Volltext: Denkschrift über das von Franz Ferdinand Poeschl angeregte Project eines Donau-Moldau-Elbe-Canals zwischen Budweis in Böhmen und Untermühl in Oberösterreich

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Fushimi, dem Endpunkte der Yodo-Schifffahrt, und dem. See Biwa, "liegt die Stadt Kioto, welche mit 
Fushimi durch einen Canal verbunden ist, jedoch vom Biwa-See durch die Hügelkette Nagara und 
Hino-oka getrennt ist. 
Die Ziele der Canaleonstruction zwischen der Stadt und dem See waren: 
1. eine Bootschifffahrtslinie zwischen dem See und der Stadt Kioto vermittelst des Yodo- 
Flusses zu eröffnen; 
2. die Herstellung von Elektricität durch Wasserkraft und die Vertheilung, respective Abgabe 
von Kraft und Licht an die Stadt; 
3. die Bewässerung der Reisfelder der Umgebung. 
Das Werk wurde. im Jahre 1885 begonnen und 1891 unter der Direetion des Herrn Sakuro 
Fanabe, Chefingenieur, vollendet. 
Hauptcanal vom Biwa-See zur Stadt Kioto. 
Der Hauptcanal verbindet die Südwestseite des Biwa-Sees mit dem Kamo-Fluss in der Stadt 
Kioto. Die Länge desselben beträgt 12.220 m, er hat zwei Sperrvorrichtungen (Schleusen), eine geneigte 
Ebene (Schiffsbahn) und drei Tunnels. Die Höhendifferenz auf diese Entfernung ist. 46:6 m, von denen 
43 m durch Sperrvorrichtung und die geneigte Kbene und die restlichen 3:6 m durch die Canalsteigung 
überwunden werden, die zwischen 1: 2000 und 1: 3000 beträgt, ausgenommen die letzte Strecke nahe 
bei Kioto, wo sie beinahe eben ist. 
Am Seeende ist der Eingang zum Canal aus Schichten von Erdmassen gebildet, die theil- 
weise von den Canal- und Tunnelausgrabungen stammen, und dehnt sich circa 333 m vom alten See- 
ufer aus. Ein Wellenbrecher schützt diesen Eingang. Die erste Strecke des Canales ist 9'3 m weit, 
16 m tief und 600 m lang und führt zum ersten und Haupttunnel. Das Seeniveau variirt mehrere 
Fuss, je nach der trockenen oder. nassen Saison, und ist eine Regulirungs-, Sperr- und Schleusenthor- 
vorrichtung bei dieser ersten Abtheilung erforderlich, um einen beständigen Zufluss von 300 Cubikfuss 
Wasser per Secunde in den Canal herzustellen. 
Der erste Tunnel, 2680 m lang, führt durch die Nagara-Hügelkette und ist der längste schiffbare 
Tunnel Japans. Derselbe hat einen hufeisenförmigen Querschnitt (5 m weit, 46 m hoch, für 2 m 
Wassertiefe) und wurde durch eine Formationsschichte von Thonschiefer, Hornblende, Sandstein, Quarz 
und Porphyr gebohrt sowie mit massivem Stein und Ziegelmauern ausgelegt. Es existirt kein Zugsteg, 
da das Boot durch eine am Boden angebrachte Kette und durch Seile an.den Seiten gezogen wird. 
Der Tunnel wurde auf beiden Seiten mit Schächten angefahren (3°5 m und 3 m ellipsenförmig mit 
Ziegelmauerwerk hergestellt, 50 m tief) und befindet sich circa in. einem Drittel Entfernung von dem 
Westende, Kioto. Derselbe wurde im März 1886 begonnen und im Februar 1890 vollendet. Der Durch- 
schlag von der Westseite mit der entgegengesetzten Seite fand im Juli 1887 statt. 
Verschiedene Schwierigkeiten waren bezüglich der Wässer vom Schachte und vom See zu besiegen. 
Nur ein. Unglücksfall fand auf der Seeseite statt, wo das Erdreich sehr ungünstig war. Im October 1888 
brachen circa 15 Yards der Bölzung ein, wobei 65 Mineure eingeschlossen wurden, die man aber nach 
47 Stunden glücklich befreien konnte. In Folge des häufigen Wechsels der Härte und Beschaffenheit 
des Felsens, der. voll Risse und Sprünge war, wurde der Tunnel beinahe ausschliesslich durch Hand- 
arbeit hergestellt. 
Auf das Westende des ersten Tunnels folgen 4'837 km oftener Canal, theilweise in Einschnitten 
aufend, an manchen Stellen eingedämmt, und berührt: derselbe grösstentheils die Hügel. An gewissen 
Punkten, südwärts zu, wird Wasser zur Bewässerung der Reisfelder abgelassen. 0. 
Die hierauf folgende Hino-oka-Hügelkette wurde durch zwei Tunnels, je 137 m und 934 m lang, 
durchbohrt, und führen dieselben durch Thonschiefer,. Hornblende und Sandstein. Gerade unter dem 
Tunnel Nr. 3, circa 8—8'4 km vom KEinlasse entfernt, theilt sich der Canal in zwei Arme, wovon der 
Zweigcanal später beschrieben wird.
	        
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