Volltext: Oberösterreichische Bauerngeschichten. Zweites Bändchen. (Zweites Bändchen / 1858)

in der großen Schule des Lebens erfahren und daß 
er das Erfahrene nicht habe unbeachtet an sich vor 
übergehen lassen. 
Er hatte manchen tiefen Blick in das menschliche 
Herz gethan, er hatte seine Schwächen und seine Tu 
genden kennen gelernt und sich manche schöne Lehre 
für seinen schweren bitteren Beruf gesammelt. 
So war es nun auch jetzt dem Scharfblicke des 
denkenden Mannes nicht entgangen, daß sich in des 
jungen Menschen tiefstem Innern ein mächtiger Kampf 
, zwischen Wollen und Unentschlossenheit entsponnen. Er 
wollte ihn zu einer Entscheidung erstarken. 
„Nun, mein lieber Christel," sagte er noch 
mals zu dem weinenden Knaben und trat ganz 
nahe an ihn heran, „was gedenkst Du mir denn zu 
vertrauen?" 
Christel aber, durch die milden Worte seines 
Richters nur noch weicher gemacht, verhüllte sein Ge 
sicht mit seinen Händen und schluchzte so heftig, daß 
es ihm völlig das Herz abstoßen wollte. 
„Sei ruhig, mein Kind, sammle Deine Gedanken 
erst recht zusammen, dann sage mir offen, was Dich 
drückt, so offen, als ob Du es Deinem Vater sa 
gen würdest." 
Das Wort Vater zuckte wie ein Blitzstrahl 
durch den Burschen. 
„Bist Du etwa heute Nacht auf andere Gedan 
ken gekommen? Willst Du etwa vernünftiger sein, 
als Dein hartnäckiger Bruder?" warf wie oberflächlich 
der Richter hin und heftete seinen Forscherblick auf des 
Knaben Gesichtszüge, als ob er seinen Gedankengang 
verfolaen wollte.
	        
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