Volltext: Sagen aus dem Bezirke Freistadt

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der vermeintliche Lote sich noch rührte. 
Die Rettungsversuche waren aber ver 
gebens, da er mittlerweile ertrank.") 
0. Flurnamen. Natursagen. 
87. Der Flurname „Freithof" deu 
tet aus Begräbnisstätten. 
a) Am Wege von Lragwein nach 
Lugendorf, oberhalb des Wolfelhofer- 
gutes. links, führt eine Flur die Be 
zeichnung „Freithof". Dort soll der Be 
gräbnisplatz der an der Pest Verstor 
benen gewesen sein. 
b) Die Wiese zwischen der Hammer 
schmiede und der seinerzeitigen Bürmüh- 
le bei Pregarten wurde vor Fahren als 
„Freithos" bezeichnet. Dortselbst sollen 
Franzosen» nach anderer Version Schwe 
den, begraben sein. 
Es existieren auch noch vielerorts 
Flurnamen, die an Kriegsereignisse und 
Hungersnot erinnern. 
e) Beim Mistlbergergut in Mistl- 
berg (Tragwein) führt ein Acker die Be 
zeichnung „Scherzlacker", den in der Zeit 
von Hungersnot ein armer Kleinhäusler 
einem Bauer für einen Scherz (Anschnitt) 
Brot vertauschte. 
88. Die Truhe bei Schönau. 
Om Walde Spielreit bei Schönau führt 
eine enge Felsschlucht den Namen Truhe. 
Dortselbst sollen die Leute bei Kriegs 
gefahr ihr Hab und Gut in Truhen (Kof 
fern) versteckt haben. 
89. Der Kälmustümpel bei Ke 
fermarkt hat der Sage? nach keinen 
Grund, was dort hineinfällt kommt in 
unendliche Tiefen. — Heute führt die 
Bahn hindurch! — 
90. Am Tannermoor (Hochmoor) 
bei Neustift (Liebenau) soll einst eine 
Stadt' gewesen sein, die dann versunken 
ist. Der Hahn vom Kirchturm dieser 
Stadt soll noch im benachbarten Gries 
bach (N.-Oe.) zu sehen sein. 
91. Aehnliches wird erzählt von der 
A u am Fuße des Weidenauerber-' 
ges bei Sinter-Weihenbach. Dortselbst 
soll eine Kirche gestanden sein, die ver 
sunken ist. Vorher ist angeblich noch der 
Blechhahn vom Kirchendach aus -en 
Kirchturm von Schönau geflogen. Fn 
genannter Au soll man vor mehreren 
Fahren ein Kreuz gefunden haben, das 
man für das Kirchturmkreuz der versun--- 
kenen Kirche hielt. 
92. Die Fankusmauer bei Lie 
benstein ist eine mächtige Felswand, von 
der einige Felstrümmer unterhalb der 
Wand liegen. Auf dem Fels soll einst 
eine Kirche gestanden sein, in der die 
leidbeladenen Bewohner der Gegend 
Trost und Zuflucht suchten. Da kämen 
wilde Kriegerscharen in das Land, die 
überall mordeten und plünderten. Die 
Schutzsuchenden flüchteten in das Got 
teshaus und schon wollten die wilden 
Horden nachdringen. Da ein dumpfes 
Dröhnen und Erzittern, ein Teil des 
Felsens mit der daraufstehenden Kirche 
löste stch von der Masse und versank 
mit der Kirche im Moore. Oft und 
oft hörten später an der Stelle Betende 
aus der Tiefe herauf herrliche Orgeltöne. 
Auch jetzt noch sollen manche in sturm-. 
durchtobter Nacht die Orgel der versun 
kenen Kirche hören.") 
Ein Felsgebilde am Abhange des 
Waschenberges bei Windhaag führt auch 
den Namen Fankusmauer, Dort soll der 
Teufel gepredigt haben.") 
93. Der Hussenstein. Nördlich 
des Marktes St. Oswald liegt am Süd 
ende des Burgsteinerwaldes ein mäch 
tiges Felsengewirr von beträchtlicher Hö 
he und ziemlicher Ausdehnung, genannt 
der Hussenstein. Der Sage nach war dort 
ein Sammelplatz der Hussiten, nach an 
derer Meinung eine Zufluchtsstätte vor 
diesen fanatischen Horden. 
94. Der Warzenstein. Fn un 
mittelbarer Nähe des Dorfes March bei 
St. Oswald trifft man in einem kleinen 
Gehölz auf eine Felspartie, bestehend 
aus einzelnen von Natur aus überein 
ander gelagerten, nicht leicht zugäng-' 
lichen Felsblöcken, deren höchster aus sei-" 
nem breiten, flachen Rücken eine scha 
lenförmige, kreisrunde Vertiefung aus 
weist (ä —- Meter, Liefe 1/4 Me 
ter). Diese Schale enthält fast zu je 
der Zeit Wasser, welches bei den Leuten 
als ein vorzügliches Mittel zur Vertrei 
bung der Warzen gilt. Aus diesem 
Grunde wird auch der Felsblock allge 
mein Warzenstein genannt.^) 
Nachtrag. 
1 a. Am Hainberg bei Pregarts- 
dorf tobt auch die wilde Fagd. Vor 
'Fahren wurde ein Knecht des Krich- 
mayr von ihr überrascht und rettete sich 
nur durch Niederwerfen in das rechte 
Wagengeleise. 
1b. Ein Knecht vom Grünbichler- 
gute ging am hl. Abend nach Pregarten 
in die Mette. Fm „Lehnerholz" hörte 
er in den Lüften ein Sausen und Brau 
sen, Aechzen und Krachen. Es war Oie 
wilde Fagd. An ihr soll auch ein Hund 
vom Auhäusl und eine schwarze Katze 
vom Aisthäusl teilgenommen haben. 
") Lehrer PrLak. 
42) Vgl. Sage 26.
	        
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