klima Galiziens machte sich schon unan 
genehm bemerkbar. 
Doch nach der dreitägigen Eisenbahnfahrt war es angenehm, sich wieder einmal ordentlich strecken und 
ausruhen zu können. Und jeder hatte sich bald ein Nestchen so bequem als möglich zurecht gerichtet. 
Um 10 Uhr nachts traf das Koimnando der 87. Landwehrinfanteriebrigade mit Generalmajor Rziha 
ein und bezog Nachtquartier im Pfarrhofe, wo auch das Regimentskommando und das 1. Bataillons 
kommando der Zweier Unterkunft genommen hatte. 
Das Bataillon Unger hatte nun außer den Kautonierungswachen und der Trainwache auch die Stabs 
wache beim Brigadekommando zu stellen und einen Schwarm in der Scheune des Pfarrhofes als Bereit 
schaft, um einen etwaigen Anschlag auf die Kommandos zu vereiteln. 
Die Stimmung bei den Leuten, ihre Zuversicht und Entschlossenheit waren unverändert. Dazu hatte 
man heute erfahren, „daß sich in den bisherigen Grenzkämpfen bei Podwolosczyska, Zalosce, Brodh und 
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