Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

301 
die zuerst untergehenden Sterne gut gemerkt, so kann 
man, wo immer das Sternbild am Himmel steht, gleich 
wissen, wo die Westseite ist, und daß die hintern zwey 
Sterne die Ostseite anzeigen. 
Siebentens. Dient ferner der Morgen⸗ oder 
Abendstern (die Venus genannt) zur Orientirung, wel⸗ 
chen man dadurch leicht erkennen kann, weil er der schönste 
und größte Stern am Himmel ist, und ein so starkes hell⸗ 
weißes, ruhiges Licht hat, daß die des Nachts von ihm 
beleuchteten Gegenstände einen deutlichen Schatten wer⸗ 
fen. Man erblickt diesen Stern entweder vor Aufgang 
der Sonne ganz nahe, oder doch nicht sehr entfernt vom 
Gesichtskreise in Osten, oder auf diese Art gleich nach 
Untergang der Sonne in Westen. Aus diesem geht her⸗ 
vor, daß, wenn man diesen Stern, ehe der Tag anbricht, 
und ehe die Sonne aufgeht, nahe am Gesichtskreise glän⸗ 
zen sieht, dieß die Morgengegend, und wo er Abends am 
Gesichtskreise erscheint, dieß die Westseite ist. 58 
Nebst obigen sind noch nachstehende Orientirungs⸗ 
mittel für Tag und Nacht bekannt: 
1) Die rauheste Seite der Bäume in Waldungen zeigt 
ungefähr nach Norden. 
Die Zwischenräume der sogenannten Jahrgewächse 
der Baͤume sind gegen Norden zusammengepreßter: 
J) Die dicksten oder stärksten Wurzeln und Äste befinden 
sich an den Baͤumen auf der Südseiete. 
) Auf der Südseite der Ameisenhaufen waͤchst kein 
Gras. 
5) Alte Kirchen haben ihr Cher m eistens gegen den 
Aufgang der Sonne gebaut, welche Himmelsgegend 
demnach hinter dem Hochaltare lietf t. 
Große Feldsteine sind gegen Norden gewöhnlich feuch⸗ 
ter, und mit etwas Moos bedeckt. 
Weiß man nun eine der vier Weltgegenden, so ist 
5)