Volltext: Der Skiläufer

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fast alle befällt, die zum erstenmal einen weiten Sprung auf Ski 
sehen, ziemlich rasch. Staunen und Begeisterung smd die Gefühle, 
die sich zunächst einstellen. Aber bald gewöhnt sich das Publikum 
auch an bedeutende Leistungen. Je weniger die Springer beim 
Aufkommen stürzen, desto mehr empfindet es ein Bedürfnis nach 
größeren Sensationen. Was die Schlachtenbummler der großen 
Skirennen vor ein oder zwei Jahren in staunende Aufregung ver 
setzt hat, das finden sie jetzt fast selbstverständlich und werden fast 
ungnädig, wenn .,nur" 20—26 Meter gesprungen werden. Diesem 
Bedürfnis eines verehrten Publikums nach neuen Nervenreizen 
sollte nie nachgegeben werden. Der Appetit der nicht sachver 
ständigen Menge ist in dieser Hinsicht schwer zu befriedigen. Die 
Massenpsychologie bei Wettkämpfen aller Art und aller Zeiten 
eröffnet hier bedenkliche Tiefen der Menschenseele. Wer aus Ehr 
geiz und Sucht nach Beifall bei den Sprungrennen Kunststücke 
und Schweres ohne Not noch erschwert, z. B. auf einem Ski springt 
oder den Sprung mit einem sogenannten Quersprung beendet, 
der bilde sich nicht ein, damit dem Publikum auf sehr lange Zeit zu 
genügen. Es wird immer wieder Neues von ihm verlangt. Außer 
dem handelt er nicht gerade fair gegen seine Kameraden. Die 
öffentlichen Sprungrennen sollen zum Skilaufen anregen und be 
geistern; sie sollen Fortgeschrittene ermuntern zum Weiterarbeiten 
in der fröhlichen und stolzen Wissenschaft vom Ski; sie sollen aber 
nicht eine Vorstellung vor einer Tribünenmenge sein, die oft nur 
neugierig oder auch oft s<^on blasiert ist. Die Zuschauer sollen 
dankbar sein, ein solch herrliches Schauspiel menschlicher Kühnheit 
und Kraft genießen zu können, anstatt daß die Springer, wie es 
leider oft vorkommt, stolz darauf sind, vor dem Publikum ihre Künste 
zeigen zu dürfen. Das Springen auf Schneeschuhen ist etwas so 
Herrliches und Großes, daß die eigene Befriedigung über einen 
gut ausgeführten Sprung einem das Höchste sein sollte. Kommt 
dazu der Beifall der Zuschauer, und zwar im richtigen Moment 
und am rechten Platze — was auch nicht immer der Fall ist —, 
dann schadet das gewiß sticht. Aber sportlicher Stolz und Selbst 
kritik müssen über dem Beifall der Menge stehen. Damit braucht 
man noch lange kein Skiprotz zu sein. 
Vom Sprunghügelbau. 
Es gibt gute und schlechte Sprunghügel. Die meisten von An 
fängern gebauten sind schlecht. Die Sprungschanze ist meist zu
	        
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