Volltext: Denkschrift über das von Franz Ferdinand Poeschl angeregte Project eines Donau-Moldau-Elbe-Canals zwischen Budweis in Böhmen und Untermühl in Oberösterreich

IL. Kinleitung. 
Un ganz Europa, ja in der ganzen Welt erlangen gegenwärtig die Wasserstrassen eine sehr 
hohe Bedeutung für den Waarentransport. Einige der eulturreichsten Länder haben jetzt schon ein 
ziemlich reichmaschiges Netz von Canälen neben einem ebenfalls sehr entwickelten Netz von Kisen- 
balınen; eine Thatsache, welche die Gegner der Wasserstrassenprojecte entwaffnen sollte, die da meinten, 
Jie Canäle würden die Eisenbahnen schädigen. In der Scala der Transportkosten für Waaren nehmen 
jene auf den Wasserstrassen häufig sehr vortheilhafte Stellen ein. Häufig sagen wir, jedoch nicht immer; 
denn es gibt in diesem Betracht sehr grosse Unterschiede in den Frachtpreisen, welche. in mannig- 
fachen Faetoren ihre Ursachen finden. Vor Allem ist es die Art der Traction, welche auf die Trans- 
portkosten Einfluss nimmt. Diese varliren, je nachdem die Förderung der Lasten auf Canälen durch 
Menschen oder Thiere, durch Dampfkraft oder eine andere Energieform bewirkt wird. In neuerer Zeit 
ist in die Reihe der Betriebsformen für die Wasserstrassenfahrzeuge auch die Elektricität und, sagen 
wir es sofort, mit Erfolg eingetreten. Wir hoffen, dies durch Rechnung und Anführung- von Thatsachen 
erweisen .zu können. 
Bei uns in Oesterreich-Ungarn, wo die Frage des Canalbaues seit dem Jahre 1879, als dieselbe 
durch den früh verstorbenen Ingenieur Alexander Friedmann vor den Reichsrath gebracht wurde, in 
so vielen Vertretungskörpern, Centralstellen und Vereinen discutirt wird, werden wir in manchen Fällen 
in ähnlicher Lage sein wie jene Städte, die bisher sich noch nicht zur Einführung der Gasbeleuchtung 
entschliessen konnten, sie führen jetzt gleich elektrisches Licht ein. Auch wir, die über eine 
Fülle von bisher ungenützten Wasserkräften verfügen, dürften.hie und da in die glückliche Situation 
kommen, für .den Canalbetrieb elektrische Energie in Verwendung nehmen zu können. Dies gilt 
vor Allem von dem in diesem Projecte behandelten Fälle, 
1 Die Ankündigung. dieser Betriebsweise auf dem ersten Verbandstage dieser Vereinigung in 
Dresden” seitens des Professors Steiner aus Prag hat lebhaften und verdienten Beifall gefunden, Professor 
Steiner meint: „dass wir bei Schaffung grosser Wasserstrassen nie ausser Acht lassen dürfen, dass 
wir heute im Zeitalter der Elektricität leben, welches unter ganz anderen Bedingungen arbeitet 
als ein Zeitalter, welches sich mit der Waarenbeförderung in althergebrachter Weise beschäftigt. ..“. 
Wir werden sehen, dass diese Worte guten Grund haben und an manchen Orten bereits in Thaten 
umgesetzt sind. 
Die Anwendung der Elektricität für den Betrieb auf Wasserstrassen ist nämlich nicht mehr 
yanz neu! Das Proteusartige dieser Energieform lässt auch hier überraschende Mannigfaltigkeit der 
Verwerthung zu. 
1 Die Magnetisirung der Trommel in der Kettenschifffahrt erleichtert die Förderung 
mehrerer an den Remorqueur angehängter Schiffe; eine elektrische Locomotive, längs des Fluss- 
dammes laufend, kann ganze Bootreihen mittelst Seiles ziehen, oder es vermag auch ein elektrisches 
Locomotivschiff eine Zahl von Lastbooten zu schleppen. Die Elektricität kann ebensogut zum 
Betrieb der Schleusen als wie zu jenem der. „geneigten Ebenen“ in Anwendung gebracht werden, 
and wäre die Elektrotechnik zur Zeit, als die Betriebsmaschinen-Anlage für den. Nordostsee-Canal 
antworfen wurde, schon so weit gewesen, wie sie es jetzt ist, dann hätte sie bei diesem grossen Werke 
ebensogut als motorischer Behelf Verwerthung gefunden, wie sie zur Beleuchtung dieses Canales und 
bei dem grossen Hebewerk in Henrichenburg als bewegendes Agens dient. 
Wir wollen im Nachfolgenden drei Fälle vorführen, wo die Elektrieität im Canalbetrieb bereits 
vortreffliche Dienste leistet, und schliessen dann einen Entwurf an für die Betriebsweise unseres Canales 
sammt den zugehörigen Berechnungen. 
OT
	        
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